Auf Facebook und Instagram posten, ein paar kurze Texte in WordArt kritzeln, Plakate an Wände pinnen, Mails checken – kann eigentlich jede/r. So oder so ähnlich sind wahrscheinlich die Vorstellungen vieler über die Kommunikationsarbeit im Kulturbetrieb. Gut, dass forum einmal nachfragt, um mit diesen Vorurteilen aufzuräumen.
Nun ja, zugegebenermaßen gehören obig genannte Aufgaben auch zu meinem Arbeitsspektrum, sie spiegeln jedoch nur einen minimalen Teil wider und es fällt mir selbst immer wieder schwer, kurz in Worte zu fassen, woraus meine Arbeit genau besteht. Eine pauschale Definierung wäre, bei mehr als 70 Projekten pro Saison den Überblick über die jeweils geplanten Kommunikationsmaßnahmen zu behalten, sowohl zeitlich als auch budgetär. Das bedeutet, das Jahresbudget auf 70 Projekte aufzuteilen, für alle Texte in verschiedenen Sprachen zu schreiben, Printmaterial layouten zu lassen, Angebote einzuholen, Bestellungen aufzugeben, Verteilungen zu organisieren und die Auslastungen im Auge zu behalten. 70 Projekte in einem multidisziplinären Haus wie dem CAPE bedeuten aber auch 70 verschiedene Zielpublika, die sich hinsichtlich Alter, Sprache, Habitus, Bildung und Vorlieben unterscheiden und daher unterschiedliche Kanäle und Strategien erfordern. Dabei immer im Blick: unsere Mission, Kultur für alle zugänglich zu machen und Barrieren abzubauen. Aufgrund meiner Studien in verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen und einem ausgeprägten Faible für Statistiken schreit es dabei in mir nach einer systematischen Herangehensweise, sodass ich seit meinem Dienstantritt im CAPE im September 2015 ein Kommunikationskonzept (ein never-ending work in progress) ausarbeite, das sich unter anderem mit quantifizierbaren Zielsetzungen und BesucherInnentypologien auseinandersetzt.
Schubladendenken, Stereotypen bedienen – was mir privat total zuwider ist, ist für meine Arbeit unabdinglich. Planen Frauen die Wochenenden der Familien? Gehen nur Ü60er in ein Symphoniekonzert? Interessieren sich Jugendlich nur für HipHop und Elektromusik? Wird ein 120-minütiger Monolog nur von AkademikerInnen frequentiert? Und die entscheidende Frage: Welche Emotionen werden bei wem durch was hervorgerufen? Aber zum Glück stellen sich diese Fragen nur im Back-End und sind im Endeffekt für die Betreffenden nicht sichtbar. Sie sind kein Ausschlusskriterium (auch Jugendliche sind bei Symphoniekonzerten herzlich willkommen) und sollen auch immer wieder kritisch hinterfragt werden.
So stellt sich mir, wie sicherlich vielen anderen Kulturschaffenden auch, immer wieder die Frage, wie wir die Kultur und die Kunst vermitteln und für eine größere Gruppe unser Mitmenschen öffnen können. Wie ich bereits erwähnte, ist es mir wichtig, die Kultur auch durch meine Kommunikationsarbeit zugänglicher zu machen und weniger elitär erscheinen zu lassen. Dazu gehört auch, Texte zu vereinfachen, abstrakte Konzepte verständlich umzuschreiben und Fremdwörter zu eliminieren.
Kultur in Zeichen von Corona
Nun hat sich aber auch bei uns im Kulturbetrieb durch die Coronakrise einiges verändert. Seit Monaten waren die Türen geschlossen, Veranstaltungen mussten abgesagt werden, die Öffnung war nur unter ungewissen Bedingungen in Aussicht gestellt. Trotz Veranstaltungsstopp ging bei uns in der Administration während der Zwangspause die Arbeit weiter. Eine neue Programmbroschüre und eine neue Webseite wurden in dieser Zeit fertiggestellt – vor allem letzteres war ein großer Kraftakt, bei dem ich fast froh war, von zusätzlichem Tagesgeschäft befreit zu sein. Während nämlich am Anfang des Lockdowns alles auf Katastrophen-Management umgestellt war (erst wurden einige Veranstaltungen bis Ostern abgesagt, danach kamen immer weitere dazu, Covid-Regelungen wurden fast täglich nach Bekanntgabe der Regierung auf unserer Homepage modifiziert), gab es ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch zu kommunizieren, dass wir mit Hoffnung am Programm der neuen Spielzeit arbeiten. Nach Rücksprache mit anderen Kulturinstitutionen und dem Ministerium wurde immer klarer, dass das Kulturleben unter gewissen Voraussetzungen (die sich wie öfters in dieser Krise immer wieder änderten) wieder stattfinden wird. Am 3. Oktober fängt schließlich auch bei uns die Saison wieder an, und mit den neuen Voraussetzungen haben sich auch bei meiner Arbeit die Prioritäten verlagert. Sicherheit vermitteln steht an erster Stelle, flexibel bleiben im Falle von Veranstaltungsabsagen ebenso. Dem Stammpublikum ein gewohntes und dennoch geschütztes Umfeld bieten, Optimismus und Hoffnung versprühen sind die Botschaften, die es neben den Veranstaltungsinhalten zu verbreiten gilt. Und die Resonanz ist da. Wir sind überrascht und auch überaus froh darüber, wie sehr unser Publikum das Kulturleben trotz aller Online-Projekte vermisst hat und wir ihm wieder die Türen öffnen dürfen.
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