- Gesellschaft, Politik
Krisenzeilen über Krisenzeiten
Unsere Gesellschaft hangelt sich von einer Katastrophe zur nächsten. Doch welche beschäftigt uns am meisten? Die Klimakrise, die uns immerhin global bedroht und unser Leben am nachhaltigsten verändern kann? Das Schicksal der schätzungsweise über 26.000 im Mittelmeer ertrunkenen Geflüchteten seit 2014, die ihre Leben in die Hände gieriger Schleuser und in kaum seefeste Boote gaben? Oder doch eher das der fünf Männer, die mit ihrer engen Tauchkapsel in den Tiefen des Atlantiks verschwunden schienen?
Die Nachrichtenagentur dpa fragte kürzlich eine Psychologin, warum wir in manchen Krisen mehr Mitgefühl und Empathie haben als in anderen. Sie antwortete, diese würden „mit gefühlter Nähe oder auch Ähnlichkeit zu einer betroffenen Person [zunehmen]“. Abgesehen von der tatsächlichen Ähnlichkeit könnten durch ihre Informationen und Berichte auch Medien diese Nähe kreieren, so die Psychologin.
Ob die Dringlichkeit und Schwere einer Krise angemessen transportiert wird, hängt damit auch von uns Medienschaffenden ab. Das ist eine große Verantwortung – und wir werden ihr wahrlich nicht immer gerecht, auch wenn es in der ganzen Welt tagtäglich viele von uns versuchen.
Die Nachrichtenagentur dpa fragte kürzlich eine Psychologin, warum wir in manchen Krisen mehr Mitgefühl und Empathie haben als in anderen.
Auch deshalb freue ich mich ganz besonders darüber, dass sich in der neuen forum-Ausgabe wieder mehrere Autor*innen an das Unterfangen gewagt haben und gesellschaftsrelevante Krisen und Problematiken in klugen Texten thematisieren: Sie können zum Beispiel nachlesen, wie ein Arzt und Großvater mit seinen Enkelkindern über die Klimakrise spricht. Wie sich manche Parteien bei den Kommunalwahlen am 11. Juni selbst in eine kleine Krise gebracht haben. Und letztlich, welche Krisen besonders junge Menschen betreffen und welche Lösungen diese dafür präsentieren.
Denn abseits mancher – aber nicht aller – Krisen nehmen wir Sie in diesem Monat mit in die Welt der Jugendkultur. Für das gleichnamige Themendossier haben wir versucht, besonders junge Menschen über ihre Perspektiven, Sorgen und Forderungen schreiben zu lassen – von den Nachwehen der Corona-Pandemie bis hin zu den Chancen junger Schreibender in der Luxemburger Literaturszene.
Große Freude bereitet mir auch das Interview, das Sie im Anschluss an das Dossier lesen können: Die mehrfach ausgezeichnete Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann traf sich mit forum zum Gespräch und erklärte unter anderem, warum am Anfang des europäischen Traums ein Trauma steht.
Sie merken, Sie haben noch viele spannende Texte vor sich. In dem Sinne schicke ich Sie hiermit auf Erkundungsreise und wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.
Auf bald!
Rebecca Baden
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