Klimaaktivist*innen, die weltweit vom 20. bis zum 27. September die Climate Action Week begingen, haben eins wirklich deutlich gemacht: Ihr Einfluss ist enorm. Die Zeitungen platzen fast vor Klimakrisen-Nachrichten, in den Kantinen und Büros wird diskutiert, ob der nächste Wochenend-Flug wirklich notwendig ist, und luxemburgische Politiker*innen verschiedener Parteien holen sich die Forderungen der Aktivist*innen eigenhändig auf der Kundgebungs-Bühne ab. Ist damit das Ziel erreicht? Wohl noch lange nicht. Denn das, was da auf den Straßen rumort, muss noch übersetzt werden in wasserdichte politische Konzepte, die diesen Namen auch verdienen. Aber wichtige Meilensteine sind passiert. Auch in Luxemburg hat der Wille zum Protest zugenommen. Ein Grund dafür ist sicherlich die Beharrlichkeit von Youth for Climate Luxembourg und die Tatsache, dass sich andere Akteure, die sich teilweise seit Jahrzehnten für die Umwelt einsetzen, mit den jungen Aktivist*innen zusammengeschlossen haben.

Das Bündnis United for Climate Justice, das die Aktionswoche in Luxemburg auf die Beine gestellt hat, besteht aus insgesamt 34 Organisationen. Es fordert die Ausrufung des Klimanotstands und die Herstellung globaler Klimagerechtigkeit. Youth for Climate Luxembourg, federführend in diesem Bündnis, fordert von der Regierung, erstens, Klimaneutralität bis 2030 und die Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2040, zweitens, ein Ende der Investitionen in fossile Energien, und drittens, internationale Solidarität mit den Opfern der Klimakrise. Einen Überblick über die Aktionen hier im Land, die während der Climate Action Week stattgefunden haben, finden Sie im Climate Diary, das jeden Tag während der Aktionswoche auf unserer Homepage erschien, verfasst von einem Aktivisten namens Fuchs. Erstaunlich an diesem Tagebuch ist, dass auch Zweifel am Erfolg des Klimakampfes zum Ausdruck kommen. Und die kann man nachvollziehen.

Als die Climate Action Week begann, stellte die deutsche Bundesregierung ihr Klimapaket vor, das von Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen scharf kritisiert wurde, auf dem Weltklimagipfel in New York drei Tage später jedoch als Best-Practice-Beispiel gefeiert wurde. Der Weltklimarat (IPCC) warnte in einem neuen Bericht, der wiederum zwei Tage später vorgestellt wurde, vor einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels um 60 bis 110 cm bis 2100, sollte der CO2 Ausstoß nicht drastisch reduziert werden. Konkrete und verbindliche Maßnahmen, dies zu verhindern, sind politisch aber nicht in Sicht. „How dare you?“, kann man Greta Thunberg da nur zustimmen. Der Kampf muss weitergehen, jetzt erst recht.

Und das wird er wohl auch. Auf einer Pressekonferenz, die im Vorfeld der Aktionswoche stattfand, gab Zohra Barthelemy von Youth for Climate Luxembourg bekannt, dass die Climate Action Week nur ein Anfang sei, im nächsten Jahr würde es mit den Protesten weitergehen. Die Bündnispartner*innen jedoch äußerten sich zu dieser Frage nicht. Schleunigst sollte sich United for Climate Justice aber nicht nur über die Fortsetzung der Aktionen verständigen, sondern auch versuchen, die Mobilisierungsstrategie zu optimieren. 5-8.000 Teilnehmer*innen auf dem Sternmarsch vom 27. September, so die Organisator*innen, 3.000 laut Polizei, sind noch nicht genug. Auch sollte sich das Bündnis fragen, was es der gemeinsamen Sache bringt, wenn auf Demonstrationen Gewerkschafts- und Parteiflaggen zu sehen sind. Wohl nichts! Bei einer Klima-Demo geht es doch darum, sich für eine neue Klimapolitik einzusetzen – und nicht um Eigenwerbung. Es wäre also schön, wenn das Bündnis in Zukunft noch stärker als Bündnis auftritt, als die Summe seiner Teile. Vorteilhaft dabei wird sein: Die Aktivist*innen können auf Rückhalt in großen Teilen der Bevölkerung zählen. Am Vortag der Aktionswoche wurden die Ergebnisse einer Umfrage zu den ökologischen und klimatischen Herausforderungen präsentiert. Laut dieser Umfrage sind die Luxemburger*innen bereit, Änderungen in ihrem Verhalten vorzunehmen und finanzielle Opfer dafür zu bringen. 73 Prozent fordern einschneidende Maßnahmen und neue Besteuerungen.

Wohin auch immer die Protest-Reise geht und mit welchen Mitteln, die Bewegungen werden einen langen Atem brauchen, um ihre Ziele zu erreichen. Sie brauchen Unterstützung, Kreativität, Mut und neue Ideen, um voranzukommen. Vielleicht aber brauchen sie und brauchen wir alle, die ja von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind, auch noch etwas anderes: einen veritablen Dialog zwischen Politik, Ökonomie und denjenigen, die verstanden haben, dass ein Weiter-So nicht mehr lange gut geht. Vielleicht brauchen wir einen „Runden Klima-Tisch“. Aber bis es so weit ist, bliebe noch zu wünschen, dass die 73 Prozent Sympathisant*innen, die es hier im Lande gibt, erst einmal zu Aktivist*innen werden.

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