Google-Datacenter naiv willkommen heißen oder kritisch betrachten?
Wie viel echte Information steckte in der sogenannten Informationsveranstaltung am 21. November in Bissen? Das Luxemburger Wort berichtete am Folgetag ausführlich darüber (S. 24/25), was sich als Einführung in die spezielle Google-Welt entpuppte. Technische Informationen, wissenschaftliche Angaben, standardisierte Maßeinheiten, handfeste Berechnungen, Transparenz? Fehlanzeige! Dafür sehr viel Marginalisierung von wichtigen Fragen. Was also tun? Die Nebelschleier lüften, die Scheininformationen enttarnen, die Themen wissenschaftlich und vernetzt bearbeiten. Am Wort-Bericht orientiert, kann man die Google-Rhetorik auf ihren Informationsgehalt überprüfen:
- „Ein Gürtel mit Wiesen und Laubbäumen soll Umwelteinflüsse verringern“. Welche Umwelteinflüsse? Verringern? Wovon? Um was? Was bliebe übrig?
- Lärm misst man für gewöhnlich in Dezibel; überall gibt es klare Grenzwerte. Googles Maßstab heißt: „gering“ und „keine Probleme mit Lärmbelästigung bisher“.
- Wasser: Der „Einfluss auf die Alzette läge erst bei 1, später bei 2 Prozent“. Welche Art von Einfluss? 1%, 2% wovon? Was steckt hinter diesen Prozentangaben? Veränderungen der Wasserqualität sind messbar. Es gibt Labore dafür. Googles Maßeinheit heißt: „gering bis sehr gering“.
- Temperatur wird gemessen in Grad, auch ein Anstieg. Google bevorzugt: „minimale Prozente“. Man beruft sich auf europäische Normen, das klingt gewichtig, aber: Kennt sich das Publikum damit aus? Ist die Norm dauerhaft unproblematisch?
- Wasserverbrauch wird bei Bürgern kommastellengenau in Kubikliter pro Monat oder Jahr gemessen. Google misst mittelalterlich: „mehrere 10Liter-Eimer pro Sekunde“. Bei minimalen 3 Eimerchen sind das schon 2.592.000 Liter/Tag. Hätten Sie’s gewusst?
- Strahlenbelastung misst man in Gammastrahlen oder Radiowellen. Google misst lieber in – „europäischen Normen“. Kennen wir die? Verkraften wir die?
- Lichtverschmutzung – Lumen, Lux, cd/m2, vorher – nachher, alles messbar. Google wählt: „minimal“.
- Für Strom bieten sich Kilowatt, GWh, an. Google braucht „50% weniger als herkömmliche Datenzentren“. Das klingt super, sagt aber leider rein gar nichts aus.
- Strombedarf – „7% der Region“ – welcher Region? Norden? Luxemburg? Großregion? „12% des aktuellen Stromangebots“ – des hiesigen oder des importierten Angebots? Wie viele GWh sind es?
- Die Energie-Effizienz steige, der Verbrauch sinke. Dagegen spricht: Cloud-Dienste weiten sich unfassbar aus; Elektro boomt; fossile Energieträger kurz vor dem Aus; kontinuierlich steigender Energieverbrauch; die Bedarfszahlen müssen immer wieder nach oben korrigiert werden. Digital frisst Elektroenergie.
- Google decke seinen Energiebedarf seit 2017 zu 100% aus erneuerbaren Energien. Wahr oder unwahr?
Konkrete Zahlen, gar Vergleichszahlen werden generell verweigert.
Alles in allem klingt das nach sehr „geringer“, „minimaler“ Transparenz und Information. In diesem Stil werden überflüssige Versicherungen oder Gebrauchtwagen angeboten, aber nicht milliardenteure, folgenschwere Investitionen in Hightech. So geht das nicht!
Petra Stober
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