Die Welt danach? Sie ist bereits im Entstehen!

Eine neue Agenda wird geschrieben: Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung1 und das Pariser Klimaabkommen2 wurden 2015 unter Luxemburger EU-Ratspräsidentschaft unterschrieben. Luxemburg versucht vor diesem positiven Hintergrund sein Schmarotzerimage in Sachen Tanktourismus, Steuerflucht und Ressourcenverbrauch abzulegen. Trotz einiger signifikanter Pannen wie Luxleaks, dem peinlichen Schauprozess gegen sogenannte „Whistleblower“, trotz Dieselgate, Pro-Kopf-Weltrekorden in CO2-Ausstoß und ökologischem Fußabdruck und trotz dem sich Abzeichnen einer 80/20 Gesellschaft versucht das Ländchen, positiv in die Zukunft zu schauen. Und tatsächlich, ist es nicht Zeit eine neue Geschichte zu erzählen, eine Geschichte, die Mut macht, die Menschen zusammenbringt und jungen Generationen eine wirklich gelebte „Lust auf Morgen“ vermittelt?

Universell und untrennbar ruft die 2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung alle Länder – Industrie- und Entwicklungsländer – zum Handeln auf, bis 2030 die Armut zu beenden, Ungleichheiten anzusprechen und den Klimawandel anzugehen. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), die von 193 Ländern einstimmig angenommen wurden, setzen einen neuen universellen Standard für die Entwicklung, die dafür sorgen soll, dass niemand zurückgelassen wird. Das Pariser Klimaabkommen wurde im Dezember 2015 nach jahrelangem Ringen von mehr als 170 Staats- und Regierungschefs unterzeichnet.

Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer bekennen sich in dem Vertrag gleichermaßen dazu, Maßnahmen gegen die Erderwärmung zu ergreifen, sodass diese unter zwei Grad Celsius bleibt. Innert Kürze wird das Klimaabkommen in Luxemburg ratifiziert, der Tanktourismus kritisch untersucht, der Klimapakt auf Gemeindeebene schrittweise umgesetzt und Bürgerinitiativen initiiert, die zeigen, was „global denken, lokal handeln“ konkret heißt.

Wohlstand und Wachstum

Ein bisschen mehr ans Eingemachte geht es, seit die Regierung die magische Zahl des 1,1-Millionen-Einwohner-Staates in ihrem europäischen Stabilitäts- und Wachstumsprogramm aufgriff.3 Eine Diskussion über die Frage, wie viel Wachstum unser Land verkraftet, scheint in Schwung gekommen zu sein. An einer Diskussion über die zukünftige Ausrichtung des Landes nahmen gleich sechs (männliche) Regierungsmitglieder teil. Gerade Politiker stellen das Wirtschaftswachstum nicht gerne infrage: Vielen gilt es als Allheilmittel und so bleibt es trotz Umweltbelastung und fortwährender Ressourcenausbeutung die heilige Kuh der Ökonomie. Man versucht sich mit dem Adjektiv „qualitativ“ noch eine Weile vor einer tiefgreifenden Wachstumsdebatte – die möglicherweise (zu) vieles in Frage stellen würde – zu schützen. Und für viele Ökonomen ist Wohlstand ohne Wachstum undenkbar. Doch wenn im Jahr 2050 die Erdbevölkerung auf rund 9 Milliarden Menschen angewachsen sein wird und sie alle den materiellen Reichtum der heutigen OECD-Staaten erreichen könnten, müsste die Weltwirtschaft 15-mal größer sein als heute.4 Dass es anders gehen kann, zeigt Tim Jackson, ehemaliger Umweltberater der britischen Regierung, denn „Soziale Ungerechtigkeit und auf Umweltzerstörung gegründeter Wohlstand für einige wenige können nicht die Grundlage einer zivilisierten Gesellschaft sein.“Laut Jackson ist eine mögliche Antwort auf das Wachstumsdilemma das Konzept der Entkopplung: Man entkoppelt die Wirtschaftsleistung vom Materialverbrauch, versucht Ersteres zu steigern, ohne dass das Zweite mitwächst. Wachstum erscheint so möglich, ohne dass die Ökologie bis an ihre Grenzen belastet wird. Voraussetzung ist, dass die Effizienz der Ressourcennutzung ebenso schnell steigt wie die Wirtschaftsleistung. Wesentlich bei der Umsetzung dieses Konzepts ist, dass Kohlenstoffemissionen stabilisiert werden und Energiesicherheit gewährleistet wird.

Luxemburgs Revolution 3.0

Ähnlich sieht das der amerikanische Zukunftsforscher Jeremy Rifkin, welcher im Auftrag der Luxemburger Regierung eine strategische Studie zur Umsetzung der dritten industriellen Revolution durchgeführt hat.6 Diese „Revolution“, die durch den Energienotstand und den Klimawandel eingeleitet wird, wird dank neuer Kommunikations- und Transportmethoden, zusammen mit der massiven Erschließung erneuerbarer Energiequellen und der Entwicklung intelligenter Stromnetze die Welt von morgen komplett verändern. Zentral ist auch ein neues wirtschaftliches Modell mit dezentralen, flachen und auf Kollaboration angelegten Strukturen. An der Luxemburger Studie waren 300 Experten in neun thematischen Arbeitsgruppen beteiligt: ITC, Energie und Transportwesen, sowie Bauen/Wohnen, Lebensmittel, Industrie, Finanzen, „smart economy“, Kreislaufwirtschaft und sogenannte „Prosumenten“ (dem produzierenden Konsumenten) mitsamt sozialem Modell. Die Leistung des Futurologen Rifkin und jener, die ihn nach Luxemburg gebracht haben, ist sicherlich, dass heute Interessensvertreter aus Industrie- und Businesskreisen bereit sind, sich mit Klimawandel, Green Tech und neuen Wirtschaftsformen auseinandersetzen, die bis dahin schwer zu bewegen waren. Die Vorstellung des 475 Seiten starken Berichtes im Oktober 2016 in der LuxExpo hatte 800 Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Zivilgesellschaft zusammengebracht.

Jetzt wird es darum gehen, aus diesem noch recht abstrakten Entwurf einen praktisch gangbaren Zukunftsplan zu entwickeln. Vertreter aus Sozial- und Umweltverbänden haben hervorgehoben, dass sich die Systemgrenzen nun ausweiten müssen, damit Fragen der Wohlstandsverteilung, der Bürgerbeteiligung und der Zukunft der Arbeit breit diskutiert werden können.

Rebound

Der andere blinde Fleck der Rifkin-Strategie ist, dass Effizienzsteigerung dank Green Tech und Innovation keine Bremse sein muss für ressourcenintensive ungebremste Produktivitätssteigerung, die wiederum wichtig sei für Wirtschaftswachstum und unser Wohlstandsmodell schlechthin. Außerdem hatte der Wirtschaftsminister Etienne Schneider bereits mehrmals klargemacht, dass drei bis vier Prozent Wachstum für das Luxemburger Modell unverzichtbar seien. Dass selbst mit solarbetriebenen Elektroautos und 3D-Druckern die Bäume nicht in den Himmel wachsen, wird außer Acht gelassen. Wenn unsere Geräte zwar sparsamer werden, wir aber immer mehr davon brauchen, haben wir nichts gewonnen.

Im Film Demain sagt der Präsident des Verbands „négaWatt“ Thierry Salomon, dass bis zu 60% des weltweiten Energieverbrauchs eingespart werden könnten, wenn wir ganz einfach überflüssige Technologien und Verbräuche streichen würden, wie beispielsweise Haushaltsgeräte, die auf Standby stehen oder Riesenbildschirme in den Pariser Metrostationen.7 Das französische „négaWatt-Szenario“ ruht auf drei Pfeilern: Suffizienz, Effizienz und erneuerbare Energien. Die beiden ersten Pfeiler ließen den französischen Energieverbrauch stark sinken, wodurch der restliche Konsum mit Erneuerbaren gedeckt werden könne. Schon 2032 könnte Frankreich atomstromfrei sein und 2050 würde unser Nachbarland seinen CO2-Ausstoß um den Faktor 16 reduziert haben. Die Suffizienz (nicht Verzicht) ist hier ein aktiver Teil dieser Energiewendeanalyse.

Laut dem Wirtschaftsforscher und Radtüftler Niko Paech steigern technischer Fortschritt und industrielle Arbeitsteilung die Produktivität und sind das Fundament eines ständig wachsenden Gütervolumens, bei dem Raum und Zeit verdichtet werden: mehr Logistik, mehr Konsum, mehr Geschwindigkeit.8 Technischer Fortschritt erlaubt zwar, Ressourcen effizienter einzusetzen, doch häufig sind zusätzliche Einsatzstoffe nötig. Space Mining lässt grüßen: Bald werden Luxemburger Raumschiffe das Weltall durchkreuzen und mit den Marsmenschen um Edelmetalle streiten. In spätestens fünf Jahren sollen erste Missionen zu Asteroiden starten. Das Großherzogtum sieht darin ein gigantisches Potenzial. Eine deutsche Online Zeitung titelt zynisch „Ex-Steueroase wittert Zukunftsmarkt – Luxemburg steigt in Weltraum-Bergbau ein“.

Postwachstum

Die Kritik am alles dominierenden Paradigma des Wirtschaftswachstums ist mit der Finanz- und Wirtschaftskrise der letzten Jahre gesellschaftsfähig geworden. Der Klimawandel, die japanische Nuklearkatastrophe, bewaffnete Konflikte und der Welthunger werfen grundlegende Fragen auf: Kann unsere Wirtschaft tatsächlich ewig weiterwachsen und ist unser Konsum zukunftsfähig? Diesen Fragen geht der Sozialpsychologe und Publizist Harald Welzer in seinem Essay Mentale Infrastrukturen nach.9 Bei der Wachstumsfrage geht es um die Infragestellung des gegenwärtigen Gesellschaftsmodells, das auf einer grenzenlosen Ressourcennutzung einiger Weniger auf Kosten aller Anderen basiert. Heute, wo immer mehr Gesellschaften der kapitalistischen Wirtschaftskultur und ihren Verbrauchsmustern folgen, schrumpfen die Räume zur problemlosen Ressourcenentnahme, was wiederum eine wachsende Konkurrenz um seltene Erden, Öl, Agrarflächen und CO2-Ablageplatz in der Atmosphäre mit sich bringt.

Auf der Suche nach möglichen Lösungen warnt Welzer vor dem „naiven“10 Fortschrittsglauben der dritten industriellen Revolution: Ökonomische Innovationen, Solarpanels und Ökosteuern alleine reichen nicht. Bei der notwendigen „großen Transformation“ ist neben technischen und politischen Lösungen vor allem eine sozial-psychologische und kulturelle Dimension gefordert. Die Umsetzung einer Postwachstumsgesellschaft kann nicht alleine an Experten und Politiker delegiert werden. Es geht also auch darum, Angst und Hemmschwellen abzulegen – und im sozialen Miteinander und im Einklang mit den natürlichen Lebensgrundlagen Neues auszuprobieren. Beispiele von Plattformen zur Postwachstums- und Post-Carbon-Gesellschaft sind in Deutschland, Frankreich und England zu finden.11

Ein Prozent ist genug

Wem die Postwachstumsökonomen zu abgehoben sind, dem kann das neue Buch von Randers und Maxton Ein Prozent ist genug empfohlen werden – Randers war bereits 1972 Mitverfasser von Grenzen des Wachstums und hat 40 Jahre später seinen 2052-Bericht herausgegeben.12 Die Autoren schreiben, dass langsameres, nachhaltiges Wachstum ein Weg zur langfristigen Sicherung des Wohlstandes sein kann. Dabei soll das BIP nicht schrumpfen, aber man sollte sich an einen langsameren Durchsatz gewöhnen. Die Rolle der Politik sei es, für mehr Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen, Arbeitsplätze zu sichern und den ökologischen Fußabdruck des Menschen zu vermindern. Es sollten gut ausgebildete, kompetente, gut bezahlte und sozial engagierte Menschen im öffentlichen Sektor die bestmöglichen Entscheidungen im Sinne der Allgemeinheit treffen. Der Staat solle die Märkte regulieren und es brauche eine echte Demokratie mit fairen, freien und regelmäßigen Wahlen und einer unabhängigen Presse statt dem, so die Autoren, „Wahlzirkus“, bei dem mächtige Lobbygruppen heute im Westen den demokratischen Prozess untergraben. Die Autoren postulieren, dass Neoliberalismus den Reichtum der Reichen steigert, während er Mittel- und Unterschicht verarmen lässt und zur Klimakatastrophe führt. Es bedürfe einer Umverteilung des Reichtums durch höhere Steuern für Vermögende und durch Unterbindung der Steuerflucht. Und wir benötigen unter anderem Steuern auf klimaschädlichen fossilen Brennstoffen. Das wäre dann Gegenstand einer ernst gemeinten ökologischen Steuerreform!

Neues Bewusstsein

Psychologen, Pädagogen und Risikoforscher erklären, dass sich trotz des Wissens über Klimawandel und „Peak Oil“ nur wenige Menschen umweltbewusst verhalten. Diese Themen sind für viele Menschen zu wenig spürbar und zu weit weg, also zu abstrakt. In der Postwachstumsdiskussion knüpfen sowohl Harald Welzer als auch der französische Agrarökologe und Philosoph Pierre Rabhi an vier Jahrzehnte Diskussion über nachhaltige Lebensstile, Suffizienz und ethisches Konsumverhalten an und heben die Lebensstil-Debatte auf eine neue Ebene.13 Es reiche nicht, gut gemeinte Ratschläge zu erteilen und Auto- und Fleischverzicht zu predigen. Wenn die große Transformation gelingen soll, dann muss eine tiefere Ebene der Selbstreflexion einbezogen werden: Wir müssen die Mechanismen und Prinzipien „in uns drinnen“ durchschauen, auf denen unsere Ideale und Wünsche, unsere Vorstellungen und Empfindungen von Zufriedenheit fußen. Denn diese werden durch unsere mentalen Strukturen ein gutes Stück vorgegeben. Ein neues Denken und Fühlen, ein neues Bewusstsein und Verständnis in Bezug auf die Themen Ökologie, globale Erwärmung und Überkonsum kann mitunter durch die Praxis der Achtsamkeit und der Meditation erschlossen werden.14 Dabei wird uns bewusst, dass die menschliche Zivilisation sich selbst zerstören kann. Diese Tatsache zu erkennen, sollte nicht zu Verzweiflung führen, sondern dazu, alles zu tun, um sie zu verhindern. Womöglich werden wir dann dem Wunsch nach „Weniger ist mehr“ näher kommen oder die Frage „Wie viel ist genug für ein gutes Leben?“ anders beantworten können.

Gesellschaftsvertrag für eine „Große Transformation“

Der notwendige Umbruch des weltweiten fossilen ökonomischen Systems hin zu einer ressourcenschonenderen Gesellschaft wird vom Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen der [deutschen] Bundesregierung (WBGU) als „Große Transformation“ zu einer nachhaltigen Gesellschaft verstanden.15 In einem Gutachten zeigt der Rat explizit, dass die technologischen Potenziale zur umfassenden Dekarbonisierung sowie die politischen Instrumente für eine klimaverträgliche Transformation bereits vorhanden sind. Der Beirat erläutert auch, dass der erforderliche Wandel tiefgreifende Änderungen von Infrastrukturen, Produktionsprozessen, Regulierungssystemen und Lebensstilen sowie ein neues Zusammenspiel von Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft umfassen muss. Um die Dekarbonisierung zu erreichen, müssen Fehlanreize wie die Förderung fossiler Energieträger oder nicht einberechnete Umweltkosten beseitigt werden.

Der Entwurf eines neuen Gesellschaftsvertrags für eine klimaverträgliche und nachhaltige Weltwirtschaftsordnung soll kombiniert werden mit einer Kultur der Achtsamkeit (aus ökologischer Verantwortung), einer Kultur der Teilhabe (als demokratische Verantwortung) sowie mit einer Kultur der Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen. Bei der Dekarbonisierung der Energiesysteme, dem Kernstück der Transformation, sind der gestaltende Staat und die Pioniere des Wandels die zentralen Akteure. Diese Pioniere testen die Optionen für die Überwindung einer auf der Nutzung fossiler Ressourcen beruhenden Ökonomie und treiben neue Visionen voran, an denen sich der gesellschaftliche Wandel orientieren kann.

Soziale Energie spart reale Energie

Ein solcher Entwurf wird in Neustart Schweiz, dem Basiswerk für die Schweizer Transitionsbewegung skizziert.16 Es geht um ein Gesellschaftsmodell mit Nachbarschaften, Basisgemeinden und Regionen, das möglichst starke Selbstversorgung anstrebt.17 Der materielle Lebensstandard soll auf ein Niveau reduziert werden, das eine welt- und umweltverträgliche Schweiz ermöglicht. Da mit erneuerbaren Energien und Sparmaßnahmen allein die notwendigen Treibhausgasemissionsreduktionen nicht zu leisten sind und der Bedarf nach Mobilität erheblich reduziert werden muss, macht der Züricher Autor P.M. mit Neustart Schweiz einen schlüssigen Vorschlag. Er setzt in der Nachbarschaft an, dort wo das Zusammenleben mit anderen Menschen, die Gesellschaft an sich beginnt. Basis einer solchen Neuorganisation der Schweiz wäre eine neue Kooperation von Stadt und Land, in der Landwirtschaftsbetriebe mit je rund 100 ha Nachbarschaften von etwa 500 Personen mit den nötigen Lebensmitteln versorgen. Die Landwirtschaftsbetriebe verfügen über eigene Verarbeitungskapazitäten und beliefern kleine Läden, die von den Nachbarschaften genossenschaftlich geführt werden. Die Nachbarschaft trifft sich im Begegnungszentrum mit Großküche und anderen Dienstleistungen, die das Leben vereinfachen und lebendiger machen. Was man im Pantoffelbereich erledigen kann, spart Energie, sagt P.M., der geistige Vater der europaweit beispielhaften Siedlung Kraftwerk1 in Zürich.18

Die ideale Größe einer Nachbarschaft von 500 Personen ergibt sich einerseits aus Forschungen des Instituts für Agrarökonomie der ETH Zürich, die 500 als minimale Größe für eine dörfliche Ökonomie ermittelt hat.19 Andererseits hat die Kommunikationsforschung gezeigt, dass in kleineren Gruppen die Nebenwirkungen unvermeidlicher individueller Konflikte mehr Gewicht haben als in größeren Gruppen, die über vereinsähnliche Strukturen verfügen.20

Das Leben in einer Schweiz nach dem Modell Neustart Schweiz bräuchte nicht nur wesentlich weniger Energie, sondern auch weniger Geld. Der Umbau der Schweiz würde nach Schätzungen des Autors mit aufgerundet 100 Milliarden nicht viel mehr kosten als die vorläufige Rettung der UBS. Zudem bleibe das Geld in der Schweiz und zirkuliere in der realen Wirtschaft.

Mut zur Veränderung

Von Bürgern initiierte und von ihnen getragene Initiativen bergen ein enormes Potenzial, Lösungsvorschläge zu erproben. Die Transition-Initiativen sind ein konkretes Beispiel des Prinzips „Denke global, handle lokal“. Hier findet der Einzelne Wege, die eigene Ohnmacht angesichts dieser gigantischen Probleme zu überwinden und im Kollektiv Inspiration und Mut zu finden. Seit 2015 begleitet Transition Luxemburg auch Gemeinden im Rahmen vom Klimapakt in Sachen Bürgerbeteiligung. Die Tournee durch die Gemeinden mit dem Film Demain im Winter 2016-Frühling 2017 bringt bei jeder der Etappen regionale Akteure des Klimaschutzes zusammen: Gemeindevertreter, Vereine, Schulen, Kleinunternehmer, Bürger usw. und zeigt, dass die Welt von morgen bereits unterwegs ist, dass etliche Menschen ihre Kreativität und Energie einsetzen, um eine ernst gemeinte nachhaltige Gesellschaft mitzugestalten und dass diese Akteure eine Menge voneinander lernen können.21

Das Modell der Transitionsbewegung ist ein soziales Experiment, das mit Hoffnung und Einfallsreichtum Antworten auf unsichere Zeiten vorschlägt. Da man Probleme bekanntlich nicht mit derselben Denkweise lösen kann, durch die sie entstanden sind, bedarf es Mut zur Selbstbestimmung, Kritik am Bestehenden und eine Menge Inspiration und Einfallsreichtum, um konkrete Lösungsansätze zu entwickeln.

Denn, es ist einfach zu spät, um pessimistisch zu sein!22

1. UNITED NATIONS (2015): Transforming our World: The 2030 Agenda for Sustainable Development.
2. UNITED NATIONS (2015): Framework Convention On Climate Change
3. TAGEBLATT: Qualitative Wuesstem, Landesplanung, 7.11.2016.
4. JACKSON, TIM (2009): Wohlstand ohne Wachstum. oekom verlag, München.
5. ebenda                                                                                                                                                                                                                                                                                      6. MINISTÈRE DE L’ÉCONOMIE, CHAMBRE DE COMMERCE & IMS (2016): Synthèse de l’étude stratégique « Troisième Révolution Industrielle ». Eingesehen 25.02.2017 auf www.troisiemerevolutionindustrielle.lu
7. DION, CYRIL & LAURENT, MELANIE (2015): Demain. Movemovie et Mars Films. www.demain-lefilm.com .
8. PAECH, NIKO (2012): Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie. oekom verlag, München.
9. WELZER, HARALD (2011): Mentale Infrastrukturen. Wie das Wachstum in die Welt kam. Schriftenreihe der Heinrich-Böll-Stiftung. Band 14.
10. Welzer (2011). Seite 38.
11. Siehe www.postwachstumsoekonomie.de, www.institutmomentum.org, www.postcarbon.org
12. RANDERS, JORGEN & MAXTON, GRAEME (2016): Ein Prozent ist genug – Mit wenig Wachstum soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Klimawandel bekämpfen oekom verlag, München.
13. RABHI, PIERRE (2010): Vers la sobriété heureuse. Ed. Actes Sud, Arles.
14. THÍCH NHẤ T HẠ NH (2009): Die Welt ins Herz schließen. Buddhistische Wege zu Ökologie und Frieden. Aurum in J. Kamphausen, Bielefeld.
15. WBGU (2011): Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Zusammenfassung für Entscheidungsträger. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU). www.wbgu.de
16. Siehe auch www.neustartschweiz.ch.
17. P.M. (2010): Neustart Schweiz – So geht es weiter. Edition Zeitpunkt, 2. erw. Auflage.
18. Siehe auch www.kraftwerk1.ch
19. P.M. (2009): Buchbesprechung „Neustart Schweiz: Soziale Energie spart reale Energie“. Archipelausgabe 167 (01/2009). Eingesehen 25.02.2017 auf http://www.forumcivique.org/de/artikel/buchbesprechung-neustart-schweiz-soziale-energie-spart-reale-energie
20. P.M. (2009): Buchbesprechung „Neustart Schweiz: Soziale Energie spart reale Energie“. Archipelausgabe 167 (01/2009). Eingesehen 25.02.2017 auf http://www.forumcivique.org/de/artikel/buchbesprechung-neustart-schweiz-soziale-energie-spart-reale-energie
21. DION, CYRIL & LAURENT, MELANIE (2015): Demain. Movemovie et Mars Films. www.demain-lefilm.com .
22. Um Yann Arthus-Bertrand den Filmemacher von „Home“ zu zitieren: Arthus-Bertrand Yann, Home, Elzévir Films et EuropaCorp (2009), 120 minutes.

 

 

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