- Gesellschaft, Kultur
Kultureller Tipp – BlanContact präsentiert „…Et le jour prend forme sous mon regard“
Am Freitag, den 19. Februar feiert das neue Stück des Projektes BlanContact Premiere im Mierscher Kulturhaus. „…Et le jour prend forme sous mon regard“ stellt eine hochkomplexe Zusammenarbeit zwischen professionellen Künstlern sowie Tänzern mit und ohne Behinderung dar. Unter der künstlerischen Leitung der Choreografin Annick Pütz und des Psychomotorikers Thierry Raymond gelingt es dem Kollektiv BlanContact jedoch, die vielfältigen Botschaften des Stückes verständlich zu übermitteln. Hier kann man tatsächlich von barrierefreier Kommunikation sprechen. Sie ist nicht nur wichtig im Umgang mit behinderten Menschen mit einer Behinderung wichtig, sondern dient auch der Sensibilisierung von politischen Entscheidungsträgern, die die Prozesse in diesem Kontext erst sinnvoll vorantreiben können, wenn sie die Situation von Behinderten besser begreifen.
Mit der Unterzeichnung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen am 30.März 2007 verpflichtete sich das Großherzogtum, die im Dokument definierten Rechte zu gewährleisten. Neben dem Recht auf Bildung und Arbeit, sind in diesem wichtigen Schriftstück unter anderem auch das Recht auf Information und freie Meinungsäußerung festgeschrieben. Eben diese Rechte können in der Praxis jedoch noch lange nicht immer umgesetzt werden, auch wenn einen beispielsweise als Rollstuhlfahrer manchmal nur wenige Stufen von der Eingangstür einer Behörde trennen. Beim barrierefreien Zugangs zu kulturellen Institutionen ist man hierzulande gut ausgestattet, was ein Grund dafür sein wird, dass die Meinungsäußerung seitens der Betroffenen oftmals in einer künstlerischen Form stattfindet.
Die Produktion des Mierscher Kulturhauses und der Fondation Kräizbierg fokussiert sich auf menschliche Begegnungen, welche die Wahrnehmung eines Jeden beeinflussen. Sowohl die Wahrnehmung von sich selbst, als auch jene anderen. „C’est le regard qui me tient, qui nous tient à distance, en haleine, puis nous rapproche l’un de l’autre, comme si le regard à lui tout seul, suffisait à faire bouger le monde“, heißt es in dem von Nico Helminger beigesteuerten Text. Die Poesie liegt aber nicht allein in den mündlich vorgetragenen Zeilen des Schriftstellers oder dem Gesang von Marie-Christiane Nishimwe. Auch die Musiker Aude Miller (Geige), Nicolas Billaux (Oboe) und Emilie Škrijelj (Akkordeon) untermalen das Stimmungsbild im Laufe der einstündigen Vorstellung musikalisch, ja überzeichnen es zeitweilig sogar und verleihen den Emotionen auf der Bühne somit großen Nachdruck.
Es sind nicht etwa die Personen mit einem Handicap, die bei diesem Stück eine helfende Hand brauchen. Vielmehr sind sie es, die jenen Menschen im Publikum, denen bisher die Eleganz einer Elektrorollstuhlchoreografie vorenthalten blieb, neue Perspektiven eröffnen. Ebenfalls werden sich wenige kulturinteressierte Menschen bisher Gedanken darüber gemacht haben, wie man einen gefühlsbetonten Tango tanzt ohne dabei seine Füße zu bewegen. BlanContact bietet die Antworten auf diese Fragen. Im Bereich des Tanzes muss die Barrierefreiheit nicht herbei getanzt werden, sondern sie ist bereits da, weil man mit eben jenen Kompetenzen und Stärken arbeitet, die im Ensemble zusammen kommen. Das Vertrauen, das es für eine künstlichere Zusammenarbeit braucht, muss gleichwertig untereinander verteilt sein und als Grundvoraussetzung gelten. BlanContact hat es geschafft, diese Stimmigkeit mehrfach im Stück tänzerisch umzusetzen.
Wer diesen außergewöhnlich sanften Kurs in der Bewegungssprache belegen möchte, kann sich noch Karten für die morgige Premiere im Merscher Kulturhaus sichern. Weitere Vorstellungen gibt es noch am Samstag, den 20. und Sonntag, den 21. Februar. Im Grand Théâtre wird „…Et le jour prend forme sous mon regard“ am 24.2. aufgeführt.
(Photos: Jeanine Unsen)
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