Enthüller: Ernest Backes, Denis Robert
Zeitraum: 2001
Verschwörungsziel: Die Weltherrschaft der Finanzmafia und ihrer Handlanger
Attraktivität: 3 von 5

Die Story: Im Jahr 2000 geraten Microfiches des in Luxemburg beheimateten internationalen Clearinghouses Clearstream (vormals CEDEL) in die Hände des Journalisten Denis Robert. Aus den Erklärungen des ehemaligen CEDEL-Mitarbeiters Ernest Backes erschloss sich für Denis Robert eine weltumspannende Konspiration: Auf geheimen Konten der Clearstream würden die schwarzen Gelder der internationalen Finanzmafia, großer Unternehmen und Adelsfamilien systematisch und in industriellem Maßstab an den nationalen Behörden vorbei verwaltet. Im gemeinsam signierten Buch Révélations entlarven Backes und Robert dieses schwarze Loch der Weltfinanz und zerren nebenbei eine Reihe unübersichtlicher Skandale und Verwicklungen ins Licht der Öffentlichkeit, bei denen Luxemburg immer wieder eine zentrale Rolle spielt.

Der Kontext: Die Existenz von Nebenkonten, die nicht ausdrücklich im Jahresbericht der CEDEL/Clearstrem erwähnt wurden, brachten E. Backes und D. Robert dazu, eine großangelegte
Manipulation zur Vertuschung schwarzer, krimineller Gelder zu vermuten. Insbesondere eine hohe Öberweisung im Zusammenhang mit dem skandalträchtigen Konkurs der pakistanisch-
britisch-luxemburgischen Bank BCCI an die BGL verführte sie zu der Annahme, ein einzelner Créancier (nämlich der großherzogliche Hof) hätte zum Nachteil der anderen Gläubiger sein Geld aus der Konkursmasse heraus in Sicherheit bringen können. Die Erklärungen der Clearstream und die Untersuchungen der Justiz zeigten in den Wochen nach der Publikation des Buches, dass die beiden Autoren von Anfang an einer Reihe von Missverständnissen aufgesessen waren. Trotzdem war der Schaden für Clearstream und den luxemburgischen Finanzplatz groß: Clearstream-Direktor
André Lussi musste seinen Posten räumen, weil im Rahmen der Untersuchungen Unregelmäßigkeiten bei der Verwaltung des
hauseigenen Pensionsfonds zu Tage kamen. Das Clearinghaus war daraufhin so geschwächt, dass die Deutsche Börse sich dieses Schmuckstück des luxemburgischen Finanzplatzes vollständig einverleiben konnte (und sich bis heute daran eine goldene Nase verdient).

Muster: Die Manipulationen der internationalen Finanzmafia, dubiose Geschäfte des Vatikans und anderer Geheimorganisationen, die Finanzgeheimnisse des europäischen Adels: Das Buch liest sich wie eine Zusammenfassung aller Verschwörungstheorien und Komplotte des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Dazu kommt aber, dass Luxemburg hier als eines der Hauptzentren einer weltumspannenden Verschwörung vorgestellt wird (und dem einheimischen Leser viel Lokalkolorit angeboten wird). Voller Andeutungen, Unterstellungen und okkulter Zusammenhänge kann das Buch Révélations tatsächlich als ein moderner Klassiker des Genres gelten. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase in den verschwörungsschwangeren Monaten nach dem 11. September schien die Finanzwelt der Ort finsterster Machenschaften. In dieser Zeit fanden Révélations und die folgenden Bücher Denis Roberts (u.a. La boîte noire, 2002) zahlreiche dankbare Leser.

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