Es ist ein Privileg, die Seite drei einer Zeitschrift wie forum über Jahre hinweg zu verfassen. Ein Privileg, das einem den Vormittag vor Druckabgabe verdirbt, manchmal Ärger und hin und wieder auch ein freundliches Wort einbringt. Über zehn Jahre lang habe ich dieses Privileg genossen und verflucht, durfte an dieser Stelle über Gott und die Welt erzählen, den Leser mit einigen, nicht immer todernst gemeinten Gedanken begrüßen und nebenbei das neue Heft vorstellen.
Nachdem ich in den 90er Jahren schon als festangestellter Mitarbeiter für das Projekt gearbeitet hatte, wurde ich 2005 in der Nachfolge von Michel Pauly Präsident des Herausgebervereins und erbte damit (ehrenamtlich) so etwas wie die redaktionelle Verantwortung für diese seltsame Zeitschrift. Monat für Monat und viele Wochenenden und Nächte konnte ich damit an diesem kleinen, kollektiven Wunder mitwirken, habe mit großartigen, jung gebliebenen und jungen Menschen zusammengearbeitet, viel gelacht und enorm viel gelernt – und dabei irgendwann auch verstanden, dass man den Zeitpunkt seines Abschieds am besten selber bestimmt…
Vor drei Jahren hatte ich dann meinen Austritt aus dem Vorstand für 2016 angekündigt und auch meinen Wunsch, mich aus der redaktionellen Leitung der Zeitschrift zurückzuziehen. Jetzt – drei Jahre später – fällt mein Abschied glücklicherweise auf einen guten Moment: Der Zeitschrift und dem Verein geht es gut. Wir haben ein eingearbeitetes, selbstbewusstes Team im forum-Büro, das Verantwortung übernehmen kann. Die Möglichkeiten des Vereins entwickeln sich und die Abläufe sind weitgehend professionalisiert, ohne dass forum seinen Charakter als politisches Projekt verloren hätte. Das alles ist maßgeblich dem neuen Vorstand unter Thomas Köhl zu verdanken, der in den letzten drei Jahren schon die organisatorischen Geschicke der Zeitschrift lenkte. Dieser Vorstand, an dem neben Thomas Köhl noch Viviane Thill, Lynn Herr und Jean-Marie Wagner mitwirken, hat es verstanden, das Potential und die Ressourcen von forum zu entwickeln und beharrlich auszubauen.
Für mich ist es jetzt Zeit aufzuhören: Alter und Erfahrung führen ja nur im günstigsten Fall zu besseren Ergebnissen! Viel wahrscheinlicher ist es, dass man sich irgendwann im Kreise dreht, anderen den Weg versperrt und selber an Energie verliert. Als treuer Begleiter werde ich der forum-Redaktion natürlich erhalten bleiben. Und wenn es mich drängt, werde ich versuchen, ein paar Zeilen aufs Papier zu bringen. Ansonsten freue ich mich auf neue Projekte, andere Herausforderungen und mehr Zeit für meine Bienen.
Mein großer Dank geht an Françoise, die bereit war, auch diesen, nicht ganz vernünftigen Teil meines Lebens mitzutragen, er geht an alle die guten Freunde, die ihre Zeit und ihre Begeisterung geschenkt haben, er geht an die Autoren und Gesprächspartner, die uns inspiriert haben, und er geht schließlich an all jene, die mir in diesen vergangenen 20 Jahren ihr Vertrauen geschenkt haben.
Es verabschiedet sich von dieser Stelle
mit allerbesten Grüßen
Jürgen Stoldt
(stoldt@pt.lu)
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