Was tun? / Que faire?

Frauen halten die Gesellschaft am Laufen

Als hätten sie es gewusst: Am 7. März streikten und demonstrierten Frauen unter dem Motto „Who cares? We Care!“. Ohne Care-Arbeit (bezahlt und unbezahlt), die mehrheitlich von Frauen verrichtet wird, würden wir Corona nicht überleben. Gerade jetzt ist ein konsequentes Gender-Mainstreaming und Gender-Budgeting bei der Ein- und Durchführung aller Krisenmaßnahmen unerlässlich, um bestehende Ungleichheiten nicht zusätzlich zu verschärfen. Abendliches Klatschen um 20 Uhr und einmalige Lohnzuschläge ersetzen nicht annährend die längst überfällige Anpassung des Wirtschafts-, Steuer- und Sozialsystems. Dazu gehört:

Mehr Geld
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Der Mindestlohn darf nicht unter der Armutsgrenze liegen. Besonders im Reinigungssektor wird sich zeigen, wie es um die Wertschätzung der Arbeitgeber und -geberinnen gegenüber ihrem Personal bestellt ist. Tarifverträge stehen an: Das Personal fordert höhere Löhne und bessere Aufstiegschancen. Damit einher geht auch das konsequente Vorgehen gegen Schwarzarbeit, um prekäre Arbeitsverhältnisse ohne soziale Absicherung zu bekämpfen. Eine weitere Notwendigkeit sind steuerliche Anpassungen, um Maßnahmen zu ermöglichen, die den Schwächsten der Gesellschaft zugutekommen. Auch der Ausbau der Elternzeit, die Anerkennung der Babyjahre im Pensionsrecht sowie die obligatorische Pensionsweiterversicherung bei Aufgabe der Arbeit aus familiären Gründen sind erforderlich, um die Erziehungsarbeit der Eltern zu erleichtern.

Mehr Zeit
Eine zentrale Forderung der JIF-Plattform (Journée internationale des femmes) war die Herabsetzung der Arbeitszeit ohne Lohnverlust für alle, um die gerechte Verteilung der unbezahlten Care-Arbeit (Erziehung, Pflege zuhause, Hausarbeit usw.) zu ermöglichen und die Teilzeitarbeit zu reduzieren, die hauptsächlich von Frauen in Anspruch genommen wird (38 % zu 5 %). Es sollte garantiert sein, dass Frauen bei der Exitstrategie aus der Krise nicht übergangen und auf ihre Rolle in der Familie zurückgestuft werden. Wenn zuerst die Baustellen wieder laufen, ein Bereich in dem 99 % Männer arbeiten, die Schulen aber geschlossen bleiben, werden die Frauen sich notgedrungen um die Kinder kümmern müssen. Für diejenigen unter ihnen, die selbst berufstätig sind, wird es schier unmöglich sein, diese Doppel- oder Dreifachbelastung zu stemmen.

Mehr Respekt
Care-Arbeit muss sozial und gesellschaftlich anerkannt werden. Eine besondere Rolle spielt hierbei auch die Prävention und Bekämpfung von Rassismus, Sexismus und Diskriminierungen in Bezug auf Alter, Religion, Behinderung, Nationalität und Migrationsstatus. Die Krise zeigt auch, wie wichtig ein gut funktionierendes, öffentliches Gesundheitswesen ist, das nicht auf Rentabilitätskriterien fußt. JIF spricht sich klar gegen Privatisierungstendenzen im Gesundheitssektor, die Erhöhung der Kadenzen und den Personalabbau aus und fordert auch für Krankenhaus- und Pflegepersonal bessere Karrieremöglichkeiten. Nach der Krise sollten die Frauen sich auf ihre Stärke besinnen, die sie am 7. März gezeigt haben, wenn nötig wieder auf die Straße gehen und ihren Forderungen Nachdruck verleihen.

Thérèse Gorza, Membre comité CID | Fraen an Gender
https://fraestreik.lu/revendications/

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