Luxemburg will sich modernisieren. Ein neuer Gesellschaftsvertrag und ein neues Image sollen das Land für das 21. Jahrhundert „fit“ machen. Die Luxemburger Wähler sind am 7. Juni aufgerufen, in einem Referendum darüber zu entscheiden, wer in Zukunft politisch mitbestimmen soll. Zeitgleich sammelt die Regierung auf der Internetplattform „Nation Branding“ Vorschläge, welches Luxemburg-Bild Minister und Großherzog auf ihren Auslandsreisen mitnehmen sollen.
forum will die auf den Rahmen von drei Fragen und eine Internetseite reduzierte Debatte über die Zukunft Luxemburgs erweitern. Mit Akteuren der Zivilgesellschaft, Forschern und dem Publikum haben wir am 4. Mai darüber diskutiert, was dieses Land heute ausmacht. Inwiefern lassen sich die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen noch durch den Nationalstaat organisieren? Reicht ein Einwohnerwahlrecht, um dem Luxemburger „Sonderweg“ gerecht zu werden? Lassen sich noch nationale Interessen in unserer Wirtschaftspolitik berücksichtigen? Und wie wandelbar und steuerbar ist überhaupt die Identität bzw. das Selbstbild eines Landes?
(CC BY-NC-ND 2.0 by Béliza Mendes)
Die fünf Impulsvorträge mit der jeweils anschließenden Diskussion können Sie hier nachhören:
In seiner Einleitung (11 min., 20 MB) beleuchtete Pol Schock (Historiker und Mitglied der forum-Redaktion) das Konzept des Nationalstaats aus historischer Perspektive.
Fernand Fehlen (Soziologe an der Uni Luxemburg) analysierte in seinem Vortrag (26 min. 45 MB) demographische Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Sprachensituation. In der Diskussion ging es darum, dass viele Einwanderer nur kurz im Land leben. Ob die Europa-Schule oder andere internationale Schulen ein adäquates Mittel sind, um der Immigration zu begegnen, wurde kritisch diskutiert.
Cátia Gonçalves (Präsidentin der Femmes socialistes) beschäftigte sich mit dem Wahlrecht als Grundrecht (26 min., 44 MB) und schlug interessante Parallelen zu den sozialen Rechten. Das Publikum griff vor allem die Frage nach dem Ausländerwahlrecht auf.
Adrien Thomas (Forscher am Luxembourg Institute of Socio-Economic Research) sprach über den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt und die Vertretung der Interessen der Grenzgänger (26 min., 44 MB).
Jean-Jacques Rommes (Administrateur délégué der UEL) präsentierte in seinem eigenen Namen Überlegungen (31 min., 54 MB) zum Wachstumszwang, den Luxemburg sich selbst auferlegt habe – u.a. aufgrund der Rentenpolitik. Er kam zum Schluss, dass das Land sich nicht auf die gesellschaftlichen Folgen des Wachstums angepasst habe – gerade auch im Hinblick auf die politische Beteiligung der ausländischen Einwohner. Zum Abschluss ziehen Cátia Gonçalves, Fernand Fehlen und Pol Schock ihr Fazit des Abends und geben ihre Einschätzung ab, welche Zukunft der Luxemburger Nationalstaat hat.
public forum wird organisiert von der Zeitschrift forum. Die Diskussion findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe OPEN SQUARE des CarréRotondes (www.rotondes.lu) statt.