Das Fahrrad wird oftmals unterschätzt. Insbesondere bei kurzen Strecken im urbanen Raum spielt es seine Vorteile gegenüber dem Auto gnadenlos aus. Sogar den Kontakt zum lokalen Handel, der aktuell unter den herrschenden Verkehrsbedingungen leidet, kann es fördern. Fahrradfahren macht Spaß und ist gesund. In unserer Stadt hält sich dieser Spaß aber in Grenzen, da die Infrastruktur diesem Fortbewegungsmittel immer noch nicht gerecht wird. So vermissen Radfahrer*innen z. B. sichere Fahrradwege und ein zusammenhängendes Netz.
„Luxemburg ist so fahrradfreundlich wie sie nur sein kann, es ist nun einmal eine Festungsstadt“, meinte neulich Lydie Polfer in einem Wort-Interview während einer Rundfahrt in einer langen Limousine. Dass dies so nicht stimmt, leuchtet jedem ein, der einen Blick auf Luxemburgs Fahrradcommunity im Netz wirft. Auf Twitter sprudeln die Tweets zum Thema nur so hervor (beispielsweise unter #mvos), auf Facebook hat die Gruppe „Bikejungle Luxembourg“ mittlerweile fast 1.000 Mitglieder. Allesamt lesen sich die kleinen Texte wie Berichte von eifrigen Beamten. Vor Ort werden Mängel, nicht bekannt gegebene Baustellen sowie Fehlkonstruktionen dokumentiert und an die Gemeinschaft weitergeleitet. Positive Ereignisse werden gelobt. Oft ist die Stadt unter @cityLuxembourg direkt in die Posts mit eingebunden.
Am 6. Juli etwa twitterte @cityLuxembourg: „#vélo #pistescyclables Pour tous les amateurs de vélo, découvrez sur notre carte interactive les plus de 170 km de pistes cyclables réparties dans notre ville !“ Da es mit Abstand keine 170 km „pistes cyclables“ gibt, erntete der Post rasch Kritik, einige sprachen sogar von einem Aprilscherz. Von allen Seiten wurde die @cityLuxemburg-Festung beschossen, die eingestehen musste, dass es sich lediglich um „itinéraires (équipés de panneaux) recommandés pour vous déplacer en vélo“ handelt. Die Nutzer*innen wissen nämlich: Seinen Kindern oder Freund*innen würde man von vielen dieser Wege eher abraten.
Kritisieren und nachhaken
Also was tun? Wenn Sie der Meinung sind, dass die Stadt schnell einen (oder gleich zwei) Gänge hochschalten sollte, um den Ansprüchen der vielen Nutzer*innen (die Fahrradzähler der vdL zeugen ja von der Masse) gerecht zu werden sowie folglich die Lebensqualität aller Beteiligten zu verbessern, so gesellen Sie sich dem Treiben hinzu, und nehmen Sie aktiv an der konstruktiven Kritik teil. Es gilt, sogenannte Vorzeigeprojekte zu kritisieren und da nachzuhaken, wo es hapert. Die Verantwortlichen können sich dieser immer größer werdenden Lobby nicht ewig entziehen. Steter Tropfen höhlt den Festungsstein.
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