wenn man in Luxemburg eine Zeitung oder Zeitschrift herausgibt, erhält man nur ganz selten Reaktionen von seinen LeserInnen. Und wenn eine Reaktion kommt, dann ist sie meistens etwas nörgelnd. Was die positiven Reaktionen betrifft, so sind auch die forum-LeserInnen fest davon überzeugt, dass unsere Redaktion, das Team und die AutorInnen das gar nicht nötig haben. Nun könnte die Situation nicht gegensätzlicher sein: In der Regel sitzen wir von Selbstzweifeln geplagt vor dem Ergebnis unserer dilettantisch anmutenden Arbeit und fragen uns, ob wir unsere Zeit nicht besser im Garten, beim Geldverdienen oder mit den Kindern hätten verbringen sollen …
Umso mehr haben wir uns gefreut, als auf die letzte forum-Ausgabe zur Rentenreform sehr viele spontane Zuschriften und Reaktionen eingegangen sind. Und darunter war keine einzige negative! Offensichtlich haben wir einen Nerv getroffen, sowohl thematisch als auch konzeptionell und von der Aufmachung her. Zugegeben, wir hatten auch hoch gepokert, um ein ganz neues Publikum zu erreichen. Das Dossier wurde eine Woche nach Erscheinen als Sonderdruck zusammen mit dem Luxemburger Wort verteilt: Auf diese Weise (und mit einem Griff in die Spendenkasse) wurden nach Angaben von Mediahuis 48.000 Exemplare im ganzen Land verteilt.
Das Ergebnis waren für uns eine ganze Reihe erstaunte Zuschriften und zwei Dutzend neue Abonnements. Mit Unterstützung der ASTI haben wir das Dossier auch ins Französische übersetzen lassen. Sie können die französische Version auf unserer Webseite herunterladen. Dort finden Sie auch einen Videomitschnitt des sehr interessanten public forum vom 14. Mai, bei dem Vertreter der Jugendparteien mit den Rentenexperten der Chambre des salariés (Dylan Theis) und der Union des entreprises luxembourgeoises (Nicolas Simons) kontrovers über das Thema diskutiert haben.
Die Ausgabe, die Sie heute zum Thema Reichtum in Händen halten, ist vom Konzept her wieder eine normale forum-Ausgabe. Das Thema wird hier nicht enzyklopädisch, sondern pointillistisch aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Wir haben es gewählt, weil uns das Thema auf seltsame Weise problematisch erscheint. Gerade in Luxemburg, wo viele reich sind, aber nur wenige sich reich fühlen … Rein statistisch gesehen gehört man mit einem Vermögen von 1 Million Euro zu den reichsten 1 % der Welt. Da müssten sich eigentlich viele Einwohner Luxemburgs angesprochen fühlen. Nur vergleicht sich hier niemand mit der Weltbevölkerung, schon der Vergleich mit den Lebensbedingungen in den Nachbarländern wird mit dem empörten Hinweis auf die hiesigen Wohnkosten zurückgewiesen. Was zählt, ist der Vergleich mit den Nachbarn und Arbeitskollegen, und so bildet sich am Ende die bizarre Vorstellung heraus, dass fünf Urlaubsreisen im Jahr gottgewollt seien und keineswegs ein Zeichen von außergewöhnlichem Reichtum …
Einen erholsamen Sommer wünscht Ihre forum-Redaktion
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