Politik als Kunst der schöpferischen Zerstörung

Mit dem Jahresende kommt auch die Zeit der Rückblicke. Wir wollen diese schöne Tradition gleich hier weiterführen und für die Nachwelt ein für alle mal festhalten, dass 2006 für dieses Land alles andere als glorreich war! Wo andere Erdteile und Staaten mit Gletscherschmelze, Erdbeben und Besatzungsregimes zu kämpfen hatten, wird unser Großherzogtum auf ganz andere Weise geprüft. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination schaut das Land zu, wie der eigene Premierminister eine Spur der Verwüstung hinter sich herzieht.
Beschädigt wurden fast sämtliche Institutionen des Landes (Justiz, Staatschef, Staatsrat, Zentralbank), das Verhältnis zum größten Arbeitgeber (Arcelor/Mittal) und die außenpolitische Positionierung des Landes als neutraler Sachverwalter (durch die persönliche Auseinandersetzung mit Blair, danach mit Trichet). Außerdem wartete Europa vergeblich auf eine eigene Initiative aus Luxemburg (der enttäuschende Bericht für den Europarat und die rückwärtsgewandte Rede in Aachen) und auch innenpolitisch wurde die notwendige Europadebatte verpasst (u.a. mit den halbherzigen Bestimmungen zur doppelten Staatsbürgerschaft). Man könnte angesichts dieser Bilanz in ehrliche Verzweiflung ausbrechen.
Doch vielleicht ist es ja so, dass die innen- und außenpolitischen Taktlosigkeiten und Fehltritte Ausdruck eines politischen Programms sind? Und uns nur der Blick für die Ästhetik des Vorgehens fehlt? Womöglich ist auch Politik nur die Kunst der schöpferischen Zerstörung.
Wir sind jedenfalls gespannt, was die nächsten zwölf Monate bringen werden, und wünschen unseren Leserinnen und Lesern vorsorglich schon alles Gute für 2007!

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