3 Fragen an…

Pierre Kalmes, Forstingenieur

1) Wie sieht die Arbeit eines Forstingenieurs aus und inwiefern unterscheidet sie sich von der eines Försters?

Als Forstingenieur kümmere ich mich vor allem um die Pflege und Nutzung des Waldes. Ich analysiere, wie es aktuell um die einzelnen Bestände steht und wie sie sich entwickeln sollten. Die Planung zur Entwicklung eines Waldes ist ein wichtiger Teil der Arbeit eines Forstingenieurs. Nach einer Reihe von technischen Analysen kommt es zur Vulgarisierung der Informationen für den Kunden. Der Staat, Gemeinden, aber auch Familien, denen bewaldete Areale gehören, nehmen unsere Dienste in Anspruch. Für letztere soll der Wald nicht zu viel Geld kosten, idealerweise sogar Gewinn abwerfen, was über den Verkauf von Holz – auch Brennholz – erfolgt. Unser Betrieb kümmert sich sowohl um die Bestandsaufnahme als auch um die Organisation und die Kontrolle der anstehenden Arbeiten. Daneben erstellen wir Umweltverträglichkeitsstudien, so beraten wir Gemeinden, wenn es um ihren plan d’aménagement général (PAG), also ihren Flächennutzungsplan geht. Für jeden PAG gibt es nämlich eine strategische Umweltprüfung (SUP). Wir stellen den Entscheidungsträgern die relevanten Informationen zu den möglichen Umweltauswirkungen bereit.

Während der Förster nach seinem Schulabschluss eine Ausbildung bei der Naturverwaltung macht, geht der Forstingenieur einer akademischen Ausbildung nach. Später unterscheiden sich beide dann im Aufgabenbereich. Oft ist es so, dass der Forstingenieur die Arbeiten einer Gruppe von Förstern koordiniert und begleitet. In dieser Funktion wird der Forstingenieur umgangssprachlich als Oberförster bezeichnet. Die Arbeiten werden von mir geplant und vom Förster umgesetzt. Es handelt sich hierbei um einen wichtigen Erfahrungsaustausch. Die Trennung zwischen Organisation und Exekution der Arbeit ist vorteilhaft für den Wald an sich.

2) Der Mischwald ist aktuell „in Mode“. Es wird viel von ihm gesprochen. Wie kommt es, dass er früher nicht so stark gefördert wurde und heutzutage in aller Munde ist?

Historisch gesehen war der Wald oftmals da, um genutzt zu werden, etwa für Holz in der Baubranche oder für Brennholz. Nadelholz, etwa Douglasie oder Fichte, wächst schnell. Rein produktivistisch gesehen ist es einfacher, zehn Hektar Nadelholz zu haben, idealerweise gleichen Alters und mehr oder weniger gleicher Größe. Wenn alles klappt, und keine Katastrophen wie Schädlingsbefall, Stürme oder ausgedehnte Trockenperioden dazwischenkommen, ergibt sich hier, rein wirtschaftlich betrachtet, ein klarer Vorteil.

Die Mischwaldkultur ergibt sich aus der Erwartung, die der Mensch an den Wald hat. So ist der Wald nicht nur eine Produktionsstätte, sondern auch ein Ort der Zusammenkunft, für Erholung und Freizeit. Gemischte Laubwaldbestände aus verschiedenen Alterskategorien sind nun mal schöner zu betrachten als eine schlichte Aneinanderreihung von Fichten. Ab dem Moment, ab dem wir weniger auf den Wald und das Produkt Holz angewiesen sind, entstehen andere Prioritäten. So entsteht die Idee des Waldes als Kulisse für unser Wohlbefinden – poetisch gesprochen: ein locus amoenus.

Es gibt aber auch ökologische und ökonomische Gründe, warum wir vermehrt auf den Mischwald setzen. Die letzten Sommer waren viel zu trocken. Wegen der aktuellen Klimakrise und des Wassermangels überleben viele Fichten die herrschenden Bedingungen nicht. Ein Parasit, der Borkenkäfer, hat dann leichtes Spiel und frisst sich schnell durch große Mengen an Holz. Wirtschaftlich gesehen stellt der Mischwald, in dem man nicht alles auf eine Karte setzt, eine Risikominderung dar. Durch seine Artenvielfalt ist das Ökosystem letztlich auch robuster.

3) Wie sieht es mit der Wertschöpfung von Holz in Luxemburg aus?

Insgesamt gibt es nur eine kläglich kleine Transformationskette von Holz aus den hiesigen Wäldern. Luxemburg zählt insgesamt nur noch zwei Sägereien. Das ist aber ein europaweites Problem. Die Stämme werden oftmals integral in Container verlegt, nach China geliefert, dort verarbeitet und das verarbeitete Holz findet dann eventuell wieder seinen Weg zurück nach Europa. Das ist schon speziell, wenn man bedenkt, dass das Holz einen so weiten Weg macht, um verarbeitet zu werden. Ich finde dies schade, und in gewisser Weise sehe ich uns in diesem Bereich als eine Art Entwicklungsland, welches seine Rohstoffe exportiert. Es gab eine Zeit, in der war der Wald auch ein Arbeitsplatz für wenig qualifiziertes Personal. Solche Arbeitsplätze gibt es mittlerweile nicht mehr.

Die Fragen stellte Ben Manet.

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