Liebe Freund*innen, 

In unserem östlichen Nachbarland wurden neulich die Bauarbeiten an der Leverkusener Rheinbrücke unterbrochen, weil die für den Bau zuständige Vergabekammer Rheinland ein Fax (!) versehentlich an die Kölner und nicht an die Gummersbacher Faxnummer des Landesbetriebs Straßen.NRW gesendet hatte. Das Problem: Nur das Faxgerät in Gummersbach war ein bewachtes Fax, das in Köln war hingegen unbewacht, die Blätter blätterten unbeobachtet ins Kölner Nirwana. So wurde ein Bauauftrag nicht nur fälschlicherweise, sondern auch unwirksam vergeben, was zur Folge hatte, dass die Brücke momentan unbearbeitet vor sich hin ruht. Warum das hier erwähnt wird? Nun, um zu zeigen, dass die Luxemburger*innen viel fortschrittlicher sind als die ollen Preuß*innen. Unser forum-Fax-Gerät wird zwar bewacht, aber seit acht Jahren schon kam kein Brief mehr dort heraus. Ist doch ein Zeichen für gelungene Digitalisierung, nein? Und in Luxemburg, man stelle sich vor, kommen sogar Videokonferenzen zum Einsatz. Indes, selbst ein Jahr nach den ausufernden Neuabschlüssen bei diversen Videokonferenz-Anbietern gibt es auch im Großherzogtum noch immer Probleme mit dieser modernen Technik. Der Präsident des Verwaltungsrats der Hôpitaux Robert Schuman schob nun sogar die Schuld auf Zoom, um zu begründen, warum er und seine Stellvertreter sich beim Impfen vorgedrängelt hatten. Das Streaming, so der Präsident auf einer Pressekonferenz in der letzten Woche, sei voller technischer Pannen gewesen, sodass Mitglieder immer wieder rausgeflogen seien. Deshalb seien ihre Präsenz vor Ort und ihre vorgezogenen Impfungen nötig gewesen. forum ist erstaunt. Bei uns laufen die Redaktionssitzungen seit März 2020 über Zoom ab, und bei uns fliegt niemand raus. Dass wir die Digitalisierung dennoch nicht frenetisch feiern, sondern kritisch und differenziert hinterfragen, davon zeugt diesen Monat unser Dossier, in dem die Autor*innen der Frage nachgehen, wann das Sinnvolle der Digitalisierung ins Wahnsinnige kippt.

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Ungeimpft, aber alle Sicherheitsvorkehrungen einhaltend, veranstalten wir am 29. März unser erstes public forum seit 14 Monaten. Einige wenige Tickets gab es bei Redaktionsschluss noch auf der Seite der Rotondes, aber auch wenn Sie keines mehr ergattern: Über unsere Facebook-Seite lässt sich die Diskussion auch per Livestream verfolgen. Das Thema ist das unseres letzten Dossiers: China – Menschenrechte – Luxemburg. Sicherlich wird es kontrovers zugehen, aber das lieben wir ja – wir suchen die Debatte, die viel zu oft, davon singt Samuel Hamen in dieser Ausgabe ein Lied, fehlt in Luxemburg.

A propos Hamen: Im April 2020, vierzehn Tage nach dem ersten Lockdown, begann in forum seine Kolumne „Was fehlt:“, die in dieser Ausgabe ihren Abschluss findet. Als sie geplant wurde, wussten wir nichts von den vielen Dingen, die uns ab März 2020 fehlen sollten. Nun wissen wir, was uns ab dem kommenden Monat fehlen wird: eben diese Kolumne. Wir möchten uns bei Samuel und seinem kongenialen Fotografen-Partner Gilles Kayser, der die lustigen, mal ironischen, mal zynischen, manchmal nostalgischen und immer klugen Texte sensibel begleitet hat, herzlich bedanken für elf wunderschöne Doppelseiten, die unser Heft bereichert haben.

Einen störungsfreien Monat wünscht herzlich
Ihr forum-Team

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