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Climate Diary 8

27. September (Freitag)
the grand finale
Mit fällt es noch schwer, mich mit den heutigen Ereignissen auseinanderzusetzten und darüber nachzudenken, was alles passiert ist, seitdem wir die Planungen für die letzte Woche aufgenommen haben.
Über den Sommer hat Youth for Climate Luxembourg sich mit NGOs, Gewerkschaften und Aktivisten zusammengesetzt und das Bündnis „United for Climate Justice“ gegründet. Hauptziel war die Organisation einer Massendemonstration. Die Idee: Wir müssen alle unsere Kräfte bündeln, um für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen. Wir wollten dieses Bündnis, um gemeinsam gegen dir Handlungslosigkeit der Regierung in Bezug auf die Klimakrise zu kämpfen. Eine sehr lebhafte engagierte Arbeitsgruppe traf sich über Monate fast wöchentlich, um eine in meinen Augen echt ambitionierte Demo zu organisieren: einen Sternmarsch, einen von vier verschiedenen Orten beginnenden Marsch von Demonstranten, die sich an einem Punkt treffen sollen. Es wurde beschlossen, am Zielpunkt eine Schweigeminute für alle Klimakrisen-Opfer abzuhalten.
Heute fand dieser Sternmarsch statt. An der Place Clairefontaine gab es Kundgebungen, es gab klare Ansagen und konkrete Forderungen. Das Wetter spielte mit und bescherte uns gelegentlich auch mal Sonnenstrahlen.
Und trotzdem hinterlässt das alles bei mir einen bitteren Nachgeschmack.
Seitens der Polizei wird von 3.000 Teilnehmern gesprochen, eine NGO spricht von 8.000 Menschen, ich hatte den Eindruck, dass sich heute 10.000 engagierte Bürger/innen versammelt haben. Die erste halbe Stunde fühlte sich der Marsch fast an wie ein Begräbnis (ich lief auf dem Kirchberg los). Es war so still. Ich fühlte mich so unwohl, dass ich am liebsten mein Megafon versteckt hätte, damit niemand auf die Idee kam, ich sei verantwortlich für diese Stimmung. Nach einem Kilometer trafen wir auf Schweif Nr. 2, und die Freude war riesengroß. Es war so ermunternd und ermutigend, die vielen hundert Menschen zu sehen, die am Glacis zu uns stießen, mit ihren Papp-Plakaten, den Flaggen, riesengroßen aufgeblasenen Erdbällen und dem ganzen Krach, den sie machten. Von dem Moment an habe ich mir die Seele aus dem Hals geschrien. Die Polizei hatte Mühe, uns voranzutreiben und die Straßen, auf denen wir uns immer wieder niederließen, frei zu bekommen.
Et 1, et 2, et 3 degrés, c’est un crime contre l’humanité !
Wir gingen weiter die Avenue de la Porte-Neuve Richtung Stadtmitte. Immer mehr Zuschauer blickten uns verwundert an. Dann stießen wir auf die anderen, viele Jugendliche, viele Youth for Climate-Aktivistis. Bei denen war Party angesagt, so wie es halt nur Youth kann. Und paukenschlagend ging es weiter. Die Power der Masse machte gute Laune.
An der Place Clairefontaine ging es gleich mit Musik los, dann kamen die Reden. Es war fantastisch.

Für mich hatte der Tag zwei Facetten. Ich bin enttäuscht von der niedrigen Teilnehmerzahl. Und trotzdem war das heute einmalig. Ich bin enttäuscht von der generellen Lustlosigkeit und Lethargie der Menschen, sich zu beteiligen, und trotzdem lief alles wie am Schnürchen. Ich bin entsetzt darüber, dass schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Ende die Bühne abgebaut wurde, weil keiner mehr da war, dennoch hatten wir Glück mit der Stimmung und dem Wetter.
Waren meine Hoffnungen zu groß und meine Erwartungen zu hoch? Aber können Hoffnungen zu groß sein?
Fuchs.
Luxemburg, 27. September 2019
PS: Wegen organisatorischer Schwierigkeiten ergab sich heute die Gelegenheit nicht, aber hier das Lied, das ich gerne mit all den engagierten Menschen, die mit uns auf der Straße waren, gesungen hätte.
change is coming
we are few, but we are strong
time’s been wasted
and we haven’t got to long
mother is dying
we can feel it in our bones
so we’re rebelling for a system
that is wrong

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