31 Vorschläge für eine Politik der Resilienz (Reaktion auf Vorschlag 5: Anouk Boever-Thill)

Vorschlag 5 der forum-Redaktion: Die Luxemburger Umwelt-, Wasser- und Agrarpolitik kann sich nicht auf die Landesgrenzen zurückziehen. Sie muss mit den unmittelbaren Grenzregionen Partnerschaften zum Aufbau gemeinsamer Standards und Schutzzonen eingehen.

Reaktion 5 von Anouk Boever-Thill:

Klimawandel und Umweltschutz rücken mehr denn je in den Fokus. Die wirtschaftliche Entwicklung, die stets wachsende Bevölkerung und die rasant fortschreitende Globalisierung bringen folgenschwere Umweltprobleme mit sich. Gewässerverschmutzung, Entwaldung, ansteigende CO2-Emissionen und die Zerstörung der Biodiversität sind einige der verheerenden Folgen für unsere Umwelt, denen es entgegenzuwirken gilt. Durch die Anwendung schädlicher Chemikalien in der Landwirtschaft zur Erhöhung der Ernteerträge gelangen diese mittelfristig in unser Grundwasser. Die bewirtschafteten Flächen einer intensiven Landwirtschaft greifen in die natürlichen Lebensräume ein, was Auswirkungen auf die Biodiversität von Fauna und Flora hat. Dabei gilt es, die Schätze der Natur zu erhalten und zu pflegen, um gesunde Böden und Gewässer zu fördern, die notwendig sind für eine dauerhafte und nachhaltige Ernte.

Die Südregion, unter der Leitung von ProSud, hat für das Programm Man and Biosphere der UNESCO kandidiert. Dieses zukünftig ausgewiesene Biosphärenreservat soll die wirtschaftliche Entwicklung und den Schutz der Natur vereinen, die Biodiversität fördern, Ökosysteme schützen, die Konversion industrieller Brachen und die Entwicklung von lokalen Produkten vorantreiben, ganz im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung der gesamten Südregion. In einer ersten Phase soll sich dieses Biosphärenreservat auf die Südregion Luxemburgs begrenzen, was einfacher und überschaubarer war, um diese Kandidatur einreichen zu können. Eine grenzüberschreitende Ausdehnung des Gebietes ist aber durchaus sinnvoll und vorstellbar, ein Biosphärenreservat sollte sich nicht auf Landesgrenzen beschränken, schließlich machen Luft und Wasser vor territorialen Grenzen keinen halt. Auch in Sachen Landschaftsplanung und städtische Entwicklung sollten gemeinsame regionale Standards entwickelt und weitergeführt werden, um eine nachhaltige Entwicklung anzustreben, die wiederum einen positiven Einfluss auf Umwelt und Lebensraum hat. So zum Beispiel nach dem Modell der IBA Alzette-Belval, die, im Auftrag vom GECT (Groupement européen de coopération territoriale) aus luxemburgischen und französischen Gemeinden bestehend, entwickelt wurde.

Die bislang noch immer mangelhafte Weitsicht der Politik in Sachen Klimawandel und Schutz der Biodiversität zeigt uns deutlich unsere Grenzen auf, obwohl die Umwelt- und Klimaprobleme grenzübergreifende Folgen haben. Kein Staat kann sie alleine lösen, auch wenn jeder „vor seiner eigenen Haustür“ anfangen muss. Umweltschutz kann nur durch gemeinsames Handeln und grenzüberschreitende Politik gewährleistet werden, deshalb gilt es, die gemeinsamen politischen Maßnahmen und Ressourcen zu koordinieren. Die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung muss sich auf interregionaler Ebene abspielen, um effizient zu sein. Die EU hat sich in Sachen Umweltpolitik klare Ziele gesetzt, die mithilfe von entsprechenden Forschungsprogrammen, Rechtsvorschriften und Finanzmitteln anzustreben sind. Zahlreiche Maßnahmen sollen die gefährdeten Arten und Naturgebiete schützen, die Sauberkeit der Gewässer und die Luftqualität verbessern, die Abfallbewirtschaftung effizienter gestalten und die Auswirkungen durch schädliche Substanzen minimieren. Die EU-Richtlinien geben allerdings nur den Rahmen vor, jeder Mitgliedstaat hat seine eigene nationale Gesetzgebung. Eine Bündelung der finanziellen und rechtlichen Ressourcen durch eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit erscheint sinnvoll und notwendig, um ein gemeinsames Ziel erreichen zu können. Es gilt dabei zu überdenken, wie die Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit gefördert sowie Veränderungen von Konsumverhalten und Lebensstilen über die Grenzen hinaus angeregt werden können. Sich dabei auf ein begrenztes Staatsgebiet mit isolierten Maßnahmen zu beschränken, würde uns nicht weiterbringen. Gerade während dieser sanitären Krise wird uns bewusst, wie schwierig eine gemeinsame, grenzüberschreitende Linie und Haltung bei gewissen Themen zu erzielen ist. Ähnlich verhält es sich auch in Bezug auf die Umwelt-, Wasser- und Agrarpolitik. Es betrifft uns alle, und so sollten wir uns auch in Sachen Klima- und Umweltschutz solidarischer zeigen, unsere Kräfte ganz im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung unseres Lebensraumes vereinen. Grenzüberschreitende Partnerschaften, wie es sie bereits vereinzelt/mancherorts gibt, müssen deshalb gefördert und ausgebaut werden, da die angestrebten Ziele nicht im Alleingang zu erreichen sind.

Autornotiz: Anouk Boever-Thill ist Gemeinderätin in Monnerich und Präsidentin des Gemeindesyndikates ProSud.

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