3 Fragen an…

Drei Mitarbeiter des Syndicat intercommunal pour l’hygiène publique du canton de Capellen (SICA)

1) Wie sind Sie eigentlich zum SICA gekommen?

2) Was ist Ihre Haupttätigkeit beim SICA?

3) Wie ist der Kontakt zu den Bürgern?

 

Andy Reiff, Mülllader und -fahrer

1) Mein Vater arbeitet bereits seit 1993 beim SICA, und schon als kleiner Junge war ich immer sehr aufgeregt, wenn der Müllwagen in unsere Straße kam. Dann stand ich sofort am Fenster, um zu winken und um zu schauen, ob ich meinen Vater entdecken konnte. Aufgrund dieser familiären Bindung war meine Motivation, später auch einmal für den SICA zu arbeiten, schon als Kind sehr hoch. Ich wusste, was mein Vater verdient, wie seine Arbeit aussieht, und ich hatte bereits früh einen sehr guten Kontakt zu vielen seiner Arbeitskollegen. Mein Vater hat mir dann schließlich auch dabei geholfen, dort einen Arbeitsplatz zu bekommen. Vorher hatte ich eine Ausbildung zum Bäcker gemacht und war auch fünf Jahre in diesem Beruf tätig, bis dann eben der Wechsel zum SICA anstand. Als Bäcker musste ich jeden Tag um zwei Uhr nachts zur Arbeit, und die Arbeitszeit betrug meist mehr als acht Stunden. Ich habe meinen Beruf als Bäcker schlussendlich aufgegeben, weil ich beim SICA wesentlich mehr verdiene und die Arbeit mir viel mehr Spaß macht. 

2) Beim SICA bin ich hauptsächlich als Lader und Ersatzfahrer tätig. Mir gefällt die Arbeit als Lader sehr, da man immer draußen an der frischen Luft und in Bewegung ist. Schön ist auch, dass man sehr vielen Bekannten begegnet. Als Lader ist die Arbeit körperlich anstrengender, als Fahrer ist eine hohe Konzentration gefordert, da man permanent auf den Verkehr und auch auf den Lader achten muss. Wobei natürlich auch der Lader den Verkehr im Auge behalten muss, da die meisten Verkehrsteilnehmer morgens sehr gestresst sind und am Lkw vorbeirasen. Manchmal müssen wir uns Schimpfwörter anhören, weil wir wieder Stau erzeugen. Viele sind unfreundlich zu uns, aber es gibt auch andere, die sich für unsere Arbeit bedanken und uns so das Gefühl vermitteln, gebraucht zu werden. Ob es schneit, stürmt oder 30 Grad und mehr sind, wir sind immer im Einsatz. Bei Minusgraden ist es halt weniger schön, da einem dann als Lader die Fingerspitzen und Zehen wirklich frieren.

3) Wir haben nicht wirklich viel Kontakt zu den Bürgern, da wir in der Regel immer nur schnell vorbeifahren, um die Mülleimer zu entleeren. Gibt es einmal Probleme mit einem Müllbehälter, schreiben wir dem Kunden einen Zettel, den wir in den Briefkasten werfen oder an den Mülleimer hängen und das genaue Problem erklären. Der Kunde meldet sich im Idealfall daraufhin bei der Gemeinde oder beim SICA selbst. Als die Corona-Pandemie begann, hat sich schon etwas verändert. Die Mülltonnen wurden schwerer als vorher und es standen mehr Behälter vor der Tür, da mehr Menschen zu Hause waren und daran gedacht haben, sie rauszustellen. Es wurden auch zusätzliche Müllbehälter bestellt, z. B. für Papier und Glas, da unser Recylingpark in der Pandemie geschlossen war. Die Leute hatten plötzlich Zeit für Räumaktionen und den Großputz. Die Speermüllabfuhr wurde dann meistens richtig anstrengend, da viel mehr als sonst angemeldet wurde. Schön war, dass uns in der Corona-Zeit viele Leute mit Geschenken belohnt haben, da wir weiterhin trotz Pandemie den Müll entsorgt haben.

 

Mathis Kieffer, Müllfahrer

1) Schon als kleiner Junge staunte ich über die auf mich gigantisch wirkenden Lkws und Busse auf den Autobahnen und über die Traktoren der Bauern, die sich mit ihren langen Anhängern und breiten Maschinen in Zentimeterarbeit durch schmale Straßen schlängelten, als sei es ein Klacks. Ich kann mich gut daran erinnern, als ein Lastkraftwagenfahrer, der etwas in unserer Straße ablud, bemerkte, dass ich nur Augen für seinen Lkw hatte. Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mich kurz hinter das Steuer zu setzen. Ein anderes Mal, an Weihnachten, nahm mich ein guter Freund der Familie, der zum Winterstreudienst gerufen wurde, mit auf Tour. Meine Begeisterung war grenzenlos. Von Motoren und Rennsport aller Art bin ich ebenfalls schon seit dem Kindesalter begeistert. Für mich war immer klar, dass ich alle Führerscheinklassen (A, B, C und D) machen möchte. Meine Karriere als Berufsfahrer begann in einem in der Gemeinde Kehlen ansässigen Bus- und Reiseunternehmen. Diese Arbeit hat mir sehr großen Spaß gemacht, da der Umgang mit vielen unterschiedlichen Kunden und das Steuern eines großen Gefährtes immer schon ein abenteuerliches Erlebnis für mich war. Das Arbeitsklima dort war toll. Doch da die Arbeitszeiten von Busfahrern unregelmäßig sind und der Schichtbetrieb wirklich anstrengend, war ich umso dankbarer, als ich 2013 die Chance bekam, eine der begehrten Arbeitsstellen als Müllmann beim SICA im Service de collecte zu bekommen. 

2) Nach sechs Jahren als Müllmann bekam ich die Chance, gelegentlich Fahrer zu vertreten. Umso mehr freut es mich, dass ich seit zwei Jahren einen festen Platz hinter dem Steuer eines Lkws habe und so wieder meiner Passion, dem Manövrieren eines Kraftfahrzeuges, nachkommen kann. Bei meiner Arbeit als Lkw-Fahrer gefällt mir besonders die Alltagsherausforderung. Obwohl wir bei unseren Touren immer durch dieselben Gemeinden fahren, ist kein Tag wie der andere. Im Straßenverkehr kommt es häufig zu Komplikationen: Zum Beispiel bei Straßensanierungen, wenn die Zeitschaltampel wieder auf Rot schaltet, bevor wir das Ende der Baustelle erreichen können. Durch gestresste Verkehrsteilnehmer entstehen gefährliche Überholmanöver, teils über den Bürgersteig oder in den Gegenverkehr. Auch in neuen Wohnsiedlungen ist das Fahren herausfordernd, da wir zwischen Kleintransportern der Baufirmen, Kränen und über nicht asphaltierte unebene Straßen manövrieren müssen. Zudem müssen wir bei jedem Wetter fahren. Dafür muss man den Arbeitern, die sich hinter dem Lkw aufhalten, großen Respekt zollen, vor allem bei Schnee und Unwetter. Dennoch gelingt uns unsere Arbeit – und das nur durch die gute Zusammenarbeit und tadellose (teilweise nonverbale) Kommunikation von Mülltonnenlader und Fahrer. Für mich ist das Allerwichtigste jedoch, den Abfall zu Firmen zu bringen, die ihn als wiederverwendbares Material nutzen, um beispielsweise Kompost, recyceltes Papier oder Energie daraus zu gewinnen. In Zeiten, in denen der Klimawandel allgegenwärtig ist, ist es eine wichtige Mission und eine Freude, ein Teil einer so wichtigen Beschäftigung zu sein.

3) Als Lkw-Fahrer hat man von allen Angestellten am wenigsten Kontakt zu den Kunden, da sich letztere bei einem Problem meist direkt mit den Arbeitern, die sich hinter dem Müllwagen befinden, unterhalten oder gleich in der Zentrale anrufen. Trotzdem kann es Unstimmigkeiten vor Ort geben, für die man ruhig und sachlich eine gemeinsame Lösung finden sollte. Persönlich versuche ich dann zu vermitteln, dass die Arbeiter des SICA keinen Kunden im Stich lassen und dass wir bereit sind, immer und überall zu helfen. Denn die meisten Probleme der Kunden resultieren daraus, dass sie nicht wissen, wo oder wie sie ihren Müll fachgerecht sortieren sollen. Das spiegelte sich auch in der Corona-Pandemie wider, gerade in der Periode des Lockdowns, in der viele Menschen nicht wussten, ob und wie es mit der Müllentsorgung weitergeht. Da die Recyclinghöfe alle geschlossen waren, war es für uns umso bedeutender, sich der immensen Verantwortung zu stellen und weiterzuarbeiten. Eigentlich war es für uns die beste Zeit: Viele Kinder malten uns Bilder und klebten sie auf die Mülltonnen. Die Leute schenkten uns Schokolade, überall hieß es nur „Merci“ und „Danke, dass ihr da seid“. Ein tolles Gefühl! Und da wir Fahrer auf leergefegten Straßen fuhren, war es für uns ein Leichtes, uns auf die Fragen und Bedürfnisse der Kunden zu konzentrieren und den vielen Kindern, die uns zuwinkten, zurückzuwinken. Denn eigentlich sind die Kleinen unsere größten Fans, was ich persönlich sehr gut nachvollziehen kann.

 

Bob Feltgen, Recycling-Fachkraft

1) Da ich von Kindheit an in den Gemeinden, die zum SICA gehören, gelebt habe, hatte ich schon immer einen Bezug zum Recycling Center. Ich entschied mich aber für eine Ausbildung zum Forstarbeiter und habe insgesamt zehn Jahre lang in diesem Beruf gearbeitet, bis ich dann den Entschluss fasste, meinen Arbeitsplatz zu wechseln, um mehr mit den Bürgern in Kontakt zu sein. Seitdem bin ich beim SICA.

2) Da ich im Recycling-Bereich des SICA tätig bin, ist es meine Hauptaufgabe, den Kunden mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Mindestens genauso wichtig ist es, darauf zu achten, dass unsere Maschinen laufen und unsere Recycling-Behälter für die Kunden zugänglich sind. Mir gefällt die Arbeit wirklich sehr gut. Das einzige, was manchmal nicht so schön ist, sind die unangenehmen Gerüche, mit denen man es zu tun bekommt. Aber auch daran gewöhnt man sich irgendwie. 

3) Ich würde behaupten, dass mein Kontakt zu den Bürgern sehr gut ist, was sich durch das Kundenlob, das wir u. a. für unsere Höflichkeit bekommen, bestätigt. Da in den Gemeinden des SICA Menschen mit vielen verschiedenen Nationalitäten leben, ist es von Vorteil, dass ich vier Sprachen beherrsche. So kann ich jedem, der meine Hilfe braucht, entgegenkommen. Natürlich gibt es Kunden, die das Prinzip des Recyclings besser verstehen als andere. Und manchmal kommt es auch zu sprachlichen Missverständnissen: Wenn ich Luxemburgisch rede und ein Kunde nickt freundlich mit dem Kopf, dann gehe ich ja davon aus, dass er mich verstanden hat. Wenn dann aber das alte Frittieröl bei der Keramik landet, dann weiß ich: Luxemburgisch war nicht die richtige Sprache.

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