Liebe Freund*innen!
Die erste Seite 3 im neuen Jahr – soll man zurück- oder vorausschauen? Zugegeben, der Blick in die Vergangenheit (nicht nur in die des letzten Jahres) und die kollektive Versicherung dessen, was war, wird immer wichtiger zu einem Zeitpunkt, an dem sich weltweit Geschichtsumschreibungen durchsetzen. So steht das Verbot der russischen Organisation Memorial für staatlich verordnete Geschichtsvergessenheit, auf dass die Geschichte der Sowjetunion schöngeredet werden kann für eine glänzende Zukunft Russlands. Geschichtsrevisionen aus der Mitte der Gesellschaften lassen sich bei den radikalen Impfgegner*innen finden, die sich auf einmal im vergangenen Jahr mit dem Leid der Juden im Dritten Reich zu identifizieren vorgaben; und dieses Leid damit aufs Widerlichste beschmutzen. „Impfen macht frei“ las man in Polen auf einer Demonstration (sogar die Typografie orientierte sich an Auschwitz), aber auch in Luxemburg tragen die neuen Verteidiger*innen unserer bürgerlichen Freiheitsrechte stolz ihre Davidsterne auf der Brust. Und Jean-Marie Jacoby fantasiert darüber, dass Xavier Bettel und Sam Tanson bei den Nürnberger Prozessen zum Tod verurteilt worden wären. Eine Pille gegen Unverfrorenheit, Menschenfeindlichkeit und angeborene oder selbst verschuldete Dummheit wird es wohl nie geben, aber Geschichtsbewusstsein und -kenntnisse bleiben genau wie staatliche Wehrhaftigkeit zentrale Säulen unserer Demokratien.
Auf dieser Seite 3 wollen wir aber auch in die Zukunft schauen – auf die Veränderungen, die wir für Sie vorbereitet haben. forum war immer schon eine Debattenzeitschrift. Wir halten den kritisch-konstruktiven Streit für unerlässlich, um gemeinsam zu neuen Einsichten zu kommen, um neue Fragen zu entwickeln, um ungeahnte Antworten zu entdecken. Doch die Formate müssen sich anpassen. Die Pandemie hat die Debatte in den digitalen Raum verlagert. Und die realen Möglichkeiten, bei denen man sich in gepflegter Atmosphäre auch mal uneinig sein kann, werden immer seltener.
Um diese Lücke zu füllen, wollen wir unsere public forum-Veranstaltungen nicht nur wieder aufnehmen, sondern stark ausbauen. Das sehr offene und sehr inklusive Format, bei dem Expert*innen mit allen Zuschauer*innen auf Augenhöhe diskutieren, hat sich bewährt und ist noch immer der ideale Nährboden für produktive Diskussionen. Noch stärker als zuvor wollen wir uns darum bemühen, bei diesem Format unterschiedliche Positionen zu Wort kommen zu lassen, damit Sie, liebe forum-Freund*innen, im Gespräch mit den Gästen zu Ihrer eigenen Position kommen können. In Zukunft werden wir alle zwei Monate eine Veranstaltung anbieten, bei der man natürlich auch digital dabei sein kann.
Parallel soll – stärker als bisher – unsere Internetseite ein Ort sein, an dem wir kritischen Texten einen Raum bieten, in dem sie wirken und Gegenreaktionen hervorrufen können. Wir haben bereits im Dezember einige Beiträge ausschließlich online veröffentlicht, und im Januar setzt sich dies natürlich fort; u. a. mit zwei Beiträgen aus unserer Serie zur Verfassungsreform, diesen Monat von Paul Schmit und Georges Wivenes. Alle ausschließlich online veröffentlichten Beiträge finden Sie stets gratis und für jeden zugänglich in der Rubrik forum+ auf unserer Internetseite.
Die Printausgabe von forum erscheint indes ab sofort nur noch alle zwei Monate, und zwar immer im Januar, März, Mai, Juli, September und November. In den Monaten dazwischen (Februar, April, Juni, Oktober und Dezember) bringen wir Ihnen eine Live- und gestreamte Ausgabe unserer Veranstaltungsreihe public forum. Diese Umstellung (siehe dazu auch den Mediensplitter auf der letzten Seite) soll für unsere Abonnent*innen natürlich kein Schaden sein: Laufende Abonnements, die für 11 Ausgaben abgeschlossen wurden, bleiben weiterhin für 11 Ausgaben gültig. Neue Abonnements werden dagegen selbstverständlich preislich angepasst: Das normale Jahresabo kostet ab sofort nur noch 36 Euro, der reduzierte Abo-Preis ändert sich auf 25 Euro.
In den Händen halten Sie also nun die erste Ausgabe nach unserer Umstellung. Das Thema des Dossiers: Kooperationspolitik. Raymond Weber, ehemaliger Generaldirektor von Lux-Development, seit Jahrzehnten Redaktionsmitglied bei forum und Präsident der Nichtregierungsorganisation SOS Faim, hat es ideell angestoßen, maßgeblich koordiniert und mit Leben gefüllt. Im kommenden Monat werden wir zum selben Thema dann das erste public forum des neuen Jahres durchführen – am 7. Februar um 19 Uhr in den Rotondes sowie im Livestream. Zugesagt haben bereits Paul Galles (CSV), Stéphanie Empain (déi Gréng) sowie Nicole Ikuku (Direktorin des Cercle de coopération des ONG).
Die gesamte Redaktion wünscht Ihnen, unseren treuen und neuen Leser*innen, ein gesundes und gelingendes Jahr. Wir hoffen, dass wir Sie mit unseren Neuerungen überzeugen werden.
Ihr Henning Marmulla
Als partizipative Debattenzeitschrift und Diskussionsplattform, treten wir für den freien Zugang zu unseren Veröffentlichungen ein, sind jedoch als Verein ohne Gewinnzweck (ASBL) auf Unterstützung angewiesen.
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