Seit Februar 2020 habe ich meinen festen Platz in der Arbeitswelt bei der Fondation Autisme Luxembourg (FAL) gefunden. Hier bin ich im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit tätig.
Die Fondation Autisme Luxembourg (FAL) wurde am 18. Juni 1996 von einer Gruppe betroffener Eltern gegründet, die etwas gegen den Mangel an Einrichtungen und Dienstleistungen für Menschen mit Autismus in Luxemburg unternehmen wollten. Die Stiftung bietet allen Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung und ihren Angehörigen breitgefächerte und individuelle Formen der Unterstützung an. Sie setzt sich für die Rechte der Betroffenen ein und steht den Familien in allen Lebensbereichen zur Seite.
Autismus ist kein seltenes Handicap. Es wird geschätzt, dass eine von 100 Personen in der Europäischen Union von diesem unsichtbaren Handicap betroffen ist. Alleine hier in Luxemburg sind das etwa 6.000 Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung. Menschen mit Autismus machen also einen wesentlichen Teil unserer Gesellschaft aus. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Autismus als eine tiefgreifende Entwicklungsstörung definiert. Störungen des autistischen Spektrums sind neurologische Störungen, die meistens in den ersten drei Lebensjahren in Erscheinung treten. Autismus beeinträchtigt die normale Entwicklung des Gehirns in den Bereichen der sozialen Interaktionen und Kommunikation. Diagnostisch wird zwischen dem frühkindlichen Autismus (Kanner-Syndrom) und dem Asperger-Syndrom unterschieden.
Und trotzdem wird mir in Gesprächen mit Bekannten immer wieder bewusst, dass das Spektrum der Entwicklungsstörung den Menschen nicht bekannt genug ist. Die meisten denken bei dem Thema Autismus allenfalls an das US-amerikanische Filmdrama Rainman oder an Sheldon Cooper aus der US-amerikanischen Comedy-Serie The Big Bang Theory. Doch was Autismus wirklich ist, und welche verschiedenen Formen und Ausprägungen es gibt, wissen die wenigsten.
Ausgeschlossen und schief angeschaut
Betroffene Familien berichten immer wieder, wie negativ sie von ihrem Umfeld wahrgenommen werden. Dass sie ihr Kind nicht richtig erzogen hätten oder sich ihr Kind besser anpassen sollte, sind nur einige der Aussagen, die betroffene Eltern immer wieder zu hören bekommen. Jedoch – und das bestätigen Familien immer wieder – verbesserte sich ihre Situation, je aufgeklärter ihr Umfeld war. Toleranz und Verständnis gehen mit Aufklärung Hand in Hand. Zu einer besseren Inklusion der Betroffenen können wir allerdings nur als Gemeinschaft beitragen. Dazu gehört es, aus dem Tabu-Thema ein offenes Gesprächsthema zu machen, das auch in den Medien viel häufiger aufgegriffen werden sollte.
Und genau hier setzt meine Arbeit ein: die Gesellschaft für Autismus zu sensibilisieren, indem ich u. a. regelmäßig Artikel über Themen, die im Zusammenhang mit Autismus stehen, schreibe und mit der luxemburgischen Presse zusammenarbeite. Mir ist es wichtig, Betroffene und deren Familien in Interviews und Texten zu Wort kommen zu lassen und denjenigen eine Stimme zu geben, die anders nicht gehört werden.
Ein Projekt, das mir momentan besonders am Herzen liegt, ist es, eine Plattform zu schaffen, auf der sich Betroffene und deren Familien miteinander austauschen können und das schreiben dürfen, was ihnen wichtig ist. Eine Plattform, auf der niemand verurteilt wird und jede Stimme ihren Platz findet. Betroffene sollen selbst äußern können, was sie brauchen, was ihrer Meinung nach fehlt und welche Lösungen sie für sich gefunden haben, die sie mit anderen Betroffenen teilen können, wenn sie möchten. Dadurch könnte eine kleine Community entstehen, in der man sich mitteilen kann und verstanden wird, weil es Menschen gibt, die sich in derselben Situation befinden.
Vor Unbekanntem schaut man immer gerne weg. Doch es liegt an uns allen, genauer hinzusehen. Und vor allem, genauer zuzuhören.
Wenn Sie daran interessiert sind, bei dieser Plattform mitzumachen, kontaktieren Sie mich gerne unter jodie.schmit@fal.lu
Als partizipative Debattenzeitschrift und Diskussionsplattform, treten wir für den freien Zugang zu unseren Veröffentlichungen ein, sind jedoch als Verein ohne Gewinnzweck (ASBL) auf Unterstützung angewiesen.
Sie können uns auf direktem Wege eine kleine Spende über folgenden Code zukommen lassen, für größere Unterstützung, schauen Sie doch gerne in der passenden Rubrik vorbei. Wir freuen uns über Ihre Spende!
