3 Fragen an …

Céline Bijleveld und Anabela Menezes

Céline Bijleveld 

1)Was bedeutet (nachhaltige) Mode für Sie?

Mode steht für mich für hochwertige Kleidungsstücke in guter Qualität, welche sozial verantwortlich und umweltschonend hergestellt wurde. Zudem wurde sie schön und zeitlos designt sowie gut verarbeitet und hängt dadurch lange im Kleiderschrank. Hochwertige Mode herzustellen, bedeutet für mich, europäische Stoff- und Rohstoffproduzenten und Lieferanten zu unterstützen und darauf zu achten, dass so viele Stufen der textilen Wertschöpfungskette wie möglich in Europa stattfinden.

Es ist nicht immer einfach einzuschätzen, welche Mode wirklich nachhaltig ist, und das Greenwashing einiger großer Handelsketten macht es den Verbrauchern leider immer schwerer. Für mich gibt es neben den Kriterien „ressourcenschonend“ und „fair hergestellt“ noch ein ganz einfaches, aber wichtiges Kriterium, mit dem wir selbst Nachhaltigkeit bei Kleidung festlegen können: Langlebigkeit. Je länger ein Kleidungsstück hält und ich es trage sowie wiederverwerten kann, desto mehr relativiert sich mit der Zeit der Ressourcenaufwand, der mit der Produktion einhergeht. Dies lässt sich aber nur erreichen, wenn Verbraucher wieder dazu bereit sind, verstärkt auf hochwertige Kleidungsstücke zu achten und diese länger zu tragen.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit ist es für mich auch wichtig, kombinationsstarke Mode mit hochwertigen Stoffen zu designen, die keinen kurzfristigen Trends folgen. Man sollte eher wenige Teile von guter Qualität besitzen, die man gut miteinander kombinieren kann, statt unzählige Outfits, die nach kurzer Zeit nicht mehr tragbar sind.

2. Woraus schöpfen Sie Ihre Inspiration? Lassen Sie sich von internationalen Trends leiten oder schwimmen Sie gegen den Strom?

Designe ich Ausstellungsstücke für mein Atelier, lasse ich mich nicht von Trends leiten. Ich suche zuerst die Stoffe aus, bevor ich ein Modell zeichne. Mich inspiriert die Textur, der Fall und die Eigenschaften des Stoffes. Mich leitet auch die Frage, ob ein Stoff zu meinen anderen Inspirationen passt. Andere Inspirationen für mich sind die Natur, die Kunst, aber auch die Architektur. Ich verändere die Stoffe auch gern durch Stickereien oder Malereien und passe sie so meinen Ideen an.

Anders verhält es sich bei der Maßarbeit in meinem Atelier. Da sind meine Kunden meine Inspiration. Manche treten mit besonderen Wünschen und Ideen an mich heran. Andere lassen sich eher von meinem Fachwissen oder meinen Ausstellungsstücken leiten. Wichtig ist dann für mich, neben den kreativen Wünschen des Kunden, mit seinen spezifischen Körpermerkmalen zu arbeiten, welche eine Inspiration für meine Schnittgebung sind. Ich versuche stets, ein Kleidungsstück für den Kunden zu schneidern, welches seinem Figurtyp entspricht. So erreiche ich, dass der Kunde sich wohlfühlt und das Stück auch langfristig gerne trägt.

Zudem ist es wichtig, dass der Kunde vor dem Kauf von Kleidungsstücken, die gezielt für einen bestimmten Anlass hergestellt werden, überlegt, ob das Kleid, die Hose etc. später eventuell umgeändert, gekürzt, gefärbt, neu kombiniert oder weiterverkauft werden darf. Bei all diesen Fragen stehe ich meinen Kunden bei der Beratung immer gerne zur Seite.

3. Welches Gefühl empfinden Sie, wenn Sie Geschäfte betreten, die zu internationalen Modeketten wie H&M und Co. gehören?

Ich persönlich gehe kaum bis nie in Bekleidungsgeschäfte, egal welcher Art. Wenn ich jedoch an die heutige Bekleidungsindustrie denke, kommen mir die Überproduktion, mangelhafte Qualität und billige Konsumartikel in den Sinn.

Ich bedauere, dass viele Menschen wegen des riesigen und überfordernden Angebots verlernt haben, Bekleidung wertzuschätzen, dass sie mitunter auch deren eigentlichen Zweck aus den Augen verloren haben, nämlich den, uns zu bekleiden und vor Umwelteinflüssen zu schützen. Das Bedürfnis der Menschen, sich, ihre Persönlichkeit und ihre Kultur mit Kleidung ausdrücken, ist eine weitere wichtige Funktion von Mode. 

Doch hier liegt leider ein Problem. Sind zwar Schnitte und Farben auch bei großen Modeketten oft noch interessant, sind die Verarbeitung und die Qualität der Stoffe häufig mangelhaft. Dabei entspricht der Preis nicht der Realität von fair und nachhaltig hergestellten Kleidungsstücken. Man sollte bedenken, dass auch Wertigkeit langfristig günstig sein kann, aber sie ist eben kein Billigprodukt.

Es stört mich, wie leichtfertig manche Leute Mode kaufen, nur weil sie billig ist. Sie ist leider zu einem zu schnell ersetzbaren Konsumgut geworden, Shopping ist zum Zeitvertreib verkommen. Ich wünsche mir, jeder würde seinen Bedarf hinterfragen und schauen, ob der Kauf wirklich Sinn macht. Denn wir laufen gerade, was die Abfallwirtschaft angeht, auf ein großes Problem zu.

Céline Bijleveld stammt aus Luxemburg und ist Gründerin des Ateliers Melucéline. Sie machte ihren Abschluss in Modedesign bei Creapole in Paris. Parallel zu ihrem Studium arbeitete sie in verschiedenen spezialisierten Pariser Nähateliers. Sie schloss ihre Designausbildung mit einem Schnittmusterstudium bei Müller und Sohn in Düsseldorf und einem Meisterbrief als Damenschneiderin in Luxemburg ab. Bevor sie Melucéline gründete, arbeitete sie zwei Jahre in einer Schneiderei in Luxemburg.

 

Anabela Menezes

Wat ass fir Iech d’Bedeitung vun (nohalteger) Moud?

Fir mech besteet nohalteg Moud aus organesche resp. biologesche Stëfter, wéi Kotteng, Seid, Hanf, Woll a Léngent. Et soll fair produzéiert ginn: vun der Planz bis zum fäerdege Kleedungsstéck, an et soll natierlech gefierft ginn. Déieren a Planze verdénge Respekt, well mir vun hinne wäertvoll matières premières kréien. Alles, wat an engem Kleedungsstéck ze fannen ass, wéi Gar an Einlagen, soll och nohalteg sinn. Upcycling, Kleeder lounen oder tauschen ass fir mech och nohalteg.

Wou huelt Dir Är Inspiratioun hier? Loosst Dir Iech vun internationalen Trends leeden oder schwammt Dir géint de Stroum?

Meng Ëmwelt ass meng Inspiratioun: Natur, Konscht, Architektur, Objeten. Ech fannen déi bescht Iddien, wann ech reesen oder entspanen. Ech sinn gären am Bild, wat international Trends betrëfft, mä ech ginn no menger Intuitioun. Fir meng éischt Kollektioun war meng Inspiratiounsquell Moud vum Zweete Weltkrich fir de Schnëtt an d’drip painting-­Technik vum Jackson Pollock.

Dat lescht Joer war gepräägt vu „bleift doheem“, Mangel un Toilettëpabéier, Ausgangsspär, Propaganda, Angscht, asw. An dat alles huet mech un e Krich erënnert. Dat huet mir och gewisen, wéi wichteg et fir mech ass, fräi ze sinn, mech unhand vun de Kleeder wéi e Kënschtler auszedrécken. Gezei ass net nëmmen do, fir essentiell Besoine ze befriddege, mee och e Moyen, eng Iddi oder e Message ze iwwermëttelen (c.f. Alexander McQueen, Vivienne Westwood).

Wat ass dat fir e Gefill fir Iech, wann Dir duerch Butteker vu grousse Moudekette wéi H&M a Co. gitt?

Ech gi schonn zanter Laangem net méi a grouss Moudekette Kleeder fir mech kafen. Et gi just véier Geschäfter a Lëtzebuerg an an Iechternach, an deenen ech meng Kleeder kafen: Akabobus, Naturwelten, Naturata a GreenDate. Wann ech fir mäi Bouf Sportskleeder kafe ginn, da sinn ech enttäuscht, well ech weess, dass se net nohalteg sinn. 

Ech hu, wéinst menger Gesondheet, mech säit menger Jugend fir nohalteg Kleedung interesséiert. Deemools hunn ech domat ugefaangen, ëmmer d’Etikett ze kucken, fir ze wësse, wouhier d’Kleeder kommen an aus wéinegem Material se gemaach sinn. D’Natur gëtt eis alles, wat mir brauchen a mir sollten dankbar sinn, amplaz eis ëmmer méi ze wënschen an ze fuerderen: Nohalteg slow fashion ass fir mech d’Zukunft. Manner ass méi.

D’Anabela Menezes Correia ass zu Diddeleng grouss ginn a schafft als Enseignante am Lycée Technique du Centre, wou si och Bitzcoursen hält. Hir Ausbildung als Dammeschneiderin huet si an der Chambre des métiers zu Lëtzebuerg gemaach. 2021 huet si hir eege Kleedermark „VM“ gegrënnt. „VM“ steet fir „Vivela Moksha“: „Vivela“ ass den Titel vun engem Lidd vum spuenesche Sänger Pablo Alborán a bedeit „lief“ a „Moksha“ kënnt aus dem Hinduismus. Fir si heescht „Vivela Moksha“ lief d’Léift, d’Fräiheet an d’Matgefill. An déi dräi Wäerter fënnt een och an hire Kleedungsstécker erëm. Als Kand wollt si schonn ëmmer Modeschöpfer ginn:  Kreéieren a kommunizéiere si fir d’Anabela Menezes Correia liewenswichteg. Leider gëtt de Beruff als Moudendesigner hirer Meenung no a Lëtzebuerg net genuch geschätzt. 

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