Schülerzeitungen im Spiegel der Zeit
von Marc Birchen, Luxemburg, Fondation Lydie Schmit, 2018, 30 €

Die von der Fondation Lydie Schmit in Auftrag gegebene und vor einigen Wochen veröffentlichte Studie von Marc Birchen bietet eine umfassende und sehr lesenswerte Geschichte dieser ganz speziellen Publikationsgattung im luxemburgischen Kontext. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts entstehen auch im Großherzogtum immer wieder neue Schüler- und Schulzeitungen, abhängig von der kreativen und teilweise auch subversiven Energie ihrer jugend­lichen Herausgeber, und verschwinden dann in der Regel, wenn die Gründer ihre Schulzeit hinter sich gebracht haben. Nur die von (katholischen oder linken) Verbänden herausgegebenen Schülerzeitungen können sich teilweise über Jahre oder Jahrzehnte halten.

Im Rahmen von Schülerzeitungen wie Ons Equipe, D’Ro’d Wullmaus oder D’Ventil sammelten ganze Generationen Luxemburger Schüler ihre ersten schriftstellerischen oder politischen Erfahrungen. Wie Marc Birchen zeigt, stand die Auseinandersetzung mit der eigenen Schule oder dem Schulsystem dabei meistens im Vordergrund. Daneben bildeten die Schüler­zeitungen aber auch die großen gesellschaftlichen Konflikte ab, die das Land während eines Jahrhunderts bewegten. Die stilistischen Mittel konnten brav sein, satirisch oder auch kämpferisch, abhängig von der politischen Ausrichtung der Herausgeber und der Unerschrockenheit der Autoren. Was den letzten Punkt anbelangt, hätte sich auch ein Blick in die Schülerzeitungen der Europäischen Schule in Luxemburg gelohnt, die in der Darstellung nicht vorkommen.

Heute sind Schülerzeitungen in der Regel als pädagogische Projekte eingehegt und Teil der schulischen Medienerziehung. Die unabhängigen SchreiberInnen haben sich in die sozialen Medien verabschiedet oder nutzen noch andere, unkontrollierte Kanäle, um ihren Unmut über Schule, Lehrer und Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen. JST

 

Nico Thurm
mit Texten von Lee Kozlik, Paul Bertemes, Mirjam Oesch, Lucien Kayser und Christian Mosar, Esch-sur-Alzette, Éditeur : jim clemes associates, 2018, 40 €

Aus der Zusammenarbeit des Architekturbüros Jim Clemes mit dem Künstler Nico Thurm ist eine außergewöhnliche Monografie entstanden, die den Lebensweg des heute 80-jährigen Malers, Bildhauers und Zeichners von architektonischen „Landmarks“ vorstellt. Nico Thurm ist in der luxemburgischen Kunstszene u.a. als Vertreter von Minimal Art bekannt, seine Experimente mit den unterschiedlichsten Materialien geben dem Betrachter und dessen Perspektive eine maßgeb­liche Bedeutung bei der „Erfahrung“ des Kunstwerkes. Doch selbst jene, die sich in der Malerei und Skulptur nicht auskennen und die avantgardistischen Anfänge in einer Cons­dorfer Scheune Ende der 60er Jahre verpasst haben, werden regelmäßig mit den Entwürfen von Nico Thurm konfrontiert. Einige der eindrücklichsten Bauwerke in Luxemburg tragen seine Handschrift: So entstanden in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Jim Clemes der große Viadukt über das Alzettetal bei Lorentzweiler, der Wasserturm in Gasperich oder auch das Kulturhaus in Mamer. Einer seiner radikalsten Entwürfe, der auch in dieser Zeitschrift besprochen wurde, widmete sich der Grabstätte Johanns des Blinden (das Projekt von Clemes/Thurm wurde vom Staat leider nie realisiert, obwohl es als Sieger aus einer öffentlichen Ausschreibung hervorging).

Das 260 Seiten starke Buch wurde von mediaArt produziert und von jim clemes associates aufgelegt. Der Preis von 40 € kann angesichts der kompromisslosen Qualität dieser Publikation nur als eine Art Kostenbeteiligung verstanden werden. JST

 

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