„We the peoples …“

Mit diesen ersten Worten legt die Präambel der Vereinten Nationen die Verantwortung für internationalen Frieden und Sicherheit nicht nur in die Hände der Nationen und Staaten, sondern auch in die Hände der Völker und Individuen. 1945 ging es hauptsächlich darum, den Weltfrieden herzustellen und zu bewahren, also um ein Ziel, zu dem jeder Mensch beitragen soll und muss, das aber nur durch ver- einte Kräfte zu erreichen ist.
Heute hat sich das Programm der Verein- ten Nationen maßgeblich erweitert, so haben die UNO-Mitgliedsstaaten 1992 in Rio erstmals eine Klimarahmenkonven- tion unterschrieben. Dahinter stand die wissenschaftlich untermauerte Erkennt- nis, dass der Klimawandel eine Tatsache ist und einen anthropogenen Ursprung hat. Ziele für Emissionssenkungen wur- den festgelegt, aber wie sich in den folgen- den Jahren herausstellte, waren diese nicht ausreichend angesichts der rasanten Ent- wicklung des Klimawandels. Damit nahm ein mühsames Ringen und Feilschen um konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der globalen Erwärmung seinen Lauf, das in immer neuen internationalen Konfe- renzen seinen Ausdruck fand.
In Bezug auf den Klimawandel ist das „We the peoples“ ebenfalls von Bedeutung. Da- bei sind die „Völker“ und das menschliche Individuum vor allem als Teil eines orga- nischen Ganzen zu verstehen, dem auch Klima, Tier, Pflanze und Boden angehö- ren. Der britische Wissenschaftler James Lovelock spricht in diesem Zusammen- hang von einem Selbstregulierungsmecha- nismus von Gaïa, also der Erde, die sich an neue Konstellationen innerhalb dieses
Ganzen anpasst. Das Ausmaß des heuti- gen Klimawandels hat dieses System der Selbstregulierung geschädigt und so steht jeder Einzelne von uns vor der Frage, wie er zu einer nachhaltigen Lösung beitra- gen kann. Sicherlich können sich die bald neun Milliarden Bewohner dieser Erde nicht an einen Verhandlungstisch setzen, sondern brauchen Vertreter. „Accounta- bility“ der von uns Beauftragten wird zu einem entscheidenden Kriterium. Aber damit wir als Bürger unsere Vertreter tat- sächlich zur Rechenschaft ziehen können, ist ein gutes Verständnis darüber nötig, wie internationale Klimaverträge ausgear- beitet und verhandelt werden.Auf den folgenden Seiten finden Sie also keine Beiträge über Klimawandel und seine Folgen, sondern Texte über die Rolle der Unterhändler, der luxemburgischen EU-Ratspräsidentschaft, der Zivilgesell- schaft und der Medien im Rahmen der Verhandlungen. Im ersten Artikel zeich- net Joël Adami die Hauptpunkte nach, die in Paris diskutiert werden, insbesondere die Frage der Finanzierung der Emissions- reduzierung und der Konferenz an sich. Philippe Schockweiler, der als Vertreter der europäischen grünen Jugend in Ko- penhagen dabei war, beschreibt die Ent- täuschung nach dem gescheiterten Klima- gipfel 2009 und welche Konsequenzen die Bürger und die Zivilgesellschaft daraus ge- zogen haben. Henri Haine, der auf Seiten
der luxemburgischen Regierung 2009 in Kopenhagen an den Verhandlungen betei- ligt war, zieht eine persönliche Bilanz und erläutert die Lehren aus der Konferenz von Kopenhagen. Raymond Flammant erin- nert an Erich Kästners Erzählung „Die Konferenz der Tiere“, die die Uneinig- keit der Menschen aus der Perspektive von 1946 auch für die heutige Situation treffend parodierte.
Das Interview mit der luxemburgischen Umweltministerin und Vertreterin der EU in Paris, Carole Dieschbourg, gibt einen ersten Einblick in die „Conference of Par- ties (COP) 21“. Die Politikerin von déi gréng spricht nicht nur über die Rolle der Luxemburger Ratspräsidentschaft, son- dern äußert sich auch zu ihren persönli- chen Aufgaben und Vorbereitungsmetho- den. Sarah Blau koordiniert die Position der EU-Staaten im Rahmen der Vorver- handlungen und Kim Nommesch fasst einige Überlegungen, die im Gespräch mit ihr entstanden sind, zusammen. An- schließend weisen Auszüge aus Bruno Latours neustem Werk Face aÌ€ Gaïa auf naturphilosophische Ansätze hin, die sei- ner Meinung nach in der aktuellen Gestal- tung der Klimaverhandlungen fehlen. Jean Feyder, ehemaliger Vertreter Luxemburgs bei der UNO, analysiert, wie „internatio- naler Konsens“ in verschiedenen UNO- Institutionen erreicht wird. Schließlich beschreibt der Beitrag von Lynn Klein den Einfluss internationaler Medienkampa- gnen auf die Verhandlungen während Lynn Harles zum Abschluss einen positiven Aus- blick bietet, der sich aus den Schnittstellen zwischen Design und Ökologie ergibt.

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