Zum zweiten Mal überhaupt liefern wir Ihnen mit dieser Ausgabe eine forum_story. Sie ist dem Thema Schwarzarbeit in Luxemburg gewidmet und wurde von der Journalistin Franziska Peschel realisiert. Im Gegensatz zu unseren sonstigen Dossiers, die versuchen, einem Thema durch die verschiedenen Perspektiven unterschiedlicher Autor:innen gerecht zu werden, basiert eine forum_story auf der Rechercheleistung einer einzelnen Person, die sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten auf eine Fragestellung konzentrieren kann. Als media citoyen zahlen wir normalerweise unseren Autor:innen kein Geld für ihre Texte, da sie in der Regel nicht vom Schreiben leben. Im Rahmen von forum_story bieten wir jedoch ein vernünftiges Honorar, damit der oder die Autorin sich ausgiebig Zeit nehmen kann für eine umfangreiche Recherche- und Redaktionsarbeit. Finanziert wird dieses Format übrigens nicht aus dem allgemeinen Budget der Zeitschrift, sondern ausschließlich aus Spenden­geldern. Der Herausgeber­verein möchte mit forum_story einen Anreiz schaffen für hintergründigen und experimentellen Journalismus und freut sich über alle Vorschläge für zukünftige Ausgaben, die an die Redaktion herangetragen werden.

Dahinter verbergen sich aber auch oftmals systematische Formen der Ausbeutung bis hin zum Menschenhandel.

Franziska Peschel hat die Freiheit, die das Format bietet, wunderbar genutzt, um uns mit auf eine Entdeckungsreise zu nehmen an die etwas anderen, etwas dunkleren Orte unserer Wirtschaft. Denn auch in Luxemburg funktioniert ein nicht unerheblicher Teil der Ökonomie im gesetzlosen Raum. Das können kleine informelle Tätigkeiten sein, die fast noch zur Nachbarschaftshilfe zu zählen sind. Dahinter verbergen sich aber auch oftmals systematische Formen der Ausbeutung bis hin zum Menschenhandel. Der Staat und die unterschiedlichsten nationalen und internationalen Einrichtungen versuchen, dem vielschichtigen Phänomen zu begegnen – oftmals halbherzig und oftmals ohne genügende Ressourcen. Wir gratulieren und danken Franziska Peschel sehr herzlich für den spannenden Lesestoff und hoffen, dass auch Sie sich von dieser forum_story mitreißen lassen.

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Die Forderung in unserer Septemberausgabe, dem ADR seine zusehends rechtsradikalen Entgleisungen nicht mehr durchgehen zu lassen und wie in Wallonien einen „cordon sanitaire“ um Rechtsaußen zu spannen (d. h. der Partei nicht mehr als notwendig mediale Plattformen zu bieten), hat in der Presse und auch in unserer Redaktion zu kontroversen Diskussionen geführt. Die Frage, welche Strategien gegen extrem rechts zielführend sind, werden in Europa seit fast vierzig Jahren ausgiebigst diskutiert. Für Luxemburg ist es ein neues Thema, denn hier dachte man lange, dass das Land von diesem Phänomen qua Geburt (bzw. Historie) verschont bliebe. Tatsächlich ist es mittlerweile aber auch in Luxemburg Zeit, vor dem Hintergrund der professionellen Vernetzung der europäischen extremen Rechten die Frage des Umgangs mit antidemokratischen Strömungen neu zu diskutieren. Ein schmerzhafter Prozess.

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Schmerzhaft ist ansonsten so ziemlich alles, was passiert. Und Zuversicht wird ein rares Gut. Die liberalen Demokratien stehen einem Zangenangriff gegenüber wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Und während sich der perfekte Sturm um Europa zusammenbraut, gibt sich Luxemburg eine neue Regierung. Damit endet ein politisches Experiment, das während zehn Jahren gesellschaftliche Reformen, die Professionalisierung des Staatsapparates und eine verantwortliche Politik für kommende Generationen vorangetrieben hatte.

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