Die Macht der Sprache(n)

Sprachliche Strukturierung der Zeitschrift forum

forum ist Teil einer mehrsprachigen Gesellschaft, in der verschiedene Sprachgemeinschaften existieren: Hauptsächlich sind dies luxemburgische, deutsche, französische, englische, italienische und portugiesische Sprachgemeinschaften. Im Rahmen einer Hausarbeit an der Uni.lu habe ich analysiert, wie forum sich in diese Mehrsprachigkeit eingliedert. Demnach habe ich mich mit der Sprachpolitik der Zeitschrift und den Sprachen der Artikel des Jahres 2014 beschäftigt.

Luxemburgisch, Deutsch, Französisch oder Englisch? Ich habe selbst lange darüber nachgedacht, in welcher Sprache dieser Artikel erscheinen soll – und mich schließlich für Deutsch entschieden. Diese Sprache bietet mir die meisten Möglichkeiten, mich auszudrücken. Mit Französisch oder Englisch wäre mir dies deutlich schwerer gefallen. Zudem scheinen bestimmte Wörter auf Deutsch, das was ich tatsächlichen sagen möchte, am besten zu beschreiben. Der luxemburgische Wortschatz ist da doch etwas begrenzt.

Wie gestaltet sich aber nun die Sprachen-auswahl bei einzelnen Artikeln in der forum-Redaktion und gibt es bestimmte Gründe für diese Auswahl? Im folgenden Artikel werden Sie auf jeden Fall einige Anregungen zu eben diesem internen Entscheidungsprozess finden. Für mich war es bei meiner Recherche besonders wichtig zu untersuchen, ob forum bestimmte Regeln befolgt, die entweder „top-down“ (von oben nach unten) oder „bottom-up“ (von unten nach oben – also von der Leserschaft vorgegeben) sind. Um dies herauszufinden, habe ich einen Fragebogen an die forum-Redaktion geschickt, den 15 MitarbeiterInnen beantwortet haben.

Deutsch als dominante Sprache

In der Publikation Apropos… Medien in Luxemburg wird angegeben, dass die Artikel in forum vor allem auf Deutsch und Französisch verfasst sind.1 Die italienische sowie portugiesische Sprachgemeinschaft verstehen also in der Regel mindestens eine der Sprachen, die sich in forum wiederfinden.

2014 hat forum insgesamt elf Nummern herausgegeben – in den Sommermonaten Juli und August ist nur eine Ausgabe erschienen. Auffällig für den ausgewählten Zeitraum ist, dass im Gegensatz zu 2013, einem Jahr in dem insgesamt zwei Ausgaben einen französischen Titel trugen, alle Titel auf Deutsch veröffentlicht wurden. 2014 wurden mehr als die Hälfte der Beiträge auf Deutsch und weniger als ein Drittel auf Französisch verfasst (jeweils 63% und 32% von insgesamt 154 Artikeln). Nur zehn Artikel wurden in luxemburgischer und drei Artikel in englischer Sprache publiziert. Deutsch dominierte auch die Beiträge der Schwerpunktthemen (Dossiers). Der Prozentanteil der deutschen Artikel lag hier bei rund 70%, jener der französischen bei rund 30%. Die Sprachen Luxemburgisch und Englisch waren in den Dossiers überhaupt nicht vertreten.

Die Gewichtung der verschiedenen Sprachen fiel von Heft zu Heft unterschiedlich aus – wobei deutsche Artikel immer die Mehrheit ausmachten. Dementsprechend schien es mir interessant herauszufinden, ob es überhaupt eine Sprachpolitik gibt oder ob doch eher spontan über die Verwendung einer Sprache für bestimmte Artikel entschieden wird. Auf diese Fragen versuchte ich von den MitarbeiterInnen des forum Antworten zu erhalten.

„U sech ass de Choix vun der Sprooch dem Auteur iwwerlooss“

Alle MitarbeiterInnen waren sich einig, dass quantitativ gesehen Deutsch als die prädominante Sprache des Heftes gelten kann, „wëll et deene meeschten Auteure méi geleefeg ass. Mee u sech ass de Choix vun der Sprooch dem Auteur iwwerlooss.“ Eine der befragten Personen gab an, dass die „Entscheidung, in welcher Sprache ein Text geschrieben ist“ auf zwei Kriterien beruhe: zum einen der Leichtigkeit, mit der sich die AutorIn in einer Sprache ausdrücken kann und zum anderen ihrer Präferenz für eine Sprache in Bezug auf das eigene Lesen.

Bezüglich der Vorlieben der LeserInnen bewegte sich ein Antwortenpaar stets im Vordergrund: Deutsch UND Französisch –„Wer diese beiden Sprachen nicht sehr gut beherrscht, hat leider keinen Zugang zur Zeitschrift forum und auch keinen Zugang zur gesellschaftlichen Debatte in Luxemburg“. Aufgrund dieser Analyse kann man feststellen, dass es keine explizite Sprachpolitik gibt: Man/frau richtet sich nach dem Zielpublikum. Einige MitarbeiterInnen würden sich wünschen, dass mehr Artikel auf Luxemburgisch verfasst werden, „dann hätten wir – gerade unter den jungen Menschen – mehr Leser“. Viele der jungen LeserInnen würden Französisch nämlich eher ablehnen. Portugiesische oder italienische Artikel lehnt die Mehrheit der Befragten ab, vor allem, weil ein Großteil der Leserschaft diese Sprachen nicht beherrscht. „Ab und zu, vun der Symbolik hier, firwat net, mat Iwwersetzung am Internet“ könnte sich dann doch ein(e) MitarbeiterIn vorstellen. Man muss natürlich feststellen, dass dann auch die KorrekturleserInnen von forum der Sprachen mächtig sein müssten.

Eventuell könnte man an dieser Stelle mehr auf das Potenzial des Internets zurückgreifen und verschiedene Artikel online auf eine andere Sprache übersetzen? Falls notwendig könnte forum auch hier auf die Mithilfe der LeserInnen zurückgreifen. Englische Artikel seien, den MitarbeiterInnen nach, ebenfalls interessant, weil vor allem in Luxemburg-Stadt viele englischsprachige MitbürgerInnen leben „an [wier] de Grond, net nëmmen däitsch a franséisch Texter ze verëffentlechen“. So könnte man englischsprachige MitbürgerInnen allem voran über das Internet erreichen.

Es ist also festzuhalten, dass die Meinung der forum-MitarbeiterInnen in etwa das widerspiegelt, was ich in meiner Analyse auch herausgefunden habe: Deutsch ist weiterhin die meistgelesene Sprache der forum-LeserInnen und dominiert deswegen auch. Die deutsch-französische Zeitschrift forum hat jedoch schon lange nicht mehr nur das Ziel, eine Zeitschrift mit deutschen und französischen Artikeln zu sein. Wie jedes Medium, möchte sich auch forum weiterentwickeln und in Zukunft eventuell auch mehr luxemburgische oder englische Beiträge publizieren – auch oder vor allem auf der Internetseite. Dieser Aspekt ist wichtig und notwendig da heutzutage viele LeserInnen Medien über das Internet konsumieren. Es ist daher notwendig, mit der Zeit mitzugehen. Artikel, die eine besonders hohe Reichweite haben oder die von allgemeinem öffentlichen Interesse sind, müsste man eventuell in eine andere Sprache übersetzen – und das geht am einfachsten im Internet. Denn neben der Sprache spielt auch der Inhalt eine (vielleicht noch größere) Rolle.

Die Zeitschrift forum möchte, genau wie ein Großteil der traditionellen luxemburgischen Presse, zumindest für die Mitglieder der Luxemburger Gesellschaft lesbar sein. Und das, was diese Gesellschaft verbindet, ist das Beherrschen der französischen und/oder deutschen Sprache. Eine vorgeschriebene Sprachpolitik sollte es nicht geben. Zeitungen und Zeitschriften funktionieren am besten, wenn sie sich auf die Bedürfnisse der LeserInnen einlassen. Ein guter Mix zwischen beiden Initiativsprachen Deutsch und Französisch zusammen mit der vollen Ausschöpfung des Internets halte ich also persönlich für angebracht.

Übrigens: Meine Hausarbeit habe ich auf Luxemburgisch verfasst.

 

1 Informations- und Presseamt der Luxemburger Regierung Apropos…Medien in Luxemburg, 2013, S. 16.

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