Die nachhaltige Nutzung der Luxemburger Privatwälder
Wie in vielen anderen europäischen Ländern ist der Großteil der luxemburgischen Wälder in den Händen von privaten Personen. Rund 14.000 Personen besitzen über die Hälfte (55 %, d. h. ca. 50.000 ha) der Wälder in Luxemburg: eine Tatsache, die in der breiten Öffentlichkeit fast unbekannt ist. Dabei wird auch oft von einer Familienforstwirtschaft gesprochen, da diese Wälder in der Regel seit Generationen innerhalb der gleichen Familien weitervererbt werden. Meist besitzen die Leute nur sehr kleine Waldparzellen, die häufig über das ganze Land verstreut sind.
Ein Verein für private Waldbesitzer
Genau aus diesem Grund und wegen des hohen Beratungsbedarfs gibt es unseren Verein: das Groupement des Sylviculteurs a.s.b.l., bekannt als Lëtzebuerger Privatbësch. Wir sind eine gemeinnützige Vereinigung, die sich für die Wahrung und Förderung der Interessen der Privatwaldeigentümer einsetzt. Ziel aller Aktivitäten des Groupement des Sylviculteurs ist die nachhaltige Bewirtschaftung des Luxemburger Privatwaldes. Leistungen wie kostenlose Vor-Ort-Beratungen für alle Waldbesitzer (auch Nicht-Mitglieder), Beratungen zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung und Fördermitteln, Natura2000 oder Informationen zum PEFC-Zertifikat werden Privatpersonen zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt.
Aktuelle Herausforderungen für Waldbesitzer
Aktuell stellen sich für den Waldbesitzer zwei große Herausforderungen. Auf der einen Seite steht der Klimawandel. Borkenkäferplagen und Trockenheit stressen und zerstören den Wald, was in ganz Europa zu einem massiven Preisverfall beim Holz geführt hat. Gilt der Holzpreis allgemein als bester Garant für die Bereitschaft zur Waldpflege, so waren die letzten drei Jahre dem nicht förderlich. Als Waldbesitzer schauen wir aber nach vorn, und pflanzen heute bereits klimaresistente Wälder für die zukünftigen Generationen an. Durch das Umweltministerium werden hierfür auch ausreichende Fördermittel zur Verfügung gestellt.
Auf der anderen Seite steigen die Ansprüche an den Wald als Erholungsgebiet, aber auch als Ökosystem und damit elementarer Teilbereich der Biodiversität. Deswegen herrscht ein wahrer Paragraphendschungel in den Wäldern Luxemburgs, und zahlreiche Waldbesitzer sind mit den vielen verschiedenen Gesetzen und Règlements grand-ducaux überfordert. Es gibt ein Naturschutzgesetz, dazu Ausführungs-Règlements, das Wasserschutzgesetz, Natura2000-Schutzgebiete, nationale Schutzgebiete, Quellenschutzgebiete, Biotope, Habitate, Richtlinien, Zustandserhebungen und, und, und. Da kann man schnell den Überblick verlieren. Das Schlimme daran ist, dass den Waldbesitzern systematisch unterstellt wird, dass sie ohne diese Regulationswut die Wälder zerstören und nicht nachhaltig bewirtschaften würden. Dabei wurde der Begriff der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft bereits vor 300 Jahren erfunden, und nur weil es einige schwarze Schafe (wie überall) gibt, rechtfertigt dies die aktuelle Gesetzesflut nicht.
Eine zukunftsorientierte Haltung
Die Waldbesitzer Luxemburgs verfolgen einen integrativen Ansatz bei der Waldbewirtschaftung und versuchen die drei Säulen der Nachhaltigkeit – die Ökologie, die Ökonomie und das Soziale – dabei zu berücksichtigen. Gerade im Kleinstprivatwald pflanzt man nicht für sich selbst an, sondern für die folgenden Generationen von Waldbesitzern. Dass dies nicht mit reinen Nadelholzmonokulturen geht, hat spätestens nach der Borkenkäfervermehrung der letzten Jahre auch der letzte Waldbesitzer verstanden. Die aktive Umwandlung von bestehenden Fichtenwäldern in naturnahe Mischwälder ist allerdings ein langanhaltender Prozess, der sich über mehrere Jahrzehnte hinziehen wird. Würden wir alle Monokulturen sofort umwandeln, müssten riesige Kahlschläge gemacht werden – und genau dies soll ja verhindert werden.
Oft beschweren sich Erholungssuchende über die großen Maschinen, die im Wald zum Einsatz kommen. Dazu muss gesagt werden, dass diese auf speziell markierten Rückegassen fahren, gerade um Schäden am Rest des Waldbodens zu verhindern. Pferde kommen auch regelmäßig zum Einsatz, können aber gerade im starken Holz oder auf langen Strecken nur bedingt eingesetzt werden. Wir haben große Hoffnung auf neue Fördermittel, die den Pferdeeinsatz im Wald weiter unterstützen sollen.
Als Waldbesitzerverein blicken wir optimistisch in die Zukunft. Dank einer guten Kooperation mit dem Umweltministerium und der Natur- und Forstverwaltung finden wir gemeinsam Lösungen für anstehende Probleme. Viele Waldbesitzer sind in diesem Frühling schon dabei, die Borkenkäferschäden der vergangenen Jahre mit standortangepassten Mischwäldern auszugleichen. In vielen Jahren können wir hoffentlich beruhigt auf das aktuelle Waldsterben zurückblicken: Es wird sich anfühlen wie ein schlechter Traum – schlimm, aber in der Vergangenheit liegend.
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