Active Ageing: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht das Konzept des „Aktiven Alterns“ an drei Grundcharakteristiken fest, nämlich i) Gesundheit, ii) Teilnahme am sozialen Leben sowie iii) Sicherheit. Diese drei Faktoren sollen garantieren, dass jemand ohne große Abstriche an Lebensqualität altern kann. Durch den demographischen Wandel in wohlhabenderen Ländern verwischen die traditionellen Grenzen zwischen den Alterskategorien, also die Art und Weise, wie die Gesellschaft, Politik und auch Medizin die verschiedenen Altersgruppen einteilt. Die Menschen, die sich im Renten-alter oft noch aktiv am sozialen Leben beteiligen und an kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Projekten teilnehmen und somit eben nicht die Bedingungen des klassischen „Ruhestands“ erfüllen, werden als Active Ager bezeichnet.
Ageism, auch Altersdiskriminierung genannt: Analog zu Sexismus und Rassismus ein Begriff, der die wirkliche oder imaginierte Marginalisierung und Unterdrückung älterer Menschen bezeichnet. Dies drückt sich vor allem in erschwerter und beschränkter Teilnahme am Arbeitsmarkt sowie im sozialen Leben aus. Altersdiskriminierung wird oft weniger behandelt und thematisiert als andere Formen der Diskriminierung, kann aber auch einschneidende Folgen haben. Selbst die Bezeichnung „alt“ oder der Euphemismus „Senior“ kann etikettierend und diskriminierend wirken und dazu führen, dass die Meinungen einer älteren Person weniger ernst genommen und berücksichtigt werden. Dies kann z.B. in extremeren Fällen die Konsequenz haben, dass man älteren Menschen das Stimmrecht (oder das passive Wahlrecht) wegnehmen möchte, da man diese nicht mehr als kompetent ansieht.
Alter: Der Begriff des Alters bzw. des Altwerdens kann sehr verschieden ausfallen und bewertet werden. Alter ist abhängig von wirtschaftlichen wie kulturellen Faktoren. Eine längere Lebenserwartung, wie etwa in entwickelten Dienstleistungs-gesellschaften, führt zu einer Verschiebung des Altersbegriffs. Je nach Kultur wird das Altern zudem verschieden bewertet und geschätzt. Es gab und gibt Gesellschaften und Religionen, in denen dem Alter ein besonderer Wert zugesprochen wurde, da Alter als Zeichen von Reife und Weisheit gilt. In vielen sogenannten Stammesgesellschaften haben ältere Menschen eine besondere gesellschaftliche und politische Rolle zu spielen. In unserer heutigen Gesellschaft geht diese Einschätzung zum Teil verloren durch den raschen gesellschaftlichen, politischen und technologischen Wandel.
Baby Boomer-Generation: Weitgefasster Sammelbegriff, der in der Regel die Generation bezeichnet, die nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurde. Sie wird oft durch eine stark erhöhte Geburtenrate definiert, wie etwa in den USA zwischen 1946-1964, und ging einher mit wirtschaftlichem Aufschwung. Der Baby-Boom in Luxemburg fiel eher moderat aus und wird an den Jahren 1950-1960 festgemacht. Die darauffolgenden Jahrzehnte waren von einem Schwund der Geburtenrate markiert, die sich dann auch in Luxemburg auf niedrigem Niveau stabilisierte.
Demographie: Laut der letzten Volkszählung (Recensement de la population) lebten im Jahre 2011 in Luxemburg 71 742 Menschen über 64 Jahren, was einem Zuwachs von 17,5% im Vergleich zur Volkszählung von 2001 entspricht. Verglichen mit dem Wachstum der Gesamtbevölkerung von 16,6% liegt die Wachstumsrate des Anteils älterer Menschen etwas höher. Der Ausländeranteil war bei den älteren Menschen (21,4%) deutlich niedriger als in der Gesamtbevölkerung (43,0%). 2001 war der Ausländeranteil in der Gruppe von Menschen über 64 noch niedriger und lag bei 15,3%. Die höhere Lebenserwartung von Frauen zeigt sich darin, dass der Frauenanteil mit zunehmendem Alter ansteigt: Der Frauenanteil bei den über 64-Jährigen liegt bei 57,2%, bei den über 84-Jährigen liegt er sogar bei 73,2% (Statec, 2013). Das Durchschnittsalter in Luxemburg lag 2011 bei 38,7 und liegt somit um 1,2 Jahre höher als im Jahr 2001. Das Durchschnittsalter wächst in der Regel schneller in dichter besiedelten, wirtschaftlich aktiveren und urbaneren Gegenden als auf dem Land (Statec, 2012). Die Daten aus dem Jahre 2017 zeigen, dass diese Entwicklung anhält. Die Geburtenrate ging leicht zurück, während die Sterbensrate stagnierte. Die Immigrationsrate ging leicht zurück, ist aber immer noch für den Bevölkerungszuwachs verantwortlich. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung lag 2017 bei 39,3 Jahren. Für Frauen lag es 2017 bei 40,1 und bei den Männern bei 38,5. Bemerkenswert ist darüberhinaus, dass der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Luxemburgern und Nicht-Luxemburgern bei rund 5 Jahren liegt. Die höheren Altersgruppen sind die einzigen, in denen die Luxemburger dominant vertreten sind mit 72,1% bei den über 50-Jährigen und 82,8 % bei den über 65-Jährigen (Statec, 2017).
Einsamkeit im Alter: Eine Studie der britischen Jo Cox Commission kam zu dem Ergebnis, dass drei Viertel der älteren Menschen im Vereinigten Königreich einsam sind, und mehr als die Hälfte von diesen haben nie mit jemanden über ihre Situation gesprochen (The Guardian, 21.03.2017). Laut der Ärztin Dr. Helen Stokes-Lampard ist Einsamkeit genauso tödlich wie Langzeiterkrankungen (The Guardian, 2017, 11.10.2017). Das Problem der Einsamkeit im Alter ist besonders akut in eher individualistischen Gesellschaften. Dem entgegen wurde das Konzept des Active Ageing entwickelt, das einen großen Wert auf die Teilnahme am sozialen Leben legt. Der Artikel von Martine Hoffmann in dieser forum-Ausgabe widmet sich der Problematik der Einsamkeit im Alter aus der Sicht der Gerontologie.
Generationengerechtigkeit: Im Englischen als intergenerational equity bekannt. Beschreibt den Grad der Fairness innerhalb intergenerationeller Dynamiken (Zugang zum Arbeitsmarkt oder zu bezahlbarem Wohnraum, Pensionssystem, Alters- oder Kinderarmut, medizinische Versorgung, Pflegeangebot). Man unterscheidet meistens zwischen vier Generation: i) Kindern, ii) Jugendliche, iii) Erwachsenen und iv) Senioren. Darüberhinaus lassen sich auch die Generationen, die noch nicht geboren sind, miteinbeziehen (in den Bereichen Klimagerechtigkeit und Wohnraum etwa).
Generation X: Bezeichnung für die Generation, die direkt auf die Baby Boomer folgte. Wie bei den Baby-Boomern können die Definitionen auch hier unterschiedlich ausfallen. In Luxemburg wird diese Generation in der Regel an den Geburtsjahren 1960-1980 festgemacht als der Bevölkerungszuwachs nach der Baby Boomer Generation erst rapide sank und sich dann auf einem niedrigen Niveau stabilisierte. Viele der heute als „Best Ager“ bezeichneten Menschen fallen in diese Kategorie. Durch die relative wirtschaftliche Stabilität dieser Jahre sind viele Menschen in dieser Kategorie in Luxemburg relativ wohlhabend. Der Generation wird auch eine gewisse Unternehmenslust zugeschrieben – dadurch machen sich diese Menschen auch angeblich zu geeigneten Active Ager, da diese Unternehmenslust im Alter fortgeführt werden kann, wenn es entsprechende Möglichkeiten gibt.
Gerontologie: Interdisziplinäre Wissenschaft, deren Forschungsgebiet das Altern der Menschen ist. Dies umfasst die biologischen, sozialen, kulturellen, psychologischen und kognitiven Aspekte des Alterns. Der Begriff wurde 1903 von dem russischen Biologen Ilja Iljitsch Metschnikow geprägt (der altgriechische Begriff „geron“ bedeutet „alter Mann“). Obwohl es einige mittelalterlichen Frühansätze zur Gerontologie in der islamischen Welt gab, entwickelte sich eine eigenständige Disziplin erst in den 40er Jahren in den USA. Durch den demographischen Wandel erlangt diese komplexe Forschungsrichtung eine immer größere Bedeutung. Der Begriff ist nicht mit Geriatrie, also der Altenmedizin oder -heilkunde, zu verwechseln.
Lebenserwartung: Laut den Angaben der Weltbank beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung in Luxemburg 82,2 Jahre. Damit befindet sich Luxemburg weltweit auf Rang 11 (gemeinsam mit Südkorea). Dies ist auf die Qualität und Zugänglichkeit der medizinischen Versorgung, anderer Pflegedienstleistungen, dem Wohlstandsniveau sowie der intakten Umwelt des Landes zurückzuführen. Die Lebenserwartung nahm in Luxemburg seit dem zweiten Weltkrieg stetig zu, und es wird erwartet, dass sie noch weiter steigen wird. Wie in den meisten entwickelten Ländern ist die Lebenserwartung der Frauen mit etwa 85 Jahren im Durchschnitt merklich höher als jene der Männer, die bei 80 Jahren liegt.
Rentenalter: Das gesetzliche Rentenalter beträgt in Luxemburg 65 Jahre. Viele Menschen können aber schon eher in die Rente eintreten, etwa im Alter von 57 oder 60 Jahren, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen, wie z.B., dass sie 40 Jahre lang gearbeitet haben. Das Rentenalter kann für viele Menschen einen starken Einschnitt ins Leben bedeuten und je nach Land und Kultur ist es einfacher oder schwieriger, diesen Übergang zu bewältigen. In individualistischer ausgeprägten Gesellschaft, denen es an intergenerationeller Dynamik fehlt, etwa in den Bereichen der emotionalen Zuwendung oder auch der Pflege, kann dieser Einschnitt oft zu Einsamkeit und Inaktivität führen.
Silver Ager: Auch bekannt als Best Ager oder Third Ager. Die Begriffe sind aus dem Englischen hergeleitet, sind aber im englischsprachigen Raum unbekannt. Sie werden hauptsächlich im deutschsprachigen Raum im Marketing verwendet als Bezeichnung einer Zielgruppe, die über 50 Jahre alt ist. Dieser Gruppe wird nachgesagt, die besten Jahre noch vor sich zu haben. In der Realität trifft diese Feststellung aber vor allem auf gewisse sozioökonomische Klassen zu, die es sich finanziell und gesellschaftlich erlauben können, noch aktiv zu sein. Kritiker des Begriffs bezeichnen ihn als zu vage definiert, euphemistisch und soziökonomisch elitär, da er nicht die vielen Probleme berücksichtigt, die beim Übergang vom arbeitsfähigen Alter zum Rentenalter vorkommen. In Luxemburg stellt die Zielgruppe der Silver oder Best Ager einen lukrativen Markt da, da die älteren Menschen in Luxemburg im Durchschnitt relativ wohlhabend sind und Armut in dieser Generation ein weniger ausgeprägtes Phänomen ist.
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