Liebe Freundinnen und Freunde,

wissenschaftlichen Studien zufolge sind Menschen, die sich in ihrer Freizeit freiwillig engagieren, zufriedener und geerdeter. Sich einzusetzen für andere, für ein gemeinsames und übergeordnetes Ziel, hat offensichtlich einen positiven Einfluss – nicht nur auf die Gemeinschaft, sondern auch auf einen selbst. Zahlreich sind die Bereiche und Möglichkeiten – von Schule, Musik, Pflege, Rettungsdienste, Kultur, Religion oder Sport bis hin zu eigenwilligen Themenbereichen, in denen kleine Gruppen ihre Interessen teilen. 

Freiwilliges Engagement stärkt den Einzelnen und ist existenziell für die Zivilgesellschaft und ihre Resilienz, besonders in herausfordernden Zeiten. Sich einbringen bedeutet mitreden und Verantwortung übernehmen, es heißt anpacken statt meckern. Im Kleinen erfahren wir dadurch Selbstwirksamkeit, Wertschätzung und soziale Zugehörigkeit, im Großen gesellschaftliche Teilhabe und Zusammenhalt. Dies klingt fantastisch in der Theorie – in der Praxis ist es jedoch auch in diesem Bereich so, dass der Zugang zur Partizipation ungleich verteilt ist. 

Vereine sichern den Erhalt der Vielfalt und proben die praktische Anwendung der Demokratie und ihrer Prinzipien in der Lebenswelt ihrer Mitglieder. Hier wird man sozialisiert: Je nach Struktur und Organisationskultur wird in egalitären Interaktionsformen diskutiert und nach tragbaren Kompromissen gesucht, mit denen sich die Mehrheit identifizieren kann. Eine funktionierende Demokratie braucht eine starke Zivilgesellschaft. Unsere gesellschaftlichen und staatlichen Strukturen beruhen darauf (oder ruhen sich darauf aus?), dass das ehrenamtliche Engagement selbstverständlich ist. Was wir dabei nicht außer Acht lassen dürfen, ist, dass es auch einen wirtschaftlichen Faktor darstellt: Der Staat spart durch das Ehrenamt nicht unerhebliche Summen.

In unserem Dossier „Vereine – Spiegel der Gesellschaft?“ finden Sie wie gewohnt verschiedene Zugänge zum Thema, wobei die Definition von „Vereinen“ in Luxemburg nicht nur ehrenamtliche Strukturen umfasst.  

Wie verändert sich dieser Spiegel oder die Realitäten, die das Bild ergeben? Brauchen wir mehr Engagement in Anbetracht der Vertrauenserosion in die Demokratie, wie es die Polindex-Studie Ende Februar feststellte? Demnach sehen ein Drittel der Befragten die Demokratie als Staatsform als „nicht effizient“ an – unklar ist dabei, wodurch sie ersetzt werden könnte. In der Reflexion ergibt sich ein Bild, das zunehmend besorgniserregend ist, vor allem, wenn wir den Blickwinkel erweitern, z. B. auf die USA – dazu empfehle ich Ihnen den Beitrag in dieser Ausgabe mit dem Titel „‘Nie wieder‘ huet et 1945 ge­heescht. An haut?“. Zusätzlich lade ich Sie ein, sich online die Aufzeichnung unseres public forum vom 3. März mit dem Titel „Machtloses Europa?“ anzusehen. In der Diskussion gehen wir mit unseren Gästen und dem Publikum sicherheitspolitischen Fragen auf den Grund, vor der Kulisse der aktuellen Weltlage und Tendenzen. 

Sie sehen, es begleiten uns derzeit einige Fragezeichen. Vertrauen wir nicht darauf, dass diese sich von alleine in Punkte oder Ausführungszeichen wandeln – lassen Sie uns gemeinsam den Inhalt und die Prozesse gestalten!

Anke Reitz 

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