Claude Turmes, seit 1999 grüner Abgeordneter im Europäischen Parlament, hat seine jahrelangen politischen Erfahrungen in einem 500 Seiten dicken Buch zu Papier gebracht. Das Buch beschreibt den Weg des kleinen luxemburgischen Davids, der als ehemaliger Sportlehrer und Mouveco-Mitglied, sich den großen europäischen Goliaths der Energiewirtschaft in den Weg stellt. Eine beispiellose Serie von Erfolgen macht Turmes ab Anfang der 2000er weit über das EP hinaus als Wegbereiter der europäischen Energiewende bekannt.
Das Buch bietet dem Leser unerwartete Einblicke in das Räderwerk der europäischen Politik. Das Zusammenspiel widerstreitender wirtschaftlicher, nationaler und institutioneller Interessen übersteigt in der Regel die parteipolitischen Befindlichkeiten im EP und führt dazu, dass es auf europäischer Ebene immer wieder zu unerwarteten Konstellationen kommt. Claude Turmes beschreibt in seinem Buch, wie er wechselnde Koalitionen mit Geschick nutzen konnte, um zur klimaverträglichen Umgestaltung der europäischen Energiepolitik beizutragen.
Bei der Vorstellung des Buches in Brüssel am 1. März ließen es sich nicht nur politische Freunde sondern auch Kontrahenten nicht nehmen, dem Autor für lange Jahre harter aber guter Zusammenarbeit zu gratulieren. Während drei Stunden wurde Claude Turmes bei dieser Gelegenheit derart gelobt und gefeiert, dass man am Ende das Gefühl hatte, hier würde einer wegzelebriert. Tatsächlich werden die großen klimafreundlichen Energierichtlinien der letzten 15 Jahre unter einer von einem Luxemburger präsidierten EU-Kommission gerade geschleift. Davon handelt Claude Turmes Buch nicht – es bleibt bis zum Schluss einem Optimismus verhaftet, der einen staunen lässt.
JST
Claude Turmes, Transition énergétique. Une chance pour l’Europe. Préface de Jean-Louis Borloo. En collaboration avec Jérémie Zeitoun. Les petits matins 2017. 23 €
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