Liebe Freund*innen!

Zugegeben, noch schlimmer als die Coronakrise sind Texte über die Coronakrise. Oder Texte über Texte zur Coronakrise – gab es auch schon hier bei forum. Gruselig. Gestatten Sie mir dennoch, ein letztes Mal auf der dritten Seite etwas zur C-Krise anzumerken, einfach aus dem Grund, dass man das Gefühl hat, sie sei vorbei. Denn alles ist zurück: Der Stau, die Grippe, die Verfassungsrevision, sogar Abba, die Freundin, die man vermisst, und der Onkel, den man vergessen hat, Maggy Nagel – und auch der Klimastreik ist zurück (siehe S. 17). Und noch was ist zurück: der scheußliche Gedanke, dass der Streik und das Wissen um die Klimakrise den meisten vollkommen wumpe ist und die Klimabilanzen weiterhin der Grund für schlimmste Albträume sein werden. Dabei waren viele doch mitten in der Krise so voller Hoffnung: Hoffnung auf Veränderung.

Auch wir bei forum: 31 Vorschläge für eine Politik der Resilienz haben wir im Juni 2020 formuliert, diskutieren und zirkulieren lassen. Hat jemand auf uns gehört? „Eigentlich profitable, privatwirtschaftliche Medienunternehmen benötigen in Luxemburg keine zusätzliche staatliche Alimentierung“, hieß es in Vorschlag 27; lesen Sie dazu mal den Mediensplitter auf Seite 66. Im Lockdown kam die Hoffnung auf, die Menschen würden nun wieder mehr Zeit füreinander haben und auf sich achten; lesen Sie mal den Leitartikel auf Seite 5. Viele entdeckten im Lockdown die Mülltrennung oder gar -vermeidung und …; wagen Sie mal einen Blick in unser Dossier, in dem es in diesem Monat um den Müll geht. Verrückt, dass gerade die Umweltministerin so viel Kritik einstecken muss, u. a. aus dem Grund, dass sie in ihren Gesetzentwürfen noch über EU-Direktiven hinausgeht. Na, wo kommen wir denn dahin, wenn eine Ministerin über EU-Direktiven hinausgeht? Das wäre ja noch schöner. Da ließe sich die Welt ja vielleicht doch noch ein bisschen retten … Nein, es gibt ganz andere Möglichkeiten, politische Lösungen für echte Probleme zu simulieren. Die Christsozialen machen es uns ja gerade vor. Statt Inhalten kopieren sie nun grüne Formate und werden ab dem nächsten Kongress mit zwei, drei, vielen Doppelspitzen auf die Suche nach der verlorenen Identität gehen. 

Auf die Suche geht ab dieser Ausgabe auch unser neuer Kolumnist Tom Haas. „vermessen“ heißt seine Kolumne, und das ist durchaus doppeldeutig zu verstehen. Einerseits vermisst der Flaneur, Wanderer, Radfahrer und Ortsbegeher Haas in den kommenden Monaten unser Land auf der Suche nach dem Schönen, Hässlichen, Überraschenden und Widersprüchlichen, das Luxemburg zu Luxemburg macht. Andererseits, das sagt er selbst, ist sein Projekt, in zehn Ausgaben eine Vermessung Luxemburgs vorzunehmen, ganz schön „vermessen“. Einem tollen Typen kam das Vorhaben aber schon einmal absolut angemessen vor: Carlo Schmitz, Ihnen allen längst und bestens bekannt durch seine umwerfenden und originellen Karikaturen zu unseren Themen-Dossiers. Er wird die Kolumne nun zehn Monate lang mit spitzer Feder begleiten. 

In diesem Sinne:

vermessen(d)e Grüße,

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