Gleich ist es wieder soweit: Die Tour de France! Viele Radsportbegeisterte werden dieses größte Radrennen der Welt live oder zu Hause vor dem Fernseher verfolgen. Natürlich sind es die Radprofis, das Rennen, die Atmosphäre aber auch die hochmodernen Fahrräder, die die Fans magisch anziehen!
Letztere sind das Resultat einer jahrelangen technischen Entwicklung und haben mit den Rädern, die an der ersten Tour de France im Jahre 1903 teilnahmen, nicht mehr viel gemeinsam. Die Materialien und die zur Verfügung stehenden Gänge haben sich grundlegend verändert. Des Weiteren sind auch die Straßen, die medizinische Versorgung und die Verpflegung der Sportler besser und effizienter geworden. Alles scheint leichter und komfortabler geworden zu sein…
Diese Entwicklung ist im Profibereich zu sehen, doch auch im Breitensport beobachtet man zusehends, wie sich eine enorme Materialschlacht bemerkbar macht. Das Gros der Freizeitsportler entscheidet sich für leichte Rahmen und Räder aus Karbon. Elektronische Schaltungen sind heute keine Seltenheit mehr und viele junge Sportler kaufen sich E-Bikes, um schneller und leichter die Berge hinauf fahren zu können.
Es gibt jedoch weltweit Gruppen von Radsportlern, die sich bewusst diesem Trend widersetzen.
Die „Vintage Boys“ aus Luxemburg sind eine Handvoll Männer und Frauen, die das Aufleben der glorreichen, vergangenen Zeiten des ursprünglichen Radfahrens als gemeinsames Ziel haben! Sie fahren Räder, die mindestens 30 Jahre alt sind, ohne technischen Schnickschnack, mit Stahlrahmen und schweren Gängen. Es sind die Ästhetik der alten Räder, der Sammelspaß und das Basteln an den Rädern, was die Vintage Boys fasziniert.
Das Fahren mit klassischen Rennrädern verstehen die Vintage Boys als eine Gegenbewegung zu der zunehmenden Kommerzialisierung des Radsports. Die Vintage Boys wollen zeigen, dass man auch mit alten Rädern, die heute oft auf der Müllhalde landen, Spaß haben und etwas für seine Gesundheit tun kann. Sie nehmen an Radtouren teil, bei denen nur solche Fahrräder erlaubt sind. So zum Beispiel finden jährlich die „Retro Ronde“ in Oudenaarde (Flandern), die „Eroica“ (Limburg) und die „La Savoureuse“ (Ciney) in der näheren Umgebung von Luxemburg statt. Auch in Italien, Kalifornien, Japan oder England ist die „Eroica“ fester Bestandteil der Radfahrszene mit klassischen Rennrädern. Hier geht es nicht um Bestzeiten, sondern vielmehr steht hier die Liebe zu den Fahrrädern, das klassische „vintage“-Ambiente der Veranstaltung und die Landschaften im Vordergrund.
Da in Luxemburg der Retro-Radsport noch eher in den Kinderschuhen steckt, nehmen die Vintage Boys auch an luxemburgischen Randonnées teil. Sie waren schon bei „4 Stonne Grooljen“, bei der Rundfahrt „Edy Schütz“, beim Bergzeitfahren „Mam Vëlo de Bourschter rop“, bei der „Vieille Boucle Lustinoise“ und anderen Veranstaltungen vertreten. Ein weiterer Schwerpunkt einiger Vintage Boys scheint nun das Fahren mit alten Klapprädern aus den 70er- und 80er-Jahren zu werden…
Auf jeden Fall sind die Vintage Boys Freunde, die das Wesentliche im Radsport suchen, d.h. Freude mit dem Fahrrad zu haben, gemeinsame Erlebnisse zu teilen und das puristische Fahren in den Beinen zu spüren, ganz nach dem Motto „ride hard, ride retro“!
Luc Mergen
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