„Unser Mikrokosmos ist eigentlich ein sehr guter Spiegel der luxemburgischen Gesellschaft“

Karolina Markiewicz und Tania Wenzel sind Lehrerinnen am Lycée Technique du Centre und betreuen in ihren „Classes d’accueil“ junge Geflüchtete sowie unbegleitete Minderjährige, die in Luxemburg Schutz suchen. Wie sich der Schulalltag in einer Schule, in der tagtäglich über 80 Nationalitäten zusammenkommen, zwischen Ungewissheit und Zukunftsplanung gestaltet, erzählen die beiden Lehrerinnen im Interview.

Das Lycée technique du Centre ist die einzige Schule in Luxemburg, die „Accu+-Klassen“ anbietet. Welches Konzept steckt dahinter und was versprechen Sie sich davon?

Karolina Markiewicz: In Luxemburg sind Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren schulpflichtig. Dies gilt auch für „Demandeurs de protection internationale“ (DPI). Wenn sie jünger als 13 Jahre alt sind, kommen sie in die Grundschule, in der sie spezifisch betreut werden. In der Sekundarstufe gibt es solche „Classes d’accueil“ inzwischen an allen Schulen des Landes. Das war bisher nicht der Fall. Nachdem sich viele Schulen in der Vergangenheit etwas vor dieser Aufgabe gedrückt hatten, hat das Bildungsministerium beschlossen, dieses Angebot landesweit anzubieten, sodass jede Schule verpflichtet ist, eine „Classe d’accueil“ anzubieten. Das Konzept der „Accu+-Klassen“ im LTC ist von unserem Direktor Max Fischbach und z.T. auch schon von seinem Vorgänger entwickelt worden, um den „primo-arrivants“, die in die sogenannten „Classes d’accueil“ aufgenommen werden, eine zusätzliche Chance zu bieten. Diese Schüler bleiben, je nachdem, zu welchem Zeitpunkt des laufenden Schuljahres sie in Luxemburg ankommen, ganz oft nur wenige Monate in der Klasse und stammen meist aus unterschiedlichen Sprachräumen, in denen ganz andere Sprachstrukturen vorherrschen. Rezent sind das am häufigsten Schüler aus dem arabischen oder chinesischen Sprachraum. Für viele von ihnen, die eine gewisse Disziplin mitbringen, vor allem aber ein großes Interesse an der Schule zeigen, ist ein zusätzliches Schuljahr zum Spracherwerb extrem wertvoll, um eine Orientierung ins „Modulaire“ möglichst zu vermeiden, auch wenn sie dann durchschnittlich älter sind als ihre Klassenkameraden. Die Accu+-Klassen sind für Schüler im Alter von 13 bis maximal 18 Jahren vorgesehen. Das zusätzliche Jahr ermöglicht ggf. die Einstufung auf die „Polyvalent“- Stufe oder ins „Technique“, was wiederum mehr Türen öffnet, einen Ausbildungsplatz, einen Arbeitgeber oder später einen Beruf zu finden.

Kann man pubertären Jugendlichen mit einer traumatischen Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft die Bedeutung einer Ausbildung vor Augen führen? Wie kann man sie für ihren weiteren Lebensweg vorbereiten?

Tania Wenzel: Man merkt Neuzugängen gerade in der Anfangszeit deutlich an, wie sehr sie die Umstellung aus der Bahn wirft. Sie haben alle Anhaltspunkte, die sie in ihrem Leben hatten, verloren und müssen sich in der neuen, fremden Umgebung ohne die nötigen Sprachkenntnisse erst einmal zurechtfinden. Diese Anpassung braucht Zeit. Manche haben zuvor noch nie eine Schule besucht. Zudem haben viele der Schüler bis zu fünf Geschwister und mehr und sind mit ihrer Familie auf engstem Raum untergebracht oder müssen häufig die Unterkunft wechseln. Das alles führt auch dazu, dass sie zu Hause sehr eingespannt sind. Unter diesen Bedingungen ist es natürlich sehr schwierig, ihnen die Bedeutung einer schulischen Ausbildung vor Augen zu führen. Obwohl die meisten schon fast volljährig sind, gab es immer andere Prioritäten, als sich Gedanken über die Zukunft zu machen, die ihnen ohnehin durch die Ungewissheit, ob ihnen in Luxemburg letztlich Asyl gewährt wird, vorerst schwarz erscheint. Dementsprechend viel Energie verlangt es ihnen ab, eine Bereitschaft dafür zu entwickeln, einen Lebensentwurf zu definieren und sich Gedanken über eine berufliche Perspektive zu machen. Dieses Zukunftsbewusstsein gilt es erst einmal bei ihnen zu schärfen. Bei einigen sind Lernbereitschaft und Leistungswille von Anfang an ausgeprägt, bei anderen braucht es etwas länger, um sie auf die entsprechenden Bahnen zu lenken, sich allmählich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Leider ist die Zeit dafür in den regulären Accueil-Klassen mit einem Jahr sehr knapp bemessen. Hinzu kommt, dass die meisten von ihnen mitten in der Pubertät stecken und nicht einmal die Zeit haben, sich selbst zu finden. Wenn man diese Phase noch nicht durchlaufen hat, gestaltet sich die Zukunftsplanung noch schwieriger. Das Konzept der Accu+-Klassen bietet den Schülern insofern einen wichtigen Zeitpuffer.

Die meisten der Schüler, die Sie unterrichten, haben ein schweres Schicksal hinter sich. Sie sind nicht nur Lehrerinnen und Pädagoginnen, sondern ganz oft auch die einzigen Bezugspersonen. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?

T.W.: Man kann die beiden Bereiche kaum voneinander trennen. Ich bezweifle sogar, dass es förderlich wäre, eine zu professionelle Grundhaltung an den Tag zu legen und eine Distanz zu erzwingen, die den nötigen Austausch verhindern würde. Man kann nicht mit dem Anspruch, bloß unterrichten zu wollen, in diese Klassen gehen, denn dann ist man fehl am Platz und nicht die geeignete Ressource, die diese Schüler benötigen.

K.M.: „Professionell sein“ als Lehrer bedeutet in erster Linie zu erkennen, was ein Schüler benötigt und mit welcher Form der Unterstützung darauf zu reagieren ist. Die besten Lehrer, an die ich mich aus meiner Schulzeit erinnere, waren immer jene, denen wir als Menschen nicht egal waren. Egal wo Sie unterrichten, sind Sie immer bis zu einem gewissen Grad persönlich impliziert. Hier ist eben zusätzliche Anteilnahme gefordert. Wir kümmern uns nicht nur um die schulischen, sondern auch um die persönlichen und administrativen Probleme unserer Schüler. Für sie ist gerade der Zeitraum vor den Schulferien besonders krisenanfällig, da die Schüler in diesem Zeitraum häufig mit Ablehnungsbescheiden bzw. Rückführungsbeschlüssen konfrontiert werden. Noch schlimmer ist es dann, wenn sie nicht einmal in die ursprünglichen Heimatländer, sondern in Transitländer rückgeführt werden. Unbegleitete Minderjährige treffen solche Entscheidungen besonders hart, aber auch Schüler in Familienbegleitung finden trotz Eltern kaum Rückhalt. Meist leben die Eltern mit ihren Kindern in Flüchtlingsheimen und besitzen keine Arbeitserlaubnis. Letztlich sind die Kinder, die die Landessprache(n) i.d.R. besser beherrschen als ihre eigenen Eltern, die ersten Adressaten offizieller Bescheide. Die Bürde der Verantwortung für die Familie liegt ungerechterweise auf den Schultern der Kinder. Wir versuchen sie mit Hilfe vom Centre Psycho-Social et d’Accompagnement Scolaires (CePAS) und Vermittlern zu unterstützen, so gut wie es eben geht.

Im LTC hilft man sich selbst. Sie organisieren als Schule u.a. eigenständig Spendenaktionen, sei es für Schüler in Notsituationen, für Schulmaterial oder -ausflüge. Wie wichtig ist diese Form der Solidarität?

K.M.: Wenn es beispielsweise an Schulmaterial fehlt, wird kurzerhand eine schwarze Kasse organisiert, in die alle Lehrer etwas beisteuern und sich so an den Kosten beteiligen. Man geht anders mit den Dingen um und findet schulintern eine schnelle Lösung für aktuelle Bedürfnisse, die das Schulbudget gerade nicht deckt. Im Unterricht selbst kann das, anders als an anderen Schulen, auch schon mal bedeuten, keine Strichlisten zu führen, sondern in manchen Situationen einfach auch mal über bestimmte Dinge hinwegzusehen. Zum Beispiel dann, wenn ein Schüler seine Sachen eben nicht dabei hat. Wir wissen schließlich, wieso er sie nicht dabei hat. Das OLAI stellt DPI zu Schulbeginn ein bestimmtes Budget für Schulmaterial zur Verfügung. Die Schüler müssen sich bei ihrem Einkauf aber genau an die Angaben einer Liste halten und dürfen nur die darauf aufgeführten Materialien besorgen. Wenn die Liste beispielsweise einen Hefter oder Textmarker nicht vorsieht, werden diese Utensilien im Unterricht eben fehlen. Mit der Auswahl der Hygieneartikel verhält es sich im Übrigen genauso, was letztlich auch immer eine Frage der Würde ist.

Sie unterrichten u.a. auch unbegleitete Minderjährige und traumatisierte Jugendliche in einem für sie noch immer fremden Land. Erhalten die Schüler psychologische Betreuung? Reichen die bestehenden Maßnahmen aus?

K.M.: Ich glaube, dass die Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Erziehern, Sozialarbeitern und der Psychologin in unserer Schule gut funktioniert, allerdings sind wir natürlich personell überlastet. Wir haben derzeit nur eine Psychologin, da kann es schon mal vorkommen, dass ein Schüler auf einen Termin warten muss. Dabei kann eine schlechte Nachricht für die betroffenen Schüler verheerend sein. Trotz psychologischer Betreuung hängt der Umgang mit einer solchen Situation nicht nur vom individuellen Charakter des betroffenen Schülers, sondern einer Reihe von unterschiedlichen Faktoren wie der persönlichen Vorgeschichte oder nicht bewältigten Traumata ab. Auch Selbstmordversuche sind nicht ausgeschlossen. Wie die betroffenen Schüler letztlich reagieren, ist schwer vorherzusehen. Dies gilt in besonderem Maße für Neuzugänge, die noch nicht lange Teil der Klasse sind und kein Vertrauensverhältnis zu ihrem Lehrer oder ihren Klassenkameraden aufbauen konnten. Eine eventuelle Hiobsbotschaft kann sie neben der allgemein hohen administrativen Last leicht aus der Bahn werfen. Solche Situationen sind nicht nur für den betroffenen Schüler, sondern für die gesamte Schulgemeinschaft extrem belastend.

Sie stehen mit dem Außenministerium in engem Kontakt, haben sich mehr als einmal für Ihre Schüler eingesetzt und versucht, bei den Behörden zu intervenieren. Wie schätzen Sie selbst Ihren Einfluss ein und was würden Sie sich von den verantwortlichen Behörden wünschen?

T.W.: Ich empfinde es als sehr enttäuschend, dass wir über laufende Verfahren und Maßnahmen nicht in Kenntnis gesetzt werden. Auch wird uns nicht mitgeteilt, wenn Schüler einen Ablehnungsbescheid erhalten oder aufgefordert werden, das Land zu verlassen. Dabei arbeiten wir tagtäglich mit diesen Kindern und Jugendlichen zusammen und sind somit wohl in der Lage, ihre psychische Verfassung objektiv einzuschätzen. Aus diesen Gründen wäre ein gegenseitiger Austausch zwischen Ministerium und Schule unbedingt wünschenswert. In manchen Fällen vertraut sich der Schüler seinen Klassenkameraden an, in anderen Fällen will der betroffene Schüler vermeiden, dass seine Klassenkameraden vom Negativbescheid erfahren. Dann bleibt der Lehrer die einzige Bezugsperson. In solchen Fällen muss man als Lehrer die Information möglichst diskret behandeln, um die Klassenkameraden, die sich in einem noch laufenden Verfahren befinden, denen aber womöglich ein ähnliches Schicksal blühen könnte, möglichst nicht in Angst und Panik zu versetzen. Wenn der betroffene Schüler sich uns aber nicht anvertraut oder wir die Information über seinen Entscheid nicht über Drittpersonen erfahren, kann es auch schon mal vorkommen, dass wir den Schüler nach den Schulferien nicht mehr in der Klasse vorfinden. Dieser Umstand ist absolut unzumutbar, weil man nach einem solchen Ereignis nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen kann. Ebenso wenig wie man nach den Schulferien wieder in eine Klasse zurückkehren und weitermachen kann wie bisher, wenn man weiß, dass einem Schüler gerade mit einer Nachricht der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Solche psychischen Belastungen wirken sich natürlich unweigerlich auf die schulischen Leistungen der Schüler aus.

K.M.: Wir haben in Luxemburg bestimmt nicht das schlechteste Bildungssystem, wenn es um die Aufnahme und Betreuung von „primo-arrivants“ geht, gerade wenn man den Vergleich mit Ländern wie etwa Frankreich macht. Das ist sicherlich nicht unwesentlich den bestehenden Mitteln, der räumlichen Nähe in Luxemburg und dem Umstand geschuldet, dass man sich kennt. Umso wünschenswerter wäre es, nicht nur einen nur punktuellen, sondern einen dauerhaften Austausch zwischen den Institutionen und den Lehrbeauftragten sicherzustellen. Wir sind uns im Klaren darüber, dass die Administrationen andere Prioritäten haben, allerdings wurde Anfang 2018 ein „Service pour l’intérêt supérieur de l’enfance“ gegründet, das der Direction de l’immigration untersteht. Wir als Lehrer sowie die Psychologen und Erzieher in unserer Schule oder auch den Flüchtlingswohnstrukturen beschäftigen uns ausschließlich mit dem Wohl dieser Kinder. Da sollte Austausch nicht nur in absoluten Krisensituationen stattfinden.

Uns wird vonseiten der Administrationen tatsächlich oft persönliche Befangenheit, mangelnde Objektivität, auch Naivität bis hin zu Beeinflussung durch die Schüler vorgeworfen. Solche Unterstellungen offenbaren aber letztlich ein Misstrauen gegenüber unserem Berufsstand. Eine Überlegung, die uns bei unserer Arbeit antreibt, ist die, dass ein junger Mensch, selbst wenn er in ein sicheres Land wie Albanien rückgeführt wird, dort zu einem Erwachsenen ohne Schulabschluss heranwächst, wenn dieser Prozess unvorbereitet passiert. Wir leben in einer globalisierten Welt, unabhängig davon, wo wir uns auf der Erde befinden. Das bedeutet, dass wir nicht nur unseren Wohlstand, sondern auch unsere Probleme zwangsläufig teilen, ob wir wollen oder nicht. Man kann noch so hohe Mauern bauen, diese Probleme werden uns früher oder später wieder einholen.

Wie geht ein Leben nach einem abgelehnten Asylgesuch weiter? Was bedeutet eine Rückführung in der Biografie der Schüler?

T.W.: Ich muss bei dieser Frage an ein Geschwisterpaar denken, das erst kürzlich ausgewiesen wurde und mit dem wir weiterhin in Kontakt stehen. Für die meisten der Schüler, die ausgewiesen werden, liegt die Schule erstmal auf Eis, da die finanziellen Sorgen überwiegen. Sie müssen ganz oft dafür Sorge tragen, ihre Familie und sich finanziell über Wasser zu halten. Für die meisten hat das ganz oft erstmal einen Bruch in der schulischen Laufbahn zur Folge.

K.M.: Andererseits gibt es aber auch immer wieder Schüler, die im darauffolgenden Schuljahr wieder da sind. Sie werden zurückgeschickt und kehren trotzdem wieder nach Luxemburg zurück. Das ist nicht allein die Schuld unseres Systems und seiner Administrationen, sondern, und das muss man sich leider auch eingestehen, ganz oft die Schuld verzweifelter Eltern, denen aus ihrer ökonomischen Notsituation heraus die Weitsicht dafür fehlt, dass ihre Kinder feste Bezugspunkte, Stabilität und letztlich ein Diplom brauchen, um ihr eigenes Leben bestreiten zu können. Durch das Hin und Her kommen diese letztlich nirgendwo richtig an, sodass wichtige Jahre in der schulischen Laufbahn dieser Kinder verstreichen.

In Ihrer Schule kommen Jugendliche aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern zusammen, der Kontakt zu Luxemburger Schülern ist minimal bis non-existent. Wie groß sind die kulturellen Unterschiede innerhalb der Klassen?

K.M.: Im Hauptgebäude des LTC sind 97 unterschiedliche Nationalitäten vertreten. Es gab darüber sogar einmal einen Beitrag auf BBC. Dafür läuft es sowohl im Hauptgebäude sowie bei uns in der „Annexe“ erstaunlich gut. Das LTC Kirchberg ist dagegen insofern ein kleines Ghetto, da natürlich der Kontakt zu gleichaltrigen Einheimischen fehlt. Viele Luxemburger wissen nicht einmal, dass es diese Schule auf dem Kirchberg überhaupt gibt. Selbstverständlich kommt es auch mal zu Konflikten, wenn traumatisierte Jugendliche, die keine der Landessprachen kennen, ihren Gefühlen körperlich Ausdruck verleihen. Das LTC hat sich in den letzten Jahren aber stark weiterentwickelt und trägt seinen schlechten Ruf zu Unrecht. Das liegt vor allem daran, dass mittlerweile nicht nur Berufsausbildungen (formations professionnelles) angeboten werden, sondern auch das „Baccalauréat international“ (BI) eingeführt wurde, was wiederum einen anderen intellektuellen Anspruch mit sich bringt.

T.W.: Unser Mikrokosmos ist eigentlich ein sehr guter Spiegel der luxemburgischen Gesellschaft, in der ja auch mehr als 48% der Bevölkerung nicht luxemburgischer Abstammung sind. Ich empfinde es stets als sehr beruhigend, diesen Campus morgens mit der Gewissheit zu betreten, dass sich dort tagtäglich über 80 Nationalitäten begegnen, um gemeinsam den Schulalltag zu bestreiten. Natürlich kommt es auch zu Auseinandersetzungen, sowohl verbaler als auch körperlicher Natur, aber das ist in anderen Schulen nicht anders. Der Unterschied besteht eben darin, dass regelrechte Fremdenfeindlichkeit, wie wir sie tagtäglich etwa in sozialen Netzwerken erleben, hier in der Form nicht aufkommt, da diese Jugendlichen genau wissen, dass sie letztlich alle im selben Boot sitzen, in dem jeder seinen berechtigten Platz hat, der vermeintliche ‚Wirtschaftsflüchtling‘ vom Balkan oder aus China genauso wie der syrische Kriegsflüchtling. Es ist beneidenswert, wie diese Schüler sich zusammentun und trotz ihrer persönlichen Probleme und der unterschiedlichsten kulturellen, sozialen sowie religiösen Hintergründen Respekt füreinander und Freundschaften zueinander aufbauen. Eine Erfahrung, die ich schon in den vergleichweise kleineren „Cours d’accueil-Gruppen“ in der Grundschule machen durfte, ist dass der Klassenraum zu einem Stützpunkt für viele dieser Schüler wird, der mit den Mitschülern und den Lehrpersonen oftmals eine Art zweite Familie bildet. Den Kontakt zu Luxemburgern erhalten unsere Schüler hingegen hauptsächlich über das Lehrpersonal und die Erzieher. Dabei wäre der gegenseitige Austausch umso erstrebenswerter, gerade um auch die Luxemburger Schüler für die Problematik zu sensibilisieren und mit Vorurteilen aufzuräumen.

Das Interview wurde am 29. Juli 2019 geführt. (SC)

Als partizipative Debattenzeitschrift und Diskussionsplattform, treten wir für den freien Zugang zu unseren Veröffentlichungen ein, sind jedoch als Verein ohne Gewinnzweck (ASBL) auf Unterstützung angewiesen.

Sie können uns auf direktem Wege eine kleine Spende über folgenden Code zukommen lassen, für größere Unterstützung, schauen Sie doch gerne in der passenden Rubrik vorbei. Wir freuen uns über Ihre Spende!

Spenden QR Code