Zum Glück habe ich den heutigen Tag beim alternativen Gipfel „Klimaforum’09“ verbracht. Vor dem Bella Center, wo der offizielle Gipfel stattfindet, standen heute manche 7 Stunden in der Kälte vor den Türen, um dann zu erfahren, dass sie nicht rein gelassen würden. 34 000 Menschen wollen diese Woche in ein Gebäude, in das 15 000 rein dürfen, bevor es von der Feuerwehr zwangsgeräumt wird. Auch morgen erspare ich mir den Stress mich in das Konferenzzentrum zu quetschen und verbringe diesmal einen Tag mit dem EU-Angeordneten Claude Turmes. Ihm wurden für morgen 5 Stunden Wartezeit in Aussicht gestellt, weshalb er all seine Termine in ein Hotel umgebucht hat. Anscheinend soll das Problem ab Mittwoch, wenn die Staats- und Regierungschefs ankommen, gelöst werden, in dem die Nichtregierungsorganisationen nicht mehr zugelassen werden. Es herrscht Chaos in Kopenhagen, nicht nur organisatorisches, sondern weiterhin auch politisches.
Es war genau der richtige Tag, um beim alternativen Klimagipfel vorbei zu schauen, denn hier war heute der Auftakt für die heisse Schlussphase. Die Staats- und Regierungschefs wollen am Freitag feierlich erklären können höchstpersönlich zur Weltrettung beigetragen zu haben. Dabei findet unter dem Deckmantel der Klimapolitik knallharte Interessenpolitik statt und es rechnet keiner mehr mit einem Deal, der wirklich dem entspricht was wissenschaftlich empfehlenswert scheint. Ausser vielleicht der maledivische Präsident Mohamed Nasheed, der heute bezeichnenderweise zuerst vor den Umweltaktivisten und den „Durchschnittsbürgern“ beim alternativen Klimaforum gesprochen hat. Hier findet er mehr Unterstützung für seine Forderungen als bei den meisten (vor allem den mächtigsten) seiner Amtskollegen. Damit die Malediven in ein paar Jahrzehnten nicht im Meer versinken, müsste die Erderwärmung bei höchstens 1,5ºC gestoppt werden (Stand: Die globale Durchschnittstemperatur liegt bereits 0,7ºC höher als vor dem Industriezeitalter, mit dem CO2, das wir bis zum heutigen Tag bereits emittiert haben, ist eine Erderwärmung von 1,4ºC schon nicht mehr zu verhindern) und die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre müsste so schnell wie möglich von aktuellen 390 wieder auf 350ppm (Teilchen pro Millionen) zurückgebracht werden. UNO, EU und USA sprechen aber erst ab 2ºC und 450ppm von „gefährlichen“ Klimawandelfolgen und verfehlen ihr selbst erklärtes Ziel mit den aktuellen Reduktionsangeboten dennoch.
Ich habe mit dem Presseprecher des Klimaforum’09, Niels Festrup, über Sinn und Zweck eines alternativen Gipfels gesprochen, den Vortrag des Buchautors und Klimaaktivisten Bill McKibben über die Bedeutung von „three-five-o“ aufgenommen und natürlich die Rede des Präsidenten Nasheeb festgehalten – einen Zusammenschnitt können Sie sich hier anhören: Ein Tag im Klimaforum









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