Bereits in der September-Ausgabe von forum haben wir im Mediensplitter die Frage gestellt: Sollte forum X (ehemals Twitter) verlassen? Nach intensiven Überlegungen und Diskussionen sind wir zu einer klaren Antwort gekommen: Wir haben der Plattform den Rücken zugekehrt.
Seit Jahren ist die Präsenz auf sozialen Medien ein wesentlicher Bestandteil journalistischer und zivilgesellschaftlicher Arbeit. Plattformen wie Instagram, Facebook oder LinkedIn gelten als unverzichtbar, um ein breites Publikum zu erreichen. X war lange der Inbegriff für schnelle Nachrichten und direkte Kommunikation. Doch in den letzten Monaten hat die Plattform eine Wandlung durchgemacht, die uns dazu veranlasst, eine schwierige, aber notwendige Entscheidung zu treffen: Wir verlassen X. Dies tun wir nicht allein – auch das Lëtzebuerger Journal, The Guardian oder die Grünen-Abgeordnete im Europäischen Parlament Tilly Metz haben diesen Schritt bereits gemacht. Unsere Entscheidung ist ein bewusster Akt, um unsere Werte und unsere Verantwortung als Redaktion zu wahren.

Ein toxisches Umfeld
Mit der Übernahme durch Elon Musk hat X sich drastisch verändert – und das nicht zum Besseren. Die Plattform hat sich zunehmend von einem Raum des demokratischen Austauschs zu einem Ort entwickelt, an dem Verschwörungstheorien und extreme Ideologien gedeihen. Musk selbst hat diese Entwicklung aktiv gefördert: Er hat kontroverse Persönlichkeiten hofiert und Entscheidungen getroffen, die destruktive Diskurse stärken.
Unsere Inhalte auf X zu teilen, fühlt sich unter diesen Umständen falsch an. Zwar wissen wir, dass unsere Follower*innen nicht Teil dieses toxischen Austauschs sind, dennoch bleibt die Realität: Unsere Beiträge erscheinen auf einer Plattform, die zunehmend von Feindseligkeit und Hetze dominiert wird.
Eine publizistische Arbeit, wie forum sie versteht, bedeutet Verantwortung – gegenüber der Öffentlichkeit, dem Wahrheitsanspruch und unseren Leser*innen. Indem wir auf X aktiv bleiben, tragen wir – so klein unser Beitrag auch sein mag – dazu bei, das Systemzu legitimieren.
Die Herausforderung sozialer Medien
Schon vor den tiefgreifenden Veränderungen unter Elon Musk war unsere Beziehung zu X von Ambivalenz geprägt. Soziale Medien sind per Definition Orte der Schnelligkeit und Vereinfachung – ein Konzept, das mit unserem Anspruch, komplexe Zusammenhänge zu erklären, oft schwer vereinbar ist. Fundierte Analysen auf wenige Zeichen zu reduzieren, fühlt sich oft wie ein Kompromiss an, der weder unserer Arbeit noch unseren Leser*innen gerecht wird.
Die Dynamik von X, die auf Algorithmen basiert, die schnelle Interaktionen belohnen, passte dabei selten zu unserem Stil. Während andere Plattformen uns die Möglichkeit bieten, Themen in größerem Umfang zu behandeln, zwang uns X immer wieder in ein Format, das nicht zu den Werten und Zielen von forum passte.
Unser Abschied von X markiert keinen Rückzug aus den sozialen Medien. Wir bleiben präsent, um Inhalte zu teilen, die inspirieren, aufklären und zum Nachdenken anregen – in einem Umfeld, das diese Werte respektiert.
Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns auf X begleitet haben, und laden euch ein, uns auf unseren anderen digitalen Kanälen zu folgen: Informationen von forum gibt es weiterhin auf Instagram, Facebook und LinkedIn, über unseren Newsletter und natürlich auf unserer Website.
Milena Stoldt hat Sozialanthropologie und Urban Design studiert und kümmert sich zurzeit um die Social Media Auftritte der Zeitschrift forum.
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