Mediensplitter

Abschied von Twitter/X?

forum hat ein ambivalentes Verhältnis zu den sozialen Medien. Wir wissen, dass die aktive Präsenz, zumindest auf den Plattformen Instagram, X, Facebook und LinkedIn, notwendig ist, um neue LeserInnen zu erreichen und in einer größeren Öffentlichkeit präsent zu sein. Gleichzeitig fühlen sich viele von uns jedoch unwohl im digitalen Raum, der so ganz anderen Regeln folgt als das gute alte Print-Produkt.

X ist ein besonders schwerer Brocken in unserem digitalen Magen. Unter Elon Musk hat sich die Plattform dramatisch verändert – und das nicht zum Besseren. Musks Kauf von Twitter war nicht nur ein finanzielles Unterfangen, sondern vielmehr ein Schritt mit weitreichenden politischen und ideologischen Implikationen. Der reichste Mann der Welt hat die Plattform in ein Werkzeug verwandelt, das rechtsextreme Ideologien fördert, demokratische Prinzipien untergräbt und neue Formen des digitalen Extremismus möglich macht. Unter dem Deckmantel der Redefreiheit propagiert Elon Musk eine Ideologie, in der jeder ohne Einschränkungen seine Meinung äußern darf. Doch diese Freiheit sollte dort enden, wo sie beginnt, anderen zu schaden. Auf X wird diese sogenannte Freiheit zunehmend missbraucht, um Hass, Rassismus, Antisemitismus und Verschwörungstheorien zu verbreiten. 

Musk hat immer wieder gezeigt, dass er seine enorme Reichweite und Kontrolle über X nutzt, um persönliche und politische Botschaften zu verbreiten. Sein jüngstes Eingreifen in die Unruhen in Großbritannien ist nur ein Beispiel dafür: Zu einem Zeitpunkt, wo rechtsextreme Gewalt, die auf seiner Plattform angeheizt wurde, das Land erschüttert, behauptet er dort ein „Bürgerkrieg sei unvermeidlich“ und trägt zur Eskalation der Lage weiter bei.

Fast gleichzeitig fand ein viel beachtetes Interview zwischen Musk und Donald Trump auf X statt, in dessen Verlauf Elon Musk Trumps irreführende Aussagen unterstützte.

Die Frage stellt sich zunehmend auch für demokratische Institutionen und Medien weltweit (und auch in Luxemburg): Wie lange sollten sie noch auf dieser Plattform präsent sein? Tatsächlich zwingen sie durch ihre Kommunikation dort indirekt ihre BürgerInnen und ihr Publikum, diese Plattformen zu nutzen, um informiert zu bleiben. Demgegenüber haben selbst große Marken und Unternehmen wie Apple und Disney damit begonnen, ihre Werbung auf X zurückzuziehen, nachdem ihre Anzeigen neben extremistischen Inhalten erschienen sind.

Am Ende bleibt die Frage an uns selbst: Sollte forum X verlassen? Unterstützen wir nicht durch unsere Präsenz indirekt Elon Musk und seine wirren Pläne? Unser Austritt wäre ein kleines Signal, dass wir nicht bereit sind, auf einer Plattform zu senden, die zunehmend zur Waffe von Extremisten wird. Und vielleicht ist es an der Zeit, Alternativen wie Mastodon ernsthaft in Betracht zu ziehen. Am Ende geht es darum, welche Art von Öffentlichkeit wir unterstützen wollen – und welche Werte wir verteidigen möchten.


Milena Stoldt hat Sozialanthropologie und Urban Design studiert und kümmert sich zurzeit um die Social-Media-Auftritte der Zeitschrift forum.

 

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