Neulich entdeckten wir folgende Notiz in unserem Büro-Kalender: „Ggf. Zoom kündigen“. Hoffnung und Zweifel vereinen sich in dieser kleinen, schnöden Notiz. Das Verb „kündigen“ verweist auf die Hoffnung auf ein Ende der Digital-Konferenzen, auf einen Neustart der persönlichen Begegnungen, auf ein Revival der von uns allen geliebten Redaktionssitzungen, bei denen wir von Angesicht zu Angesicht Ideen schmieden, Vorschläge diskutieren und unsere Hefte planen. Das erste Wort der Notiz jedoch, das kleine, aber dennoch existente „ggf.“ macht deutlich, dass von Anfang an Zweifel in uns keimten, von Anfang an uns klar war, dass wir den Anbieter mit dem Z, der es uns ermöglicht, beieinander zu sein, ohne uns zu begegnen, länger brauchen könnten, als uns lieb sein sollte.
Hoffnung und Zweifel: Zwei Haltungen, die es auch zum Auto-Thema gibt. Die Hoffnung auf umweltfreundlichere Autos oder gar auf ein Ende der Auto-Lust. Aber auch die Zweifel daran, dass sich die seit einem Jahrhundert beinahe erotisch aufgeladene Beziehung zwischen Mensch und Maschine jemals werde aufbrechen lassen. Mit Blick auf die Klimakrise ist allen, sogar den größten Auto-Freaks bewusst, dass sich etwas ändern muss. Aber Einsicht und der Wille zur Veränderung, das sind zwei Paar Schuhe. Davon kann jeder Kettenraucher ein Lied singen. Und dennoch, gerade die Dinge (und Mythen) unseres Alltags, die uns am vertrautesten sind, gilt es stets zu hinterfragen: mit Fakten. Die im Dossier versammelten Texte zur Genese, Gegenwart und Zukunft unseres Verhältnisses zum Automobil geben vielleicht die eine oder andere Inspiration für eine eigene Neupositionierung zum Jahreswechsel.
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Mit dem Jahreswechsel liegt das 45. Jahr forum hinter uns. Einer der Vorsätze für die Zukunft ist es, noch mehr als zuvor ein Ort echter Debatte zu sein. Wenn das Virus, das uns allen so langsam wirklich auf den Wecker geht, sich verabschieden würde, dann könnte diese Debatte mal wieder in Form der von vielen vermissten Veranstaltungsreihe public forum stattfinden (gerade erst mussten wir wieder einen Termin absagen, der in den Rotondes stattfinden sollte). Debatte kann aber auch im Heft ausgefochten werden. Auf den Beitrag zur Cancel Culture, der in der letzten Ausgabe veröffentlicht wurde, haben uns einige Zuschriften erreicht, die meisten zustimmend. Natürlich drucken wir diejenige ab, die sich am kritischsten mit dem Beitrag auseinandersetzt. Richtung22 hat sich angesprochen gefühlt und zurückgeschossen. Damit ist der Ring eröffnet, in dem sich argumentative Gegner, nicht Feinde (!), gegenüberstehen, um Dinge, die alle angehen, zu erörtern. Im neuen Jahr wird die Diskussion weitergehen. Das ist eine der wenigen Sicherheiten, die wir momentan hegen. Wann wir aber unser Zoom-Abo kündigen, das steht wirklich noch in den Sternen.
In diesem Sinne wünschen wir allen Leser*innen ein möglichst zoomfreies Weihnachtsfest, einen Jahreswechsel mit klarem Sternenhimmel, viel Hoffnung – und auch Liebe.
Ihr forum-Team
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