Liebe Leserin, lieber Leser
Trotz grauem und nassem Novemberwetter ist im letztem Monat so einiges geschehen: Neben dem Anstoß der Wachstums(phantom)debatte und der Vorstellung des Rifkin-Berichts kam Bewegung in die ruhigen Gewässer des RTL-Berwick-Imperiums. Nach der Veröffentlichung des gesamten Lunghi-Interviews wird sowohl von Seiten RTLs wie seitens der Regierung geschwiegen. Der Ruf des Senders hat einen kleinen Kratzer erlitten, aber bedingt durch das (Quasi-)Monopol von RTL und die engen Beziehungen zu öffentlichen Mandatsträgern wird wahrscheinlich nicht viel geschehen. Außer bei der ALIA: Die 2013 gegründete unabhängige Medienaufsichtsbehörde hat angekündigt, auf eigene Initiative ein „Avis“ zum Vorgehen RTLs zu veröffentlichen. Bis jetzt hatte RTL größtenteils einen Freipass, denn für die drei festangestellten Mitarbeiter der Medienbehörde ist es schier unmöglich, die Praktiken sowie das Einhalten von Gesetzestexten und Lastenheften von allen RTL-Sendern – einschließlich jener im Ausland – zu überprüfen. Wenn dieses Organ also eine effektive Arbeit leisten soll, wäre jetzt der Zeitpunkt, das Personal aufzustocken.
Außerdem verhindert natürlich der allgemein vorherrschende Pragmatismus, dass über Alternativen nachgedacht wird. Angesichts der geringen Größe des Landes und der historischen Verankerung von RTL hält sich die Überzeugung, dass wir keine andere Option als das RTL-Monopol hätten. Wenn die Regierung jedoch dieser kommerziellen Unternehmensgruppe die „mission de service public“ weiterhin anvertrauen will, dann sollte sie sich zumindest grundlegende Gedanken machen über die Kriterien eines den Zeiten angepassten öffentlich-rechtlichen Auftrages. Der aktuelle Konzessionsvertrag wird nämlich 2020 auslaufen. Am Ende müssen wir Enrico Lunghi danken: Durch seine Kündigung werden nicht nur grundlegende Fragen über die Qualität der Berichterstattung aufgeworfen, es bietet sich auch endlich die Gelegenheit, die Beziehung zwischen RTL und dem luxemburgischen Staat zu überprüfen.
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Im Dossier dieser forum-Ausgabe geht es um Liebe und Beziehungen, ein Thema mit dem sich sicherlich jeder identifizieren kann und zu dem jeder etwas zu sagen hat. Unsere Autoren und Autorinnen beschäftigen sich mit unterschiedlichen Beziehungsformen und mit Fragen, die wir uns wahrscheinlich alle schon im Laufe unseres Lebens gestellt haben. Im Januar wird es dann um den Gegenpol der Liebe gehen: Im ersten Dossier des nächsten Jahres wird „Hate Speech“ im Mittelpunkt stehen, ein Phänomen, das uns – leider – auch 2017 beschäftigen wird.
Zum Schluss noch ein Hinweis an alle, die noch ein nostalgisches Weihnachtsgeschenk suchen: Unser langjähriger Mitherausgeber Jürgen Stoldt hat eine Auswahl seiner Lieblingstexte unter dem Titel Der Zeitungsleser herausgebracht. Das Buch bietet eine kurzweilige Zeitreise durch die letzten 20 Jahre politische Geschichte Luxemburgs (siehe auch Seite 54).
Das ganze forum-Team wünscht Ihnen schöne Feiertage und natürlich „Ee gudde Rutsch an d’neit Joer!“
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