Social Entrepreneurs für die Bildung

Bildung. Welche Bildung? Formelle? Nicht formelle?1

Wer in das Thema Bildung einsteigt, merkt schnell, dass in den modernen Erziehungswissenschaften „die Schule“ ihr Monopol der Bildungsvermittlung verloren hat. Und auch mir ist nach vielen Berufsjahren im staatlichen Bildungswesen klar geworden, dass die rein formelle Schulbildung die Aufgabe, unsere Kinder und Jugendlichen auf ein erfülltes (Berufs-)leben vorzubereiten, allein nicht mehr bewältigen kann – und mancherorts grandios scheitert. Die Zahlen sprechen für sich:

• 60 % der schulpflichtigen Kinder in den Grundschulen Luxemburgs sind Ausländer;

• Jedes Jahr verlassen 1700 Jugendliche in Luxemburg die Schule ohne Abschluss.

Luxemburg bietet qualifizierten Arbeitnehmern gute Karrierechancen, gleichzeitig schrumpft der Arbeitsmarkt für unqualifizierte Arbeitnehmer seit Jahren. Der erforderliche Wissensstand steigt stetig, nur können die Lehrpläne der Schulen diese Entwicklung nicht komplett auffangen. Hinzu kommt, dass unsere Informationsgesellschaft und die sozialen Netzwerke sich grundlegend darauf auswirken, wie wir lernen, kommunizieren und uns sozial entwickeln.

Das Bildungssystem in Luxemburg steht also vor enorm großen Herausforderungen, denn Bildung ist das zentrale Thema unserer Zukunft, da sie unsere Gesellschaft direkt beeinflusst. Deshalb lohnt es sich, gemeinsam aktiv und nachhaltig in Bildung zu investieren! „Bildung brauch d’Gesellschaft“ und „d‘Gesellschaft brauch d‘Bildung.“

Die neue Bildungs-Stiftung UP, deren Kickoff Ende Mai dieses Jahres stattfand, hat drei große Ziele: Sie will Bildung und gesellschaftliches Engagement für Bildung voranbringen. Sie will die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern, Jugendlichen und Lernenden verbessern und jedem Einzelnen zu seinem Recht auf qualitativ hochwertige Bildung verhelfen. Und sie will erreichen, dass Chancengerechtigkeit mehr ist als nur eine Worthülse. Für die Umsetzung ihrer hoch gesteckten Ziele wird die operative Stiftung auf gleich vier Ebenen tätig:

• kreative Initiativen mit Unterstützern und Stiftern in einem NET zu einer sogenannten Bildungslandschaft vernetzen;
• lösungsorientierte Dialoge und Debatten zu aktuellen Herausforderungen der Bildung in einem FORUM für gesellschaftliche Diskurse führen;

• neue Lösungen für aktuelle Herausforderungen in einem LAB für soziale Erfindungen fördern;

• wirkungsvolle Initiativen mit einem AWARD für inspirierende Innovationen auszeichnen.

Als Leitmotiv hat sich die UP (Foundation) ein afrikanisches Sprichwort ausgesucht: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“ Frei nach diesem Motto wollen wir die vorhandenen Ressourcen unserer Partner nutzen und zusammenlegen. Wir sehen uns als Social Entrepreneurs und bieten in dieser Funktion Akteuren in der außerschulischen Bildungslandschaft eine Plattform, um sich zu vernetzen und ihre Bildungsprojekte zu koordinieren. Wir stiften an, aktiv zu werden.

Und wir wollen unser Motto leben: So siedelt sich die Stiftung in Esch in einem seit Jahren leerstehenden Geschäftslokal an und wird ab November einen sozialen Innovationsraum für Aktivitäten und Projekte im Bildungsbereich betreiben.

Unser erstes Projekt À TABLE in Zusammenarbeit mit der Stadt Esch ist bereits seit Juni im Aufbau. Da zirka 900 Grundschulkinder auf der Warteliste der Maisons Relais stehen, wollen wir mit der Stadt Esch für diese Kinder in den nächsten Jahren rund um den Mittagstisch ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot von lokalen und nationalen Akteuren aus allen Bereichen der Bildung (Musik, Kunst, Sport, Handwerk, Umwelt, Empathie und Sozialkompetenz…) auf die Beine stellen. Denn Bildung ist mehr als Schule!

Liz Kremer-Rauchs
www.upfoundation.lu

1 Vgl. DKSJ (Deutsche Kinder und Jugendstiftung) 2012; Praxishandbuch.

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