Luso-luxemburguês?

Studien zur portugiesischen Migration an der Universität Luxemburg

Am 19. und 20. Februar 2016 fand in Belval die internationale Konferenz „Luso-luxemburguês?“ statt, die vom Centre de documentation sur les migrations humaines (CDMH) aus Dudelange und der Universität Luxemburg gemeinsam organisiert wurde. Es handelte sich um die erste wissenschaftliche Konferenz in Luxemburg, die sich dem für die hiesige Gesellschaft hoch relevanten Thema der portugiesischen Migration widmete. Diese Konferenz brachte Forscherinnen und Forscher aus dem In- und Ausland zusammen, um aus interdisziplinärer Perspektive über unterschiedliche Aspekte der portugiesischen Migration in Luxemburg zu berichten und die Ergebnisse verschiedener Forschungsprojekte einem breiten – sowohl wissenschaftlichen als auch nicht-wissenschaftlichen – Publikum nahezubringen und gemeinsam zu diskutieren. Im Rahmen von Conta a sua história – enregistrement de témoignages spontanés hatten Teilnehmer auch die Gelegenheit, ihre eigenen Migrationserfahrungen zu schildern. Im Nachgang zu dieser Konferenz richtet das vorliegende Mini-Dossier über portugiesische Migration in Luxemburg noch einmal den Blick auf einige ausgewählte laufende und abgeschlossene Forschungsarbeiten an der Universität Luxemburg in diesem Bereich.

Der Begriff „luso-luxemburguês“ verweist auf Fragen der Identität der ersten und zweiten Generation portugiesischer Migranten und ihrer Kinder in Luxemburg, auf deren intergenerationelle Beziehungen und die vielschichtigen Relationen, die durch die Migration zwischen Portugal und Luxemburg entstanden sind.

Beginnend mit einem Beitrag von Aline Schiltz über den in den Sozialwissenschaften so genannten transnationalen Sozialraum, der sich im Laufe der Jahre durch das „va-et-vient“ der portugiesischen Migranten zwischen Luxemburg und Portugal gebildet hat, wird aufgezeigt, wie die Migranten in beiden Ländern ihre Spuren hinterlassen haben und sich im Laufe der Jahre enge politische und wirtschaftliche Beziehungen mit einem großen Potential herausgebildet haben. Daran schließt sich der Überblick über die Emigrationspolitik Portugals von Thierry Hinger, welcher die Bemühungen des portugiesischen Staates untersucht, die Beziehungen der im Ausland lebenden Portugiesen mit Portugal aufrechtzuerhalten und zu pflegen. Dabei zeigt sich, dass neben den Migranten auch der portugiesische Staat eine Rolle bei der Herstellung dieses transnationalen Sozialraumes spielte. Anschließend werfen Isabelle Albert, Ute Karl und Anne Carolina Ramos einen Blick auf die Zukunftserwartungen der Migranten der ersten Generation, die oft einen Großteil ihres Arbeitslebens in Luxemburg verbracht haben und für die sich nun im fortgeschrittenen Alter neue Fragen stellen, wie beispielsweise Überlegungen, wo man nach dem Renteneintritt leben möchte oder wie man sich die Versorgung im Falle von Pflegebedürftigkeit vorstellt. Zum Schluss befassen sich Stephanie Barros Coimbra und Heidi Martins mit der Sicht der zweiten Generation, d.h. der nunmehr erwachsenen Kinder portugiesischer Migranten, die in Luxemburg aufgewachsen sind. Diese müssen sich besonderen Herausforderungen hinsichtlich der Erwartungen ihrer Familien und der Aufnahmegesellschaft stellen, welche sich ebenfalls in ihren Identitätskonstruktionen niederschlagen.

Dies sind nur einige Perspektiven auf den portugiesischen Teil der luxemburgischen Bevölkerung (16% laut der Zahlen des STATEC am 1.1.2016), aber sie dürften die bereits in den 1970er Jahren eingesetzte Forschung zur portugiesischen Migration erweitern und einen Beitrag zu einem besseren Gegenwartsverständnis leisten. u

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