- Geschichte, Gesellschaft, Multimedia
Digitalisierte Radioarbeit
Studiotechnik
Anfang der 1990er Jahre kamen Bandmaschinen (teuer) und Audiokassetten (mäßige Qualität) als Aufnahme- und Abspielmedien bei Radio Ara zum Einsatz. Ein wesentlicher Fortschritt war ab 1995 die Einführung der heute bereits obsoleten Minidiscs mit Vorteilen hinsichtlich Kosten, Qualität und intuitiver Bedienbarkeit. Computer erhielten erst ziemlich spät bei der Studioneueinrichtung 2008 ihren definitiven Platz in den Studios von Radio ARA. Ein Grund für die späte Einführung war der Aufwand der geeigneten Softwareauswahl, der Betreuung der PCs durch Ehrenamtliche und den Aufwand die ältere Generation der zahlreichen Radiomacher anzulernen. Während noch immer die gleichen professionellen Revox-CD-Player zum Einsatz kommen und regelmäßig in der Schweiz von einem Fachbetrieb wieder aufgemöbelt werden, nutzen zahlreiche Radiomacher heute die „Guest“-Anschlüsse am Mischpult um eigene Notebooks, Smartphones oder DJ-Stationen anzuschließen. Neue digitale Mischpulte, welche für jeden Radiomacher eigens konfiguriert werden können, sucht man bei Radio ARA vergeblich. Erst im letzten und in diesem Jahr wurden die professionellen Studer-Mischpulte aus dem Ende der 1990er Jahre durch eine „neue“ Generation aus dem Anfang der Nullerjahre mit bereits ersten digitalen Features ersetzt. Dabei handelt es sich jeweils um ausgemusterte Geräte, welche vom ehrenamtlichen Cheftechniker in wochenlanger Arbeit instand gesetzt und für die spezifischen Bedürfnisse von Radio ARA angepasst wurden.
Sendetechnik
Radio ARA vertraut immer noch auf bewährte analoge Sendetechnik von Telefunken aus den 1980er Jahren, welche von Zeit zu Zeit von einem Fachbetrieb in Berlin gewartet und ggf. repariert wird. Großer Kostenvorteil für Radio ARA: Die ehrenamtlichen Techniker können die Sender selber betreuen und sind nicht auf die Dienste eines Providers angewiesen. Seit Ende der 1990er Jahre macht DAB, heute das weiterentwickelte DABplus die Runde. Die Ausstrahlung mehrerer Programme erfolgt dabei digital über ein sogenanntes Multiplex über eine einzige Frequenz. Damit kann der Betrieb nur über einen professionellen Anbieter erfolgen, an welchen die einzelnen Radios Mietkosten zahlen. Obwohl auch hier durch technische Weiterentwicklungen die Kosten für ein einzelnes Programm im Laufe der Zeit gesunken sind, so dürften diese für eine gute Abdeckung von Minette und Stadt Luxemburg pro Programm immer noch bei mindestens 10000 € jährlich liegen.
Macher- und Gästeverhalten
In den Anfangsjahren hatten viele Radiomacher und Gäste Lampenfieber vor dem Mikrofon. Heute ist der Umgang mit entsprechenden Geräten derart zum Alltagsgebrauch geworden, dass nur noch wenige Menschen Angst haben ins Mikrofon zu sprechen.
Hörerverhalten
Die Verfügbarkeit von Inhalten und Musik ist enorm gewachsen, so dass der „Kampf“ um Aufmerksamkeit wichtiger geworden ist. Eigentlich bräuchte Radio ARA daher ein großes Werbebudget, um interessante Programminhalte auszuwählen, aufzubereiten und über unterschiedliche Kanäle in den sozialen Medien zu bewerben. Viele Sendungen ließen sich ja z.B. quasi als Hörbuch zeitversetzt im Auto auch abseits der terrestrischen Verbreitung hören.
Der Schritt ins Internet
Bereits seit Anfang der Nullerjahre strahlt Radio ARA sein Programm auch per Livestream übers Internet aus. Für Radiomacher mit speziellen Musikrichtungen ist die Rückkopplung von Hörern aus aller Welt von großer Bedeutung. Die Hörerzahlen des Livestreams stagnieren jedoch und sind in absoluten Zahlen eher bescheiden. 2011 startete Graffiti, die Jugendsendungen auf Radio ARA, mit Unterstützung vom Service national de la jeunesse und der SACEM, ein Pilotprojekt um ausgewählte Sendungen als Podcast zur Verfügung zu stellen und zwar inklusive urheberrechtlich geschützter Musik. Ziel war es, unlizenzierten Postings von jugendlichen Radiomachern eine legale Alternative anzubieten.
Werbung
Die steigende Bedeutung des Internets setzt die klassischen Werbeträger zunehmend unter Druck. Jahrelang leistete das englischsprachige Morgenprogramm auf Radio ARA einen Beitrag zur Deckung der Betriebskosten und erlaubte teilweise eine Monetisierung ehrenamtlicher Arbeit in Geschäftsleitung und Technik, um die Grundkosten der freien Radiosparte und des Jugendprogramms mitzudecken. Wegen sinkender Werbeerlöse entstehen so Spannungen innerhalb des Radios, wobei eigentlich zusätzlich Personal eingestellt werden müsste, um den Anforderungen an ein für alle gesellschaftlichen Gruppen und Nationalitäten zugangsoffenes Radio und der weiteren Verwertung interessanter Programminhalte in sozialen Netzwerken gerecht zu werden.
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