Hey!
Hey, liebe Leser! Trallari trallahey tralla hoppsasa! Dieses Lied geht uns seit einigen Tagen nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwie macht der tägliche Blick in die Nachrichten deutlich, wie schön es wäre, die Welt so gestalten zu können, wie sie uns gefällt. So wie Pippi das kann. Wo ist aber bloß die Villa Kunterbunt, in der Freiheit und Sicherheit noch Freundinnen sind und sich nicht gegenseitig ausschließen? Sogar für viele Berufsoptimist*innen liegt derzeit ein bleierner Schatten über allem, der eher an Else Lasker-Schüler als an Astrid Lindgren erinnert. Die zahlreichen Krisen unserer Tage sind ja nicht nur objektiv da, und zwar um zu bleiben, sie hinterlassen auch subjektive Spuren: die Umwelttrauer (ecological grief), die Angst vor einem Dritten Weltkrieg, die Sorge, die nächste Monatsmiete nicht zahlen zu können. Die Klimakrise, der Ukrainekrieg und die vor einem Jahr noch unvorstellbare Inflation sind leider Probleme, die keine Sommerpause machen.
Früher gab es das Sommerloch – das war ein guter Moment zum Durchatmen. Die Deputierten hatten kein Twitter und schwiegen, und es gab das Ungeheuer von Loch Ness oder den Killerwels Kuno, der Anfang der 2000er Jahre im Volksgarten Mönchengladbach einen Dackelwelpen verschlungen haben soll. Da konnte man durchschnaufen und sich zurücklehnen, wenn man nicht welsophob oder übertrieben dackelphil war. Doch in diesem Sommer spürten alle die Geldentwertung, den Klimawandel und die Kriegskonsequenzen sehr intensiv. Und zwar permanent. Die Klimakrise können selbst die größten Wissenschaftsleugner*innen nicht mehr ignorieren, ohne sich komplett zu verdrehen, wo ihnen doch der heimische Rasen vertrocknet, dem hiesigen Gemüse das Wasser fehlt und die Top Ten der heißesten Sommer in der Geschichte Luxemburgs sich ausschließlich aus Jahrgängen zwischen 2002 und 2021 zusammensetzen, wie Wetter- und Chartsexperte Andrew Ferrone Anfang August dem Tageblatt verriet.
Also, kein Sommerloch, dafür haben die Grünen aber nun eigenmächtig die politische Rentrée vorgezogen. Die Präsident*innen Sehovic und Bernard haben in der letzten Woche gefordert, schnellere Direkthilfen für kleinere und mittlere Verdiener*innen bereitzustellen sowie die Energiewende und den Kampf gegen die Klimakrise zu beschleunigen. Als hätten sie nur darauf gewartet, traten Staats- und Energieminister zwei Tage später gemeinsam vor die Presse wie weiland „Lenettel“, um die Bevölkerung auf einen harten Winter einzustimmen und die nächste Tripartite für Mitte September zu annoncieren. Ich glaub’, es geht schon wieder los. Der ganze Polit-Diskurs wird in den kommenden Monaten leider begleitet werden von zahlreichen Vorschlägen und Lösungs-Schlagern, die eher den Wahlkampf als die Sache im Blick haben. Aber so läuft Politik. Das Superwahljahr Lux2023 mit Gemeinde- und Nationalwahlen im Juni und im Oktober steht an, und auch forum bereitet sich darauf vor. Im Januar gibt’s ein Dossier dazu, ab Februar auch public forum-Diskussionen.
Aber bleiben wir noch in der Gegenwart: Pit Panther hat in dieser Ausgabe sich selbst übertroffen und einen veritablen Gassenhauer vorgelegt. Sein Gedicht muss dringend gesungen werden, dann entfaltet es seine ganze Schlagkraft. Denken Sie also an Pippis „Widdewidde wie“, wenn Sie Ihren Kindern „DP DP die“ vorsingen. Und bereiten Sie sich darauf vor, dass Sie nach der Lektüre von Panthers jüngster Bissigkeit das Pippi-Lied nie mehr mit anderen Augen als mit blauen sehen können.
” Also, kein Sommerloch, dafür haben die Grünen aber nun eigenmächtig die politische Rentrée vorgezogen.
Eine neue Rubrik finden Sie auch in dieser Ausgabe. Ab sofort gibt’s in jeder forum-Nummer eine Fotografie eines aktuell in Luxemburg zu sehenden Kunstwerks. Das kann ein Gemälde aus einer aktuellen Expo, eine Skulptur aus einer Dauer-ausstellung oder aber – so wie diesen Monat – Kunst im öffentlichen Raum sein. Wir bitten sodann für jede Ausgabe eine Person darum, sich Gedanken zu dem Kunstwerk zu machen und einen Text beizusteuern. Den Auftakt machen in diesem Heft Winfried Heidrich und Niki de Saint Phalle. Logischerweise heißt die neue Rubrik ARTikel.
Und dann kommt noch etwas Großes auf Sie zu. Ein ganz neues Projekt werden Sie ab dem 3. November auf www.forum.lu und im Heft entdecken können. Wir hoffen, dass Sie ab November so viel Freude damit haben werden wie wir schon jetzt. Wir finden das alles noch spannender als Weihnachten und wollen das Geschenk unbedingt verpackt übergeben. Wenn Sie nun also neugierig sind, verfolgen Sie forum in den Wochen vor dem 3. November ganz genau auf unseren Social-Media-Kanälen (solange wir die noch bespielen, siehe den Mediensplitter von Françoise Stoll). Wir werden Sie langsam und behutsam auf dieses neue Projekt vorbereiten, bevor wir den Vorhang lüften.
Und, last but not least, ist da noch unser Sommerfest: am 14. September ab 17 Uhr im Café littéraire Le Bovary. Die Teilnehmer*innenzahl ist auf 100 Personen beschränkt, und das Limit fast erreicht. Wenn Sie also dabei sein wollen und neben schönen Gesprächen, gutem Essen und erfrischenden Getränken das Konzert von ENIKMA (ENrico Lunghi, NIKolay Terziev und MAlicka Ferrari) nicht verpassen wollen, melden Sie sich noch ganz schnell mit einer Mail an forum@pt.lu an. Das Bovary ist ein traumhafter Ort. Eine Villa Kunterbunt ist möglich.
Widdewiddewitt!
Ihr Henning Marmulla
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