Vereine … Ein Thema, das lebt und bewegt, lange Tradition und unbestreitbare Aktualität hat. Sind Vereine Spiegel der Gesellschaft? Eine Frage, die wir Ihnen als Anregung zum Lesen mit auf den Weg geben. Noch bevor dieses Dossier Form annahm, hatten wir uns selbst einen kleinen Eindruck von der Vereinslandschaft Luxemburgs verschaffen wollen. Wir haben uns beim Registre de commerce et des sociétés informiert, wie viele Vereine es aktuell gibt und welche Entwicklungen in den letzten sieben Jahren zu beobachten gewesen sind.
Im Jahr 2024 (Stand 15. Dezember) waren insgesamt 8 989 Vereine im Register eingetragen, davon 126 als gemeinnützig anerkannt. Es wurden 400 Vereine neu registriert, 239 fielen weg. 2019 gab es mit 528 die meisten Neuanmeldungen, wobei die Zahl sich jedes Jahr zwischen 380 und 480 bewegt. Vom Jahr 2019 auf das Jahr 2020 fällt die Anzahl eingetragener Vereine von 11 518 auf 8 504 drastisch. Für das Jahr 2020 sind insgesamt 3 464 Abmeldungen verzeichnet, was sich allerdings in Folge einer Bereinigung des RCS-Registers ergab, wobei alle Vereine gelöscht wurden, die seit mindestens zehn Jahren keine Hinterlegung der vom Gesetz vorgeschriebenen Dokumente mehr vorgenommen hatten. 2021 ist mit 497 das Jahr mit den meisten Abmeldungen. Die Zahl der als gemeinnützig anerkannten Vereine steigt aber von diesem Jahr an stetig (108, 116, 120, 126).
Die Stadt Luxemburg sieht in ihrem Budget von 2025 Vereinsbeihilfen von ungefähr 2 Millionen Euro vor. Anrecht auf diese Subventionen haben alle Vereine, die in der Stadt Luxemburg aktiv sind, deren Aktivitäten einen Bezug zur Stadt haben und einen Mehrwert für die Gemeinschaft darstellen. Die Subventionen selbst unterteilen sich in verschiedene Kategorien (subsides ordinaires, Subventionen für junge Sportler, subside culturel pour jeunes, subsides extraordinaires, subsides spéciaux) und werden nach unterschiedlichen Kriterien verliehen, hierbei spielen z. B. die Vereinsart, die Anzahl und das Alter der Mitglieder (u./ü. 26 Jahre), die Finanzlage des Vereins und/oder ihr gemeinschaftlicher Mehrwert eine Rolle.

Paul Estgen führt mit seinem Artikel „Vie associative: quo vadis?“ ins Dossier ein und stellt die Vereinslandschaft Luxemburgs in einem allgemeinen Überblick dar. Warum gibt es Vereine? Was sind die Chancen und Herausforderungen des Vereinslebens und welche Prognose zeichnet sich ab?
Das sogenannte Subsidiaritätsprinzip ist von unabdinglicher Relevanz, wenn man über Vereine und ihre Entwicklung reden will. Pierre Lorang hat sich mit dem Ethiker und ehemaligen Caritas-Präsidenten Erny Gillen in einem Interview ausführlich darüber unterhalten. Das Video dazu finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
Halten Sie online zusätzlich die Augen offen für ein weiteres Interview, das forum mit Luc Melsen geführt hat über seine Serie Liewe fir de Veräin auf Radio 100,7. Hier redet er über die erstaunliche Diversität der Vereinslandschaft und das beeindruckende Engagement seiner Studiogäste.
Alex Bodry erklärt uns die Bedeutsamkeit und die Auswirkungen des sogenannten „neuen ASBL-Gesetzes“ von 2023, über welches viel geredet wurde. Er hat 10 Monate lang Informationsveranstaltungen dazu im ganzen Land abgehalten und teilt seine Eindrücke und Schlussfolgerungen mit forum.
Um auch die historische Entwicklung der luxemburgischen Vereinswelt nicht außen vor zu lassen, wurde uns freundlicherweise der Text von Gilles Genot „De l’histoire à l’horizon: évolutions du monde associatif luxembourgeois“ zur digitalen Reproduktion auf unserer Homepage zur Verfügung gestellt. Original ist dieser Beitrag 2024 in der Publikation Le nouveau droit des ASBL au Luxembourg erschienen.
Jean Reitz erzählt in seinem Beitrag die Geschichte der Niederkerschener Musikgesellschaft sowie ihrer Gründer und Mitglieder. Er zeigt auf, inwiefern Musikvereine als Förderer des kulturellen Lebens von Anfang an fester Bestandteil des öffentlichen Lebens waren.
„Karriere-Booster oder echte Teilhabe?“ Das fragt sich Redaktionsmitglied Zoë Nastasi und erörtert in einem aufschlussreichen Reflexionsbeitrag, was Jugendvereine in ihren Augen sind und was sie eigentlich sein sollten. Ist ehrenamtliches Engagement privilegierten Menschen vorbehalten?
Jean-Marie Weber und Christiane Meyers geben einen Einblick in die Lëtzebuerger Guiden a Scouten und zeigen die Entwicklungen und Herausforderungen des über 100 Jahre alten Pfadfinderverbandes.
Daniel Thilman erhellt eine dunkle Vergangenheit und teilt ein Stück jüdische Geschichte mit uns. Er berichtet von dem fast in Vergessenheit geratenen jüdischen Tischtennisverband SC Maccabi Luxembourg, der er es in kurzer Zeit zu Pokalehren brachte.
Alexander Hilpert, Historiker an der Universität des Saarlandes, unternimmt ebenfalls einen Rückblick in die Vergangenheit und berichtet von Altertums- und Geschichtsvereinen der Großregion.
Unsere Filmexpertin Viviane Thill hat den Filmproduzenten Donato Rotunno interviewt und ihm Fragen zu seinem Dokumentarfilm La Fourchette à gauche gestellt, in welchem es um einen Ort der Erinnerung der ASBL Circolo Culturale e Recreativo Eugenio Curiel geht.
Aude Ehlinger und Raymond Weber plädieren für eine lebendige Demokratie. Im Kontext der „Caritas-Affäre“ haben etwa 30 Verbände einen offenen Brief an die luxemburgische Regierung verfasst, der zur bekräftigenden Reflexion der gesellschaftlichen Rolle von NGOs anregen soll.
Last but not least hat unser hochgeschätzter Thomas Köhl, der zehn Jahre lang Präsident des Vorstandes der forum ASBL war und bis heute engagiertes Mitglied ist, eine kleine Introspektion durchgeführt und blickt auf die fast 50-jährige Vergangenheit des Vereins zurück.
Viel Vergnügen beim Lesen!
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