Liebe Freunde,

mehr und mehr Menschen kommen nach Luxemburg nicht mit der Absicht, sich hier
dauerhaft niederzulassen, sondern um einen Berufseinstieg zu finden, einen kurzen Teil
ihrer Karriere zu verbringen oder jemandem aus privaten Gründen zu folgen, der von
seiner Firma nach Luxemburg entsandt wurde. Viele dieser Menschen bleiben in Luxemburg
hängen, ziehen vielleicht Kinder auf und werden Teil dieser Gesellschaft. Andere
kommen jedoch nie wirklich an und und versuchen, so schnell wie möglich und zumindest
an jedem Wochenende wegzukommen.

Das Phänomen der Expats, das die klassischen Migrationsformen überlagert, wenn nicht
sogar verdrängt (und das man nicht mit den „Europabeamten“ verwechseln sollte, deren
Zahl in Luxemburg seit Jahrzehnten stabil ist), verändert Luxemburg tiefgreifend. Nicht
nur, dass sich die Sprachensituation immer weiter zu Gunsten des Englischen verschiebt
und sich das öffentliche Schulsystem mehr und mehr an diesem neuen Publikum ausrichtet,
auch der Wohnungsmarkt und das Autofestival orientieren sich maßgeblich an
diesen Kunden, und selbst das Kultur- und Freizeitleben wäre nicht annähernd auf dem
heutigen Niveau, wenn wir nicht einige Zehntausend zahlungskräftige und ausgehfreudige
Menschen unter uns hätten, die ihre Freizeit annähernd wie in Paris, Madrid und
Krakau verbringen wollten. Im Dossier dieses Heftes finden Sie einen Einstieg in diese
internationale Welt, die die klassischen Vorstellungen Luxemburgs von seiner portugiesisch-
italienischen Einwanderungsgesellschaft innerhalb von nur 15 Jahren zu einer
romantischen Erinnerung hat werden lassen.

Unser Heft beginnt jedoch mit einer ganzen Reihe von Leseempfehlungen zu einem
bedrückenden Thema: Weltweit gerät die liberale Demokratie unter Druck, sowohl
von außen durch Kräfte, die die Spaltungen in unseren Gesellschaften aktiv und mit
Techniken der Desinformation befördern, als auch von innen durch politische Kräfte,
die die verunsicherten Bürger manipulieren und aus der Verantwortung für ihr eigenes
Schicksal entlassen wollen. Wie Manipulation durch Sprache funktioniert, zeigen wir
am konkreten Beispiel eines Interviews mit dem neuen CSV-Präsidenten Frank Engel.
Eine der Antworten auf die „populistische Herausforderung“ liegt in der Rolle der
Medien, die europaweit gestärkt werden sollte. Für die französische Journalistin Florence
Aubenas, die dieser Tage auf Einladung des IPW in Luxemburg war, müssten die Journalisten
dazu aber auch selber auf einige lieb gewonnene Reflexe verzichten: Immer noch
würden zu oft in den Redaktionen die Antworten den Fragen vorausgehen („les réponses
précèdent trop souvent les questions“). Aubenas, die 2005 ein halbes Jahr in irakischer
Geiselhaft überlebte und auf der Grundlage einer sechs Monate währenden Recherche
eines dieser Bücher geschrieben hat, die einem die Sicht auf die Welt verändern können
(Le Quai d’Oistreham), verbringt gerade ihre Tage und Nächte auf französischen Rond
Points, um weit von Paris entfernt Antworten zu finden auf die Frage, was die Menschen
in diesen Zeiten an- und umtreibt.

Eine spannende und wie immer erhellende Lektüre wünscht
Ihre Zeitschrift forum

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