Armut in Luxemburg ist keine Folge von Naturereignissen

JCL (Jeunes Communistes Luxembourg)

Wie oft konnte man im Fernsehen oder Radio schon von Damen und Herren aus „besseren“ Kreisen hören: „In Luxemburg gibt es gar keine Armut, und wenn, dann sind diejenigen selber daran Schuld. Arbeiten kann hier ja jeder…“ Das ist natürlich völlig aus der Luft gegriffen, und wenn es nicht bösartig ist, dann zeugt es davon, dass diese Menschen null Ahnung von der Wirklichkeit haben.

Mit dem Mindestlohn keine Chance auf dem Wohnungsmarkt

Viele Jugendlichen wissen aus eigener Erfahrung, dass man mit einer Lehrlingsentschädigung oder dem Mindestlohn keine großen Sprünge machen kann, weshalb man oft jeden Euro zweimal umdrehen muss, bevor man ihn ausgibt. Kommt man aus einer Arbeiterfamilie mit bescheidenem Einkommen oder hat man nur einen Elternteil, kann man keine großzügige finanzielle Hilfe erwarten – in einem Monat, in dem ganz unerwartet die Waschmaschine kaputt geht oder eine hohe Arzt- oder Zahnarztrechnung zu bezahlen ist, schon gar nicht.

Selbst wenn man auf eigenen Füßen stehen wollte, ist das aus finanziellen Gründen oft kaum möglich, schon allein wegen der Miethaie, die überhöhte Mieten verlangen. Was dann bleibt, ist „Hotel Mama“ und von mancher Seite die debile Frage, ob man sich nicht schäme, seinen Eltern noch immer auf der Tasche zu liegen. Einen größeren Kredit bei einer Bank bekommst du mit dem Mindestlohn ohnehin nicht.

Schlimmer ist noch, wenn man, aus welchem Grund auch immer, keinen Bock mehr auf die Schule hat und abbricht oder sich, noch bevor man sein Abschlussdiplom in der Tasche hat, vom Klassenlehrer anhören muss, man sollte sich doch vorsorglich auf dem Arbeitsamt anmelden. Ein paar Monate zusätzliche Ferien nach Abschluss der Schule sind zwar cool – vorausgesetzt, die Eltern geben einem das nötige Kleingeld – aber danach fällt man in ein tiefes Loch, wenn man keine Arbeit bekommt. Man zweifelt an allem, auch an sich selbst, macht sich endlose Vorwürfe und sieht für sich keine Zukunft, außer eine in Armut. Schöne Ferien oder teure Konzerte in der Rockhal kommen dann nicht in Frage. Selbst eine Pizza mit Freunden kann zur finanziellen Belastung werden. Neben der finanziellen entwickelt sich dann noch eine kulturelle Armut. Die Folge: Manche jungen Menschen, die keine Arbeit und kein Geld haben, kapseln sich ab, verlieren ihre Freunde und flüchten in Scheinwelten.

Dabei wissen wir alle (oder sollten es zumindest wissen): Armut in Luxemburg ist keine Folge von Naturereignissen, sondern von wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen.

Die Gründe der Armut

Wenn die Besitzer von Unternehmen eine Erhöhung des Mindestlohnes und der Lehrlingsentschädigungen verhindern wollen, weil das ihre Profite schmälern würde, und Regierung und Chamber nach deren Pfeife tanzen, ist das einer der Gründe, dass so viele Menschen, die arbeiten, an der Armutsgrenze leben. Wenn die Regierung sich weigert, die sozialen Hilfen für Familien mit niedrigem Einkommen zu erhöhen, die Steuern für Kleinverdiener und für Alleinerziehende zu senken, genügend bezahlbare Mietwohnungen zu bauen und jedem Jugendlichen eine Ausbildung zu garantieren, und stattdessen hunderte Millionen für ein Militärflugzeug, einen Spionagesatelliten und die Aufrüstung der Armee ausgibt, sind das weitere Gründe dafür, dass viele und immer mehr Menschen im reichen Luxemburg arm sind.

Was wir fordern

Doch weil das nicht die Folge von Naturereignissen, sondern Ergebnis von Menschen getroffener Entscheidungen ist, kann das auch von Menschen geändert werden, zum Beispiel indem junge Menschen sich solidarisch für die Erhöhung des Mindestlohnes um 20 Prozent, die Gratuität des öffentlichen Transports für alle, die Abschaffung der Eigenbeteiligungen bei Medikamenten und medizinischen Akten, die Erhöhung des sozialen Mindesteinkommens und den Bau von zehntausenden bezahlbaren Mietwohnungen einsetzen. Denn soziale Gerechtigkeit und ein gutes Leben gibt es nur, wenn sie erkämpft werden.

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