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Die schöne neue Arbeitswelt
Vor zehn Jahren sagten der Volkswirt und Journalist Holm Friebe sowie der freiberufliche Spiegel-Online Kolumnist Sascha Lobo in ihrem Werk „Wir nennen es Arbeit – Intelligentes Leben jenseits der Festanstellung“ voraus, dass die Individualisierung als gesellschaftlicher Trend des 20. Jahrhunderts ihre eigentliche Qualität erst im darauffolgenden Jahrhundert offenbaren wird; nämlich „indem Individuen ihre Individualität nicht mehr nur über Konsum, sondern auch darüber entfalten, was, wann und wie sie arbeiten.“
Inwiefern trifft dies – in Anbetracht der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt –für Luxemburg zu und welche neuen Prognosen lassen sich aus der Analyse herleiten? Wie wird die Arbeitswelt sich gestalten, wenn die nur schleppend voranschreitenden, von stark divergierenden Interessen gekennzeichneten Diskussionen um das PAN-Gesetz ein Ende finden? Was bedeutet es, wenn die ADEM erklärt, sie wäre im 21. Jahrhundert angekommen? Welche Zukunftsperspektiven bietet ein Land, in dem die Jugendarbeitslosigkeit über dem europäischen Durchschnitt liegt? Das vorliegende Dossier bietet keinen Blick in die Kristallkugel, sondern Einschätzungen, Denkanstöße und Interpretationsansätze zum Thema „Zukunft der Arbeit“.
Wer sich eingehender mit diesen Fragen beschäftigt, wird schnell feststellen, dass sich die Debatte um die Zukunft der Arbeit längst nicht nur um Digitalisierung und Robotik dreht. Die Auswirkungen der Robotik werden von der früheren Erziehungsministerin und heutigen EP-Abgeordneten Mady Delvaux in einem Artikel beleuchtet. Den Umgang der Gewerkschaften mit dem „neuesten Geist des Kapitalismus“ behandelt Frédéric Krier in seiner Analyse. Ebenso relevant scheint die Frage nach den Perspektiven der „Guten Arbeit“, denen Nico Fehlen nachgeht.
Im Rahmen eines Interviews stellt sich die Direktorin der Agence pour le développement de l’emploi, Isabelle Schlesser der Frage, ob ihre Verwaltung den aktuellen und künftigen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen ist. In einem weiteren Gespräch erklärt die Arbeitssoziologin Sabine Pfeiffer von der Universität Hohenheim welche Probleme durch mangelnde Kommunikation zwischen verschiedenen Akteuren im Entwicklungsprozess neuer Technologien entstehen und wie sich somit sehr unterschiedliche Narrative arbeitsbezogener Zukunftsvisionen präsentieren.
Experimentierfreudigkeit
2006 schufen Friebe und Lobo mit der Bezeichnung „digitale Bohème“ ein neues Etikett für allerlei Tätigkeiten, die sich außerhalb der Festanstellung abspielen. Hiermit meinten sie „Menschen, die sich dazu entschlossen haben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, dabei die Segnungen der Technologie herzlich zu umarmen und die neuesten Kommunikationstechnologien dazu zu nutzen, ihre Handlungsspielräume zu erweitern.“ Einen Einblick in diese Spielräume in Luxemburg gibt der freiberufliche Historiker Pit Péporté anhand eines Berichts über sein eigenes Experiment. Abschließend erlauben sich Bernt von zur Mühlen sowie Wilhelm Hindemith eine interessante Gedankenspielerei, indem sie sich der Erotik der Künstlichen Intelligenz widmen.
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