Liebe Freund*innen,
Der erschreckende Anstieg der internationalen COVID-19-Neuinfektionen und die Teil- oder Komplett-Lockdowns, die für viele Menschen existenzbedrohend werden, könnten einen in die Verzweiflung treiben. Verzweiflung ist jedoch das letzte, was wir nun gebrauchen können. Es gilt, kühlen Kopf zu bewahren, auch wenn der November mit seiner Tristesse, dem Regen und dem Grau zum Trübsinn einladen mag. Nicht nur im Corona-Jahr, sondern insbesondere in Zeiten der zunehmenden Polarisierungen vieler Gesellschaften zeigt sich zudem, wie wichtig ein unabhängiger, starker und Meinungsvielfalt abbildender Journalismus ist, der – mit kühlem Kopf – recherchiert und informiert. So ein Journalismus braucht Mitarbeiter*innen, die sich nicht täglich fragen müssen, ob sie im nächsten Jahr noch ihre Miete zahlen können. Aber genau das müssen sich derzeit viele Medienschaffende fragen. Rund 70 Redaktions-Mitarbeiter*innen haben die Antwort nun Ende Oktober postalisch erhalten: in Form einer Kündigung durch das Verlagshaus Saint-Paul. Und das einst so starke Lëtzebuerger Journal stellt zum Ende des Jahres seine Print-Version ein. Keine guten Zeichen am Luxemburger Medienhimmel. Und auch der Entwurf zur Reform der Pressehilfe verspricht nur auf den ersten Blick die Rettung, die unser Journalismus hier im Lande braucht. Ein kleiner Medienschwerpunkt in diesem Heft widmet sich diesen Themen.
Unser Dossier gewährt in diesem Monat Einblicke in ein System und einen Ort, mit dem die wenigsten unter Ihnen bereits in Berührung gekommen sein dürften. Es ist der Gebäude gewordene Raum der Aus- und Eingeschlossenen: das Gefängnis. Dieses Thema ist nicht zuletzt demokratietheoretisch und menschenrechtlich von großer Bedeutung, denn in unserem Rechtsstaat dient die Inhaftierung straffällig gewordener Menschen nicht nur der Sühne und dem Schutz der Gesellschaft, sondern insbesondere auch der Resozialisierung. Was in den Haftanstalten geschieht und was noch besser werden kann, das sind nur zwei von zahlreichen Fragen, denen unsere Autor*innen und Gesprächspartner in diesem Monat nachgehen.
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In den nächsten Tagen, zwischen Drucktermin dieses Heftes und seinem Erscheinen, wird sich wahrscheinlich zeigen, vom wem die USA in den nächsten vier Jahren angeführt werden. Auch wenn sich das Land unter Trump zunehmend aus internationalen Verantwortungen zurückgezogen haben, hat eine von ihm betriebene Politik der Spaltung auch in Europa an Popularität gewonnen. Eine Abwahl dieser größten Katastrophe der US-amerikanischen Geschichte könnte der Beginn eines Heilungsprozesses sein. Insofern halten wir es mit dem Papst und seiner jüngsten Enzyklika und setzen auf ein Ende des Populismus und auf Nächstenliebe.
Fratelli e sorelle tutti.
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