© Philippe Reuter

Law of Attraction (I)

Das Kirchberg-Plateau bei Nacht
Ist eine abgefuckte Gardine,
Zerfleischt von einer Katzenbratze
(Sie hat danach ein paar Krallen
Abgenommen und
Als Kommata
In diesen Text gesteckt).

Auf der Avenue John F. Kennedy
Wackelt der Wind mit den Bäumchen
Wie mit Fleischspießen,
Von denen das Fett tropft;
Diagnose: REM-Rebound.
Seit eine weitere Frau
Überfallen und getötet wurde,
Sagen sich in der Hauptstadt
Alb und Kalb goldene Nacht.

Boogie-Woogie und alles berechnend:
Navigationssysteme,
Mathematiker
Und Anleger
Mit dem Gestöber in den Atemwegen.

Law of Attraction (II)

Ein wenig Arkadien steckt
In diesem somnambulen Klemmbausteinbezirk.
Wo anders kann man sich beim Universum
Auf dem Weg in die Bar
Noch fix eine Pizza bestellen?
Wo anders liegen auf den Gästetoiletten
Rasierklinge und Portionierer stets bereit?
Kromm Längten und hier verzieht sich keiner,
Jedem Schweißkragen ist völlig klar:
Wir brauchen mehr KI-KünstlerInnen
Und weniger neuronale Hetze.

Copy Paste (I)

Es geht bergab, immer.
Mit der Bildung, der Politik
Und der Standseilbahn, vom Bankenviertel
Mitten hinein
In die Johannesoffenbarung.
Auf der Umsteigeplattform
Wartet schon der Premierminister,
Getarnt als Lavalampe
Räumte er fremde Texte aus
Und publizierte bei E. Vieh.

Auf der anderen Seite, eine Etage
Drüber, wartet eine Tote darauf,
Dass man ihr den Hula-Hoop-Reifen
Abnimmt, der ihr in der Wäsche eingegangen ist.
Die Hauptstädter und Stadthäupter ducken sich weg.
Mit gestrafftem Gesicht,
Von Überfremdung redend
Sitzt Guillaume auf einem Laborhund
Und zieht dem Volksmund ein paar Zähne.

Copy Paste (II)

Parlamentarier lassen
Zwei Türmchen aneinanderlöten,
Damit Guillaume rittlings
Über den Knuedler jetten kann.
Kein Wort darüber in den Medien,
Mir kommt das spanisch vor.
Im Museum werden die wilden Küsse
Der Arbeiterinnen in Lauge eingelegt
Und an der Wand hängt
Das verkommene Gerippe
Eines Powerchords.
Ein Gast hat es gemalt.


Chris Lauer, Jahrgang 1995, ist u. a. als Kulturjournalistin und als Autorin tätig. Ihr künstlerischer Schwerpunkt liegt derzeit auf der Lyrik, ihre Gedichte wurden schon in namhaften Literaturzeitschriften wie Sinn und Form veröffentlicht.


Stèle I, II und III sind zu sehen in der Ausstellung Gast Michels. Movement in colour, form and symbols (noch bis zum 26. März 2023 im MNHA).

Als partizipative Debattenzeitschrift und Diskussionsplattform, treten wir für den freien Zugang zu unseren Veröffentlichungen ein, sind jedoch als Verein ohne Gewinnzweck (ASBL) auf Unterstützung angewiesen.

Sie können uns auf direktem Wege eine kleine Spende über folgenden Code zukommen lassen, für größere Unterstützung, schauen Sie doch gerne in der passenden Rubrik vorbei. Wir freuen uns über Ihre Spende!

Spenden QR Code