Liebe Leserin, lieber Leser
Was für ein Sommer! Er wollte gar nicht aufhören. Temperaturen über 35 Grad verbunden mit tropischen Regenfällen, die ganze Stadtviertel unterspülen (und Archive zerstören). Dazu eine Arbeitsmoral, die uns die angedrohte Machtergreifung von Robotern und Künstlicher Intelligenz herbeisehnen lässt. Seit unserer Kindheit haben wir uns gewünscht, dass Luxemburg einen Strand bekommt, jetzt haben wir zumindest das dazugehörige Klima.
Während unsere Einfamilienhäuser mittlerweile so luftdicht verschlossen sind, dass wir im Winter mit einer Glühbirne heizen können, müssen wir im Sommer unsere gesamte Lebensumwelt auf 22 Grad herunterkühlen. Aber was soll’s, wir müssen uns anpassen. Und das schaffen wir schon! Ein fast schon zwanghafter Optimismus hat sich auch in den Wahlprogrammen der Parteien niedergeschlagen. Wer hier das Thema Klimawandel sucht, wird ein paar technokratische Zahlenspiele und genau so viele gutgemeinte Allgemeinplätze finden. Und auch das Thema Europa werden Sie vergeblich suchen. Dass gerade die „Welt, wie wir sie kannten” zwischen Chemnitz, Washington und dem Mittelmeer weggeräumt wird, versuchen die Wahlstrategen der luxemburgischen Parteien aus guten Gründen zu verdrängen. Mit schlechter Laune gewinnt man keine Wahlen.
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Die Zeitschrift forum möchte da nicht den Spielverderber abgeben. Zur Vorbereitung der Nationalwahlen laden wir deshalb gemeinsam mit der Kulturfabrik zu einer Plauderei mit Vertretern aller größeren Parteien ein. Dabei wird es nicht um das „was“, sondern um das „wie“ der luxemburgischen Politik gehen. Politische Kultur, Verhältnis zu den Medien, Machtarrangements und die Grenzen der luxemburgischen Demokratie wollen wir gemeinsam mit den Kandidaten von ADR, déi gréng, déi Lénk, DP, CSV und LSAP diskutieren. Die forum-Wahlveranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Kulturfabrik am 21. September um 19.30 Uhr im großen Saal der Kufa statt, und Sie sind alle herzlich dazu eingeladen!
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Mit dieser Ausgabe erhalten Sie eine ganz spezielle Mischung aus Bilanz (der letzten Regierungszeit) und Ausblick (auf das was kommen soll). Die Beiträge bieten einen schönen Querschnitt durch die Anliegen der luxemburgischen Gesellschaft und damit einen Überblick über den Gemütszustand unseres kleinen, fragilen Gemeinwesens. Den Autoren, die teilweise über den Sommer die Beiträge extra für dieses Heft geschrieben haben, noch einmal einen herzlichen Dank dafür!
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Zum Schluss noch eine zugegebenermaßen etwas verwirrende Nachricht in eigener Sache: Im Anschluss an den letzten Regierungsrat vor dem Sommer hat der Premierminister erklärt, dass die vor fünf Jahren angekündigte, große Reform der Pressehilfe doch nicht mehr vor Ablauf dieser Legislaturperiode in trockenen Tüchern sein wird. Gleichzeitig hat er aber mitgeteilt, dass in Zukunft (also unter der Verantwortung der nächsten Regierung?) Monatszeitschriften wie forum berücksichtigt sein werden. Wir können jetzt nur hoffen, dass diese beiden, aus Paralleluniversen stammenden Informationen sich nicht doch gegenseitig ausschließen.
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Es grüßt Sie herzlich
Ihre Zeitschrift forum
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