Liebe Freund*innen!
Willkommen in den zwanziger Jahren. Was erwartet uns im beginnenden neuen Jahrzehnt? Eine neue Verfassung wohl kaum, ein Durchbruch beim Klimaschutz vielleicht. Was wir aber sicher in den kommenden zehn Jahren werden beobachten können, wird eine kollektive mentale Disposition sein, die gefährlich zwischen Halbschlaf und Hyperventilation changiert. Eine Debatte, wo und wie lange eine schwedische Klimaaktivistin im Zug sitzt, sorgt für Schnappatmung und absorbiert die Zeit, in der man über echte Lösungen zur Klimakrise nachdenken könnte. Diskussionen in Luxemburg, die sich im vergangenen Jahr um sogenannte Affären drehten, fokussierten sich unangenehm hetzerisch auf einzelne Personen, anstatt dass die Strukturen, die Machtmissbrauch überhaupt erst ermöglichen, breitenwirksam in Frage gestellt worden wären. Und auf der anderen Seite kommt der Wunsch nach Ruhe auf. Der Premier will sie. Marc Gerges auch, um seinen Radiosender voranzubringen. Und Claude Meisch hat genug von PISA. Gefragt ist aber weder die ständige Aufgeregtheit noch der Halb- oder Tiefschlaf, sondern Wachsamkeit. Wachsam zu sein, setzt eine gewisse Ruhe voraus, aber auch das Potenzial, die Stimme zu erheben, wenn man Unrecht erkennt. Wie wichtig eine solche Haltung für die Demokratie ist, schildert Tessie Jakobs in unserem Dossier. Dort denken unsere Autor*innen in diesem Monat über den Stand und die Zukunft der Demokratie nach, erläutern politische und zivilgesellschaftliche Projekte für mehr Partizipation und kritisieren – mit wachsamer Haltung – die Defizite, die unsere Demokratie(n) gefährden.
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Im ersten Teil können Sie diesen Monat ein Interview mit Ines Kurschat, der Präsidentin des Presserates, lesen, die im Gespräch über den Zustand der luxemburgischen Medienlandschaft unter anderem auch über die Rolle der Medien in der Demokratie reflektiert. Und ein Medienthema, das Luxemburg in den vergangenen Wochen stark beschäftigt hat, soll auch im Zentrum unseres nächsten Public Forum stehen. Es wird um das Verhältnis von Redaktion, Direktion und Herausgeber*innen in den Medien gehen. Details finden Sie auf Seite 14. Wir würden uns freuen, Sie am 27. Januar in den Rotondes als Mitdiskutierende begrüßen zu dürfen.
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Wir beginnen das neue Jahr mit einer neuen Rubrik. Unter dem Titel „Was tun Sie? / Que faites-vous ?“ laden wir ab sofort jeden Monat eine Person aus Luxemburg ein, über das zu berichten, was sie gerade tut, was sie denkt, was sie beschäftigt. Wir erhoffen uns davon nicht nur Inspiration, sondern auch die Herstellung neuer Verbindungen – persönlicher und gedanklicher Art. Wenn jemand unter Ihnen über ähnliche Themen nachdenkt wie unsere Autor*innen in dieser Rubrik und daraus neue Verbindungen entstehen, wäre ein Ziel erreicht.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein frohes und wachsames neues Jahr.
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