Die Rolle des FSC für eine nachhaltige Forstwirtschaft

Artenschwund, Raubbau an Wäldern, Missachtung sozialer Rechte, illegaler Handel mit Naturprodukten, Klima­problematik… eine Menge Themen, die manchmal zu Resignation führen, weil sich, trotz aller Bemühungen von Politikern, NGOs und Einzelkämpfern, der Zustand unserer Wälder weltweit bedrohlich verschlechtert. Gibt es eine Aussicht auf eine konkrete Verbesserung der Situation, ja, vielleicht die Möglichkeit einer Kehrtwende?

Die besten Erfolge auf sämtlichen Ebenen sind immer dann zu verzeichnen, wenn große, zusammenhängende Netzwerke bestehen, die transparent und jederzeit bereit sind, ihr System zu optimieren. Dieses Prinzip haben der World Wildlife Fund (WWF) und Greenpeace vor 25 Jahren erkannt, als sie den Forest Stewardship Council (FSC) gründeten. Sie hatten durch mehrere Rückschläge in vorigen Kampagnen erkannt, dass Protest, Boykott oder Baumwipfelbesetzung allein nicht die gewünschten Erfolge herbeiführten. Diesmal setzten sie auf Dialog mit Waldbesitzern, Produzenten, Gewerkschaften sowie Vertretern indigener Völker mit dem Slogan „Schutz durch Nutzen!“.

Waldflächen erhalten, zertifizierte Produkte kaufen

Primäres Ziel war der Erhalt von Waldflächen. Man wollte verhindern, dass die Wälder in uniforme Agrarsteppen umgewandelt werden würden. Doch dafür brauchte es viel Überzeugungskraft. Es mussten Argumente dafür geliefert werden, dass Waldflächen dem Besitzer oder den dort lebenden Populationen einen fairen Ertrag bringen, von dem sie leben, sich weiterbilden und ihre Zukunft planen könnten. Dabei spielen nicht nur Holzprodukte eine Rolle, sondern alle aus Wäldern stammende Produkte, wie Gummi, Kork, Papier, Textilien oder Zellulose. Der FSC ist mittlerweile weltweit in 85 Ländern aktiv. Die Tatsache, dass der FSC von allen großen Naturschutzorganisationen, von vielen Gewerkschaften und sozialen Institutionen unterstützt wird, spiegelt auch die Akzeptanz bei der Bevölkerung wider.

Das genügt jedoch nicht. Die gekennzeichneten Produkte müssen auch gekauft werden. Jeder Bürger hat eine Mitverantwortung am Weltgeschehen. Durch den Kauf von zertifizierten Produkten kann er den legalen Markt ankurbeln und so das Geschehen in unseren Wäldern und denen in entfernten Teilen der Erde mitbestimmen. Staat und Gemeinden sollten die Vorreiterrolle übernehmen, was leider oft nicht geschieht. So weigern sich beispielsweise viele Gemeindeväter in den drei Naturparks Luxemburgs, ihre Wälder einer FSC-Zertifizierung zu unterwerfen. Umso unverständlicher, da die FSC-­Zertifizierung für sie kostenlos ist und außer einem minimalen bürokratischen Aufwand keine zusätzlichen Anforderungen abverlangt, da die Wälder sowieso von der Natur-und Forstverwaltung gemäß den Anforderungen des FSC bewirtschaftet werden. Dass diese Gemeinden nicht zu überzeugen sind, zertifizierte Produkte für Gemeindehäuser, Schulen oder Sportanlagen zu kaufen, um damit zum Erhalt unserer Wälder beizutragen, ist einfach unverständlich!

Vielfach wird Kritik aus dem Internet herangezogen, um sich einer Zertifizierung zu entziehen. Das Zertifizierungsschema des FSC wird oft als sehr bürokratisch wahrgenommen. Richtig! Es ist lästig für Unternehmen, diese unzähligen Checks über sich ergehen zu lassen. Doch die Alternative wäre ein lasches System, das viele Schlupflöcher enthalten würde. Auch würden hauptsächlich Großunternehmen, so sagen Kritiker, die sich diese Bürokratie leisten können, vom System profitieren. Deshalb hat der FSC extra ein Standard für smallholders eingeführt, der gerade kleinen, mittellosen Waldbesitzern erlaubt, ihre Produkte korrekt und kontrolliert auf den Markt zu bringen. Bestes Beispiel wären die kleinen portugiesischen Korkhersteller, die Korkpfropfen für Weine liefern.

FSC-Importe

In Luxemburg (und in Europa generell) steht der Import von FSC-Produkten aus Tropenwäldern in der Kritik. Wie aber will man die Tropenwälder laut WWF-Philosophie schützen, wenn niemand diese Produkte kauft? Mit welchem Geld könnten die indigenen Völker des Amazonas überleben, wenn sie uns nicht in einem gegenseitig fairen Handel ihre Waren verkaufen können? Wenn der Wald keinen wirtschaftlichen Nutzen für sie hat, ist es wahrscheinlicher, dass der Wald gerodet wird, um landwirtschaftliche Flächen zu generieren, die ihrerseits Einkommen sichern. Es hat sich in den letzten Jahrzehnten herausgestellt, dass Baumarten wie Limba, Bangkirai, Balau, Bongossi, Ipé, Mahagoni, Meranti, Palisander, Sapelli, Mahagoni, Teak und besonders seltene Exoten erhalten und gerettet werden können, wenn ein abgesicherter, zertifizierter Markt für diese Baumarten besteht. Dies sollte nicht als Plädoyer für den Import von fernen Hölzern angesehen werden, sondern als Denkanstoß zur Problematik. Die Diskussion bleibt offen! Es besteht Hoffnung! Es gibt mehrere Wege, unsere Wälder weltweit zu schützen. Der FSC bietet eine Möglichkeit, bisher mit Erfolg.

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